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05.19
16:05

Wie weit geht der Höhenflug der Schweinepreise?

Schweinepreise 1,80 €/kg - Geht noch mehr?

Mitte Mai 2019 steht der V-Preis für Schlachtschweine bei 1,80 €/kg. Unter gewöhnlichen Marktumständen kommt ein solches Preisniveau selbst im Grillmonat Mai höchst selten zustande. Dabei ist in diesem Jahr das Grillwetter vorerst nicht besonders vorteilhaft.

Es müssen schwerwiegende Gründe vorliegen, die einen Schweinepreis auf diese Höhe treibt.

1. .Die rückläufigen deutschen Schlachtzahlen um die 900.000 Schweine je Woche liegen noch tiefer als sonst saisonal üblich.

2.. Der Rückgang der Schlachtzahlen ist in allen bedeutenden EU-Staaten (mit Ausnahme Spaniens) zu beobachten. Die Zahlen variieren jedoch je nach EU-Mitgliedsland.

  1. Zunehmende Nachfrage aus Drittländern bei steigenden Preisen entlasten den EU-Binnenmarkt. Die Ausfuhren werden zu rd. 50 % bestimmt durch die Lieferungen nach China. Die dort grassierende ASP hat nach derzeitigen Kenntnisstand zu einer Bestandsminderung im April 2019 von 18 % bei den Schweinen insgesamt und zu 21 % bei den Sauen geführt. Darüber hinaus hat Vietnam bereits rd. 10 % seines Bestandes (bei 30 Mio. Schweine Jahreserzeugung; ca. BR.-D.) durch ASP-Verbreitung eingebüßt. Die Seuche breitet sich weiter in benachbarten Kambodscha aus.
  2. Exportstaaten wie USA und Kanada stehen in einem Handelskonflikt mit China. Auf US-Schweine-fleischeinfuhren erheben die Chinesen einen Einfuhrzoll von 64 %. Das schreckt ab. Kanada kann höchstens 1,3 Mio. t Schweinefleisch insgesamt exportieren. Brasilien kommt in diesem Jahr möglicherweise auf eine Gesamtausfuhr von 0,9 Mio. t. Beide Länder dürfen aber ihre bisherige Kundschaft nicht aus den Augen verlieren.

Aussichten Rest 2019

In Deutschland bzw. Europa steht die Hauptgrillsaison erst noch bevor. Die übliche Bevorratung für den steigenden Sommerverbrauch ist in diesem Jahr weitgehend ausgeblieben.

Nach den Viehzählungsergebnissen ist in Europa/Deutschland vorerst mit einem anhaltend niedrigen Schweinebestand zu rechnen.

Die Einfuhren Chinas sollen 2019 geschätzte 2,3 Mio. t (Vorjahr 1,3 Mio. t) erreichen. Für einen vollen Ausgleich der fehlenden Inlandserzeugung wären für 2019 zwar rd. 8 Mio. t Importe erforderlich.  Aber der gesamte bisherige weltweite Handel mit Schweinefleisch von 8,3 Mio. t müsste für Chinas Fehlbedarf verdoppelt werden. Das ist für eine absehbare Zeit nicht leistbar!

Die Schweinepreise in China stagnieren zurzeit auf erhöhtem Niveau von 2,65 €/kg. Ursachen sind die Auslagerung von Tiefkühlware und infolge verschärfter staatlicher Kontrollen von infiziertem Fleisch eine Zurückhaltung der Schlachttiernachfrage. Die Ansteckungsgefahr verursacht zusätzlichen Bestandsabbau; es gibt keine Tierseuchenkasse in China.

Im 2. Halbjahr 2019 werden erst die vollen Auswirkungen der ASP-bedingten Produktionsausfälle in China zum Tragen kommen, weil die Reserven erschöpft sind und der Nachschub fehlt. China versucht weltweit auf allen Märkten proteinhaltige Nahrungsmittel jeglicher Art einzukaufen. Eine volle Befriedigung der Nachfrage im bisherigen Umfange wird jedoch nicht möglich sein.

 . . . und danach

Für das Jahr 2020 soll es in China noch schlimmer kommen, denn von den rd. 7 Mio. geschlachteten Sauen (mehr als die US-Sauenherde von 6,3 Mio.) fehlt der Ferkelnachschub für die Schweinemast. Damit wird das inländische Schweinefleischangebot noch knapper ausfallen als in 2019. Die Größen-ordnung wird zwischen 15 bis 20 Mio. t Produktionsausfall geschätzt. (Der Extremfall entspricht fast der Schweinefleischmenge in der EU)

Ein Wiederaufbau der chinesischen Schweinebestände dauert Jahre: zunächst bremst die anhaltend hohe Ansteckungsgefahr die notwendige Wiederaufstallung; der Bestandsaufbau von der Jungsau bis zum fertigen Mastschwein dauert weitere 1,5 bis 2 Jahre.

Die weiter um sich greifende ASP in asiatischen Produktionsländern führt zu weiteren Engpässen in der Versorgung mit Schweinefleisch und anderen Proteinträgern mit weltweit preistreibender Wirkung.

Auch wenn die geringe Verfügbarkeit und der hohe Preis zu einem zwangsweisen Konsumverzicht führt, bleibt das Nachfragepotenzial immer noch bestehen.

Jedoch alle aufstockungsfähigen Produktionsgebiete sind weltweit nicht in der Lage, das chinesische Versorgungsproblem zu lösen. Das kann China nur selbst, und das dauert.

Das alles hält die Preisentwicklung auf Trab. In China selbst erwartet man zukünftig einen Preis von 20 Yuan/kg lebend bzw. umgerechnet 3,92 €/kg Schlachtgewicht (SG) im Vergleich zu aktuellen 2,65 €/kg SG.

Last not least: in Osteuropa und Belgien gibt es die Afrikanische Schweinepest (ASP) auch!!! Ein nicht eingrenzbarer ASP-Ausbruch in den Hochburgen der Schweinehaltung beendet alle Preisphantasien. Im Gegensatz zu China sind wir exportabhängig! 

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