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07.20
15:27

Tierhaltungsverordnung fördert Abbau der Schweinebestände in Deutschland

Perspektiven auf die deutsche Schweinehaltung vor dem Hintergrund der Tierhaltungs-Verordnungen   

In den letzten 10 Jahren ist die Sauenhaltung in Deutschland um rd. 21,4 % zurückgegangen. Dieser Strukturwandel fand vorrangig in den süddeutschen Ländern Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen statt, die zwischen 40 bis 50 % ihrer bäuerlichen Sauenbestände verloren haben. Aber auch in den Hochburgen der deutschen Schweinehaltung Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen sind die Sauenzahlen um rd. 20 % gefallen. Hohe Verluste um 25 % weist auch das Land Schleswig-Holstein aus.  

Der Rückgang der deutschen Sauenhaltung wurde teilweise durch höhere Ferkelleistung abgefangen, aber nicht in voller Höhe. Der fehlende Nachwuchs in Höhe von aktuellen 12 Mio. Ferkeln bzw. rd. 20 % des Bedarfs stammt vorwiegend aus den dänischen und holländischen Importen.  

Die neue Tierhaltungsverordnung wird aufgrund der hohen Umbaukosten den Abbau der Sauenbestände beschleunigen. Insbesondere kleinere und unrentable Bestandseinheiten werden die Ferkelerzeugung aus Wirtschaftlichkeitsüberlegungen ganz einstellen. Bei den größeren Sauenbeständen können die Umbaumaßnahmen aus baurechtlichen bzw. räumlichen Gründen in der Tendenz zu einer Verkleinerung führen. Eine Bestandsvergrößerung ist Ausschlußgrund für die staatliche Bezuschussung beim Umbau.  

Die zur Verfügung gestellten öffentlichen Mittel von 300 Mio. € mögen auf den ersten Blick zwar umfangreich wirken, betragen aber bezogen auf die aktuellen Sauenplätze von 1,77 Mio. gerade mal 170 € je Platz. Die Umbaukosten bewegen sich aber in mehreren 1.000er €-Größen, ganz zu schweigen von den Einkommensausfällen während und nach der Umbauphase.  

Unterstellt man für das kommende Jahrzehnt nur eine Fortsetzung des bisherigen Bestandsabbaus, dann werden 2030 in Deutschland nur noch 1,24 Mio. Sauen gehalten werden. Bei erhöhten 22 Schlachtschweinen je Sau und Jahr stehen nur noch 27,3 Mio. Mastschweine aus inländischer Herkunft zur Verfügung. Bisher waren es knapp 35,6 Mio. Schlachttiere. Ein zukünftig noch größerer als angenommener Bestandsabbau ist nicht auszuschließen.  

Unterstellt man, dass der Mastschweinebestand - wie in den zurückliegenden 10 Jahren - fortgesetzt um 8 % schrumpft, werden rd. 4 Mio. Schlachttiere weniger benötigt. Aus den aufgezeigten Entwicklungslinien der Ferkel- bzw. Mastschweineerzeugung folgt, dass das Ferkeldefizit von 12 Mio. auf 16 Mio. Tieren ansteigen könnte.  

Die Schweinehaltung in Dänemark und Holland ist aus Umweltgründen bereits stark eingegrenzt. Der zusätzliche deutsche Ferkelbedarf wird kaum in voller Höhe gedeckt werden kann. Höhere deutsche Ferkelpreise könnten jedoch Teile der dänischen Lieferungen nach Polen abzweigen. Andere Nachbarländer haben nicht das Potenzial, zusätzliche Ferkel in der geforderten Größenordnung zur Verfügung zu stellen. 

Die deutsche Bruttoeigenerzeugung an Schweinefleisch hat sich in den letzten 10 Jahren mit 4,9 Mio. t SG wenig verändert. Den Importen von lebenden Schweinen und Schweinefleisch in Höhe von 1,7 Mio. t stehen Ausfuhren von rd. 2,5 Mio. t gegenüber. Die Nettoexporte haben sich in den letzten10 Jahren um 10 % erhöht.

Die Exporte sind zu 70 % in andere defizitäre EU-Mitgliedstaaten wie Italien, Großbritannien und einigen osteuropäischen Länder geflossen. Die Ausfuhren in Drittländer werden in jüngster Zeit durch Lieferungen nach China geprägt. Die hohen Exporte ins Reich der Mitte wird noch ein paar Jahre andauern, gegen Ende des kommenden Jahrzehnts aber deutlich zurückfallen.  

Der Inlandsverbrauch an Schweinefleisch ist von 4,48 Mio.t auf 4,1 Mio. t SG gefallen und der menschliche Verzehr ist von 40,2 auf 36,5 kg je Kopf vermindert worden. Das ist ein Rückgang zwischen 8,5 bis 9 %. %. Der Selbstversorgungsgrad ist von 110 % auf 119 % gestiegen.  

Geht man von einem Verzehrrückgang in ähnlicher Höhe wie in der zurückliegenden Zeit auch für das kommende Jahrzehnt aus, errechnet sich für das Jahr 2030 ein Verbrauchsniveau von 3,73 Mio. t bzw. 33,2 kg menschlicher Verzehr je Kopf. Dazu wären bei durchschnittlichen Schlachtgewichten 39,4 Mio. Schlachtungen ohne Berücksichtigung des Außenhandels erforderlich.  

Bei aller Vorsicht gegenüber dem Zahlenwerk dürfte die Tendenz eines weiteren Rückganges der deutschen Schweinehaltung deutlich werden, die durch die Tierhaltungsverordnung beschleunigt wird.

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