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03.19
08:14

Einschätzung der zukünftigen Getreidepreisentwicklung

Trendwende im Weizenexporthandel – Folgen für die weitere Preisentwicklung

Seit mehr als 2 Jahren beherrschten die russischen Weizenausfuhren den internationalen Handel mit Schwerpunkt im Absatzgebiet der Nordafrikanischen Einfuhrländern und des Mittleren Ostens. Die hohen russischen Erntemengen sorgten für entsprechenden Exportdruck zu fallenden Kursen.Die EU ist auf einen Weizenexport von 20 bis 25 Mio. t angewiesen, aber trockenheitsbedingt niedrige Ernten führen 2018/19 zunächst zu hohen Preisen, die aber im internationalen Handel nicht wettbewerbsfähig waren. Entsprechend schwach entwickelten sich die EU-Weizenausfuhren. Ähnlich erging es den USA mit ihren relativ zu hohen Exportnotierungen, sowie vergleichsweise höheren Transportkosten.

Diese Preissituation hat sich seit kurzem geändert. Der Ausfuhrboom der Schwarzmeerländer - allen voran Russland - kommt an die Grenzen der Weizenverfügbarkeit. Steigende Knappheit hat zu steigenden Exportpreisen in den Schwarzmeerhäfen geführt. Die Wettbewerbsüberlegenheit schwindet.

Jetzt liegen die EU- und US-Weizenexportkurse unter denen aus den Schwarzmeerhäfen. Die jüngsten Weizenausschreibungen der Einfuhrländer – allen voran Ägypten – werden nicht mehr überwiegend den Exporteuren aus dem Schwarzmeergebiet zugeschlagen. Die EU hat sich mit ihren Angeboten zunehmend durchsetzen können.

Das US Agrarministerium erwartet aufgrund des eingetretenen EU-Preisvorteils, dass in den kommenden Monaten die EU-Ausfuhren – ähnlich wie im Jahre 2016 - auf monatliche 3 Mio. t klettern könnten. Die Lieferungen sollen vornehmlich aus Frankreich und Rumänien stammen. Das USDA schätzt die EU-Weizenexporte jetzt auf gestiegene 23 Mio. t bezogen auf das Jahr 2018/19.

Steigende Exporte verringern die EU-Überhangbestände auf geschätzte 10 Mio. t. Daraus folgt, dass bei einer prognostizierten EU-Weizenernte 2019/20 von 147 Mio. t insgesamt 157 Mio. t zur Verfügung stehen. Unterstellt man einen mehrjährigen Weizenverbrauch von rd. 130 Mio. t und einen durchschnittlichen Export von 27 Mio. t kommt gerade eine bedarfsdeckende Versorgungsbilanz heraus.

Im ablaufenden Jahr setzte sich das Angebot aus 14 Mio. t Anfangsbestand und 136 Mio. t Ernte zu einem Gesamtangebot von 150 Mio. t zusammen. Auf der Verbrauchsseite standen reduzierte 125 Mio.t und 23 Mio. t Export, zusammen 148 Mio. t.

Aufgrund der Austauschbarkeit von Getreide ist die Gesamtbilanz aussagefähiger.

Angebot 2018/19 2019/20* Verwendung 2018/19 2019/20*
Anfangsbestand 30,3 23 Inlandsverbrauch 291 290
Ernte 284,6 299 Export 30 35
Import 29,1 26 Endbestand 23 23
Gesamt 344 348 Gesamt 344 348
*geschätzt          

 Vorstehende Schätzergebnisse für 2019/20 lassen nach aktuellem Stand eine ähnlich ausgeglichene Versorgungsbilanz wie im Vorjahr erwarten. Ein ziemlich sicherer kleiner Anfangsbestand, geringere Importe aufgrund höherer Eigenerzeugung, ein etwas reduzierter Verbrauch aufgrund geringerer Viehbestandszahlen sowie ein mehrjährig durchschnittlicher Export sind die entscheidenden Positionen für das Ergebnis. Die größte Unsicherheitskomponente sind die witterungsabhängigen Flächenerträge bei wenig verringerter Anbaufläche. 

Unter vorstehenden Bedingungen könnte sich ein stabiles Preisniveau einstellen, das im oberen Mittelfeld der letzten Jahre liegen könnte. Wenn man die späteren Terminkurse an den führenden Börsen betrachtet, scheint diese Einschätzung durchaus verbreitet zu sein.

Dennoch sollte  man die Exporte 2019/20 aus dem Schwarzmeerraum nicht aus den Augen verlieren.

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