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03.22
15:49

Krieg in der Ukraine: Folgen für Getreide- und Ölsaaten

Krieg in der Ukraine:  Die Getreide/Rapsversorgung bleibt längere Zeit knapp  

Die kriegsbedingt versperrten Lieferwege aus dem Schwarzen Meer verringern die weltweite Verfügbarkeit von Getreide. Russland als weltgrößter Weizenexporteur hat aber bereits den größeren Teil seiner Ausfuhren im laufenden Wirtschaftsjahr hinter sich. Die Ukraine exportiert überwiegend Mais, der sich jedoch zum großen Teil (ca.12 Mio. t) noch im Lager befindet und mittlerweile zur eigenen Versorgung notwendig wird.  

Aber die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine sind von weitreichender Wirkung als nur für die nächsten Wochen und restlichen Monate des laufenden Wirtschaftsjahres. Folgende Faktoren sind auf längere Sicht zu berücksichtigen:  

  • Die globalen Getreidevorräte werden zum Wirtschaftsjahreswechsel deutlich kleiner ausfallen und einen geringeren Beitrag zur Versorgungssicherung im Jahr 2022/23 leisten.
  • Die Vorbereitungen für die Maisaussaat in der Ukraine kommen nicht in Gang. Düngung und Pflanzenschutzmaßnahmen könnten teils unterbleiben bzw. erheblich verringert werden. Die Arbeitskräfte in der Landwirtschaft werden für die Verteidigung abgezogen, ebenso Diesel.
  • Die südwestlichen Hauptanbaugebiete Russlands laufen ebenfalls Gefahr, die Intensität des Getreidebaus aus Gründen hoher Düngerkosten und der Ungewißheit des Absatzes durch das Schwarze Meer zu verringern. Schon jetzt sind die russischen Getreidepreise gesunken.
  • Der Krieg in der Ukraine verschärft die durch knappe und teure Düngemittel auf der ganzen Welt zu erwartenden Ertrags- bzw. Ernteeinbußen.
  • Energie- und Transportkosten bleiben auf hohem Niveau und engen den Handelsspielraum weltweit ein.  

Russland exportiert rd. 40 Mio. t Weizen und 9 Mio. t sonstiges Getreide/Jahr. Der Anteil am Welt-getreidehandel liegt bei 11 %. Im Falle des Weizenhandels beträgt der russische Anteil rd. 20 %.  

Die Ukraine exportiert 20 Mio. t Weizen und 35 Mio. t sonstiges Getreide: der Anteil am Welthandel beträgt rd. 12,5 %. Im Falle des Maishandels beträgt der ukrainische Anteil nach den USA (30%), Brasilien (21 %) und Argentinien (19 %) rd. 16,5 %.

Der Welthandel mit Getreide bewegt sich auf einem bisherigen Höchstmaß.  

Eine nicht auszuschließende erhebliche Beeinträchtigung des Exportangebotes von Getreide aus den beiden Schwarzmeerländern wird eine empfindliche Versorgungslücke auf Weltebene aufreißen.  

Die am meisten betroffenen Getreideimportländer befinden sich in Nordafrika von Algerien über Ägypten bis in den Nahen Osten hinein. Aber auch die EU-27 bezieht beachtliche Mengen:

  • Je nach Einzeljahr stammen rd. 7,5 Mio. t EU-Getreide-Einfuhren aus den beiden

     Schwarzmeerländern; davon rd. 5 bis 6 Mio. t ukrainischer Mais.

  • Es kommen je nach Jahr 15 bis 20 % der EU-Weizeneinfuhren aus Russland und weitere 20 bis 35 % aus der Ukraine.
  • Die Ukraine liefert 35 bis 55 % der EU-Maiseinfuhren und rd. 10 bis 15 % der Gersten-importe.
  • 80 % der Non-GMO-Proteinfuttermittel-Importe (u.a. Raps-/Sonnenblumenschrot) stammen aus der Ukraine.

Ölsaatenmarkt

Beim Handel mit Ölsaaten stammen rd. 50 % der EU-Rapsimporte (bzw. 2,5 Mio. t) aus der Ukraine. Rapsschroteinfuhren der EU erreichen 280.000 t bzw. mehr als 70 % der Importkäufe aus Russland und der Ukraine. Sonnenblumenschrot in Höhe von knapp 1 Mio. t stammt ebenfalls zu 70 % aus den beiden Schwarzmeerländern. Dazu kommt noch über 1 Mio. t Sonnenblumenöl (bzw. 85 % der EU-Einfuhr) aus der Ukraine. Weitere Produktmengen aus Ölsaaten haben eine weniger große Bedeutung.  

Für den Rest des laufenden Wirtschaftsjahres 2021/22 werden die möglichen Handelsbeschränkungen eher weniger große Auswirkungen mehr entfalten können, weil der größte Teil der Warenlieferungen bereits abgewickelt ist.  

Es ist aber nicht auszuschließen, dass die militärischen Auseinandersetzungen länger anhalten könnten. Daher werden die Importländer Vorsorge treffen müssen, um ausreichend mit Ware versorgt zu sein.

Dünge- und Pflanzenschutzmittelmarkt  

Auf Russland entfallen rd 13 % des Welthandels mit Düngemittel-Zwischenprodukten und 16 % des Handels mit fertigen Düngemitteln. Russland bestreitet insgesamt 40 % der weltweiten Exporte von Ammoniumnitrat. Ein erheblicher Teil davon geht nach Europa. Außerdem ist Russland mit 17 % der weltweiten Handelsmengen auch ein wichtiger Lieferant von Phosphaten bzw. Phosphordünger.  

Zwei der größten Kalihersteller stammen mit 20 % der globalen Handelsmenge aus Russland und Belarus.   

Alles in allem wird der Konflikt eine neue Aufwärtsspirale bei den Düngemittelpreisen anheizen. Eine Verschärfung der Krise hätte außerdem auch Auswirkungen auf die Logistikströme. Es dürfte auf jeden Fall zu verlängerten Lieferzeiten kommen, zu Umwegen beim Transport und stark steigenden Kosten für Seefracht und Versicherung.  

Im Extremfall können sich Landhändler trotz Lieferverträge auf höhere Gewalt berufen, wenn sie die vertraglich zugesicherte Ware nicht liefern können.  

Für die Düngerpreise könnte die Ukraine-Krise gravierende Folgen haben. Betroffen sind Ammoniumnitrat, Phosphor und Kali. Exportunterbrechungen und europäische Sanktionen werden das Angebot erheblich beeinträchtigen.  

Russland importiert(e) 2019 Pflanzenschutzmittel in Höhe von 766 Mio. $ aus Deutschland (172 Mio. $), Frankreich (104 Mio. $), China (119 Mio. $); Belarus (71 Mio. $) und Israel (53 Mio. $): Nach Stand Nov 2021 sind die Importe um rd 40 % gestiegen. Gleichzeitig sind die wenigen Exporte zurückgefallen.  

Die Engpässe und hohen Kosten bei den Dünge- und Pflanzenschutzmitteln werden zu unterdurchschnittlichen Flächenerträgen führen, so dass das Ernteergebnis 2022 deutlich kleiner ausfällt. Die Getreide- und Ölsaatenpreise werden - gemessen an früheren Jahren - auf überdurchschnittlichen Niveau verbleiben. Die Terminkurse an den Börsen unterstreichen diese Einschätzung

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