Sinkende Weizenpreise – aber mit beachtlichen regionalen Unterschieden
Hohe Weizenernten mit Schwerpunkt in den Schwarzmeerländern führen zu nachgebenden Weizenkurse an den Börsen. Es werden hohe Exportmengen zu günstigen Preisen aus diesem Gebiet erwartet. Das bedeutet starke Konkurrenz für die EU-Ausfuhren. Der vergleichsweise hohe Eurokurs macht EU-Weizenexporte zusätzlich weniger wettbewerbsfähig. Die Weizenkurse in Paris steuern auf 155 €/t zu.
Trotz einer schwachen US-Ernte reichen die ungewöhnlich hohen Überhangbestände aus, ausreichende Mengen für die Inlandsversorgung und den Export zur Verfügung zu stellen. Ausnahme bilden die höherwertigen proteinreichen Weizenarten. Die US-Weizennotierungen steuern auf umgerechnete 130 €/t zu.
Der Kursrückgang in den USA fällt deutlich kräftiger aus. Das liegt an den begrenzten Exportmöglichkeiten, weil die in Betracht kommenden großen Weizeneinfuhrländer in Nordafrika und Nahen Osten von den Schwarzmeerländern und der EU versorgt werden. Im südostasiatischen Raum ist Australien infolge seiner Rekordernte aus dem Vorjahr lieferfähig. Außerdem erzeugt die US-Maisernte Druck auf das Notierungsniveau.
Die hiesigen Erzeugerpreise sind zwar den Preisrückgang an den Börsen Ende Juli bis Anfang Aug.-2017 mitgegangen, zeigen aber Mitte August in den norddeutschen Veredlungsgebieten deutlichen Widerstand. Die verfügbare Ware wird durch die verzögerte und reduzierte Ernte begrenzt. Die Abgabebereitschaft der Produzenten bleibt angesichts der niedrigen Preise zurückhaltend. Nicht zuletzt wird in Hafennähe Ware für den Export abgezogen.
Auffallend ist die zunehmend erkennbare Spreizung zwischen den Weizenqualitäten, ein sichtbarer Ausdruck dafür, dass es in diesem Jahr wieder mal witterungsbedingt an höherwertiger Ware fehlen wird. Brotmühlen sind in Frankreich auf der Suche nach Ersatz.
In den übrigen deutschen Erzeugungsgebieten sind anhaltend schwächere Brotweizennotierungen frei Erfassungsstufe zu beobachten. Im bundesdeutschen Durchschnitt fallen die Notierungen auf 149 €/t und liegen in den östlichen Bundesländern noch darunter. Futterweizen liegt im Bundesmittel bei 141 €/t. Die Spanne reicht von knapp 160 €/t im westlichen Niedersachsen bis 127 €/t in Thüringen.
Mit zu Ende gehender Ernte wird zunächst die übliche ruhige Nacherntephase eintreten. Möglicherweise fällt die Pause in diesem Jahr weniger ausgeprägt aus, weil bislang der Versorgungsbedarf häufig nicht erfüllt werden konnte. Die Börsenkurse könnten zumindest in eine Stabilisierungsphase eintreten.
ZMP Live Expertenmeinung
Die Weizenpreise bewegen sich im Spannungsfeld begrenzt versorgter Anbaugebiete in den USA und der EU und dem überdurchschnittlichen Ernte- und Exportangebot aus den Schwarzmeerländern. Die kommende schwache Ernte Australiens könnte bei der Anschlußversorgung im Nov./Dez. 2017 noch eine entscheidende Rolle mitspielen. Darüberhinaus sind die schwankenden Wechselkurse zu berücksichtigen. GGfs. spielen handelspolitische Entscheidungen noch eine Rolle.