06.
04.18
16:14

Drohender Handelskrieg im Sojamarkt

China droht mit Schutzzöllen auf US-Sojaeinfuhren – ein Eigentor?

 Der Handelsstreit China –USA eskaliert. Im ersten Anlauf hatte China Soja nicht auf der Liste der zu bezollenden Importprodukte aus den USA. Man war schon geneigt zu sagen, dass die Chinesen mit Augenmaß auf die US-Zölle reagiert haben. Aber die Eskalation hat ihre eigenen Gesetze: womit trifft man den Gegner am schmerzhaftesten, auch wenn‘s einem selber weh tut.

 Der Hintergrund: China wird im Laufe dieses Jahres rd. 100 Mio. t Sojabohnen importieren; das entspricht mehr als 60 % des Welthandels. Rd. 35 Mio. t stammen regelmäßig aus den USA. Der Rest wird aus Südamerika eingeführt mit Brasilien und Argentinien an der Spitze.

 China’s Eigenerzeugung an Soja beziffert sich auf 14 Mio. t je Jahr. Seit mehr als einem Jahrzehnt hat sich die chinesische Regierung entgegen sonstigen Autarkiebestrebungen darauf eingelassen, von den Einfuhren abhängig zu sein. Man importiert in 1. Linie Sojabohnen und verarbeitet die Lieferungen im eigenen Lande. Das Sojaöl geht direkt in die Nahrungskette und Sojaschrot wandert in die wachsende Schweinehaltung.

 Die USA sollen nach den Anbauplänen 2018 rd. 115 Mio. t ernten. Davon werden etwas mehr als 60 Mio. t exportiert. Der Exportdruck ist groß, zumal noch hohe Vorräte aus der alten Ernte vorhanden sind.

 Der Einfuhrzoll auf US-Bohnen macht die Ware weniger attraktiv gegenüber den Importen aus Südamerika. Dabei ist in diesem Jahr zu beachten, dass Argentinien trockenheitsbedingt nach jüngsten Einschätzungen weniger als 40 Mio. t ernten wird gegenüber früheren Jahren, die im Durchschnitt um die 55 Mio. t betragen haben. Ganze Sojabohnen werden nur in kleinem Umfang von 5 bis 7 Mio. t ausgeführt, sondern in 1. Linie die Produkte Sojaschrot, Sojaöl bzw. Biodiesel aus Sojaöl hergestellt.

 Brasilien befindet sich im Endstadium der diesjährigen Sojaernte, die auf Rekordniveau von 118 Mio. t geschätzt wird. Im Durchschnitt der 3 Vorjahre wurden rd. 110 Mio. t geerntet. Die brasilianische Erzeugung ist in den letzten Jahren ständig gestiegen. Der Export liegt bei 60 bis 70 Mio. t unverarbeiteter Ware.

 Angesichts der Zahlen wird deutlich, dass China auf US-Importe und die USA auf Exporte nach China angewiesen bleiben werden. Andere Länder kommen aufgrund ihres geringen Potenzials nur wenig in Frage.

 Für die EU-Einfuhren von rd. 10 Mio. t Sojabohnen und 20 Mio. t Sojaschrot kommen in 1. Linie die südamerikanischen Länder in Betracht mit Schwerpunkt Argentinien im Falle von Sojaschrot. Lieferungen aus den USA scheitern häufig an der fehlenden EU-Zulassung vieler gentechnisch veränderter Sorten.

 Die Erkenntnis, dass ein Handelsstreit alle betroffenen Parteien schadet, ergibt sich schlicht aus dem Umkehrschluss, dass die gewachsenen Handelsbeziehungen aus der erfolgreichen Vorteilssuche vorangegangener Jahre entstanden sind.

 Darf man auf Vernunft und Einsicht hoffen?

 

 

Rückrufservice
Beschreiben Sie bitte Ihr Anliegen, damit wir uns auf den Rückruf vorbereiten können.
Ja, ich habe die Datenschutzerklärung zur Kenntnis genommen und willige ein, dass die von mir angegebenen Daten inklusive der Kontaktdaten zwecks Bearbeitung der Anfrage und für den Fall von Anschlussfragen elektronisch erhoben und gespeichert werden. Meine Daten werden dabei nur streng zweckgebunden zur Bearbeitung meiner Anfrage genutzt und nicht ohne Einwilligung weitergegeben. Diese Einwilligung kann jederzeit mit Wirkung für die Zukunft widerrufen werden.

Jetzt registrieren

Jetzt registrieren und ZMP Live+ 14 Tage kostenlos testen!
  • Dauerhaft kostenfrei
  • Keine Zahlungsinformationen erforderlich