Mit wenig optimistischen Marktbeschreibungen melden sich die Analysten der Fiwap/PCA zu Wort, nachdem letzte Woche die belgischen Kartoffelbestände geschätzt wurden. Die Vorräte waren per 1.Februar 17% kleiner als im Durchschnitt der letzten Jahre. Es lagerten zur Saisonmitte nur noch 1,8 Mio. Tonnen in den Scheunen der Landwirte. Nur 20% davon waren noch nicht verkauft. 44% der eingelagerten Kartoffeln sind bereits verbraucht. Es wurden 12% mehr als im Durchschnitt der letzten fünf Jahre unter Vertrag angebaut.
Auch wenn es offensichtlich ist, dass die Industrie noch viel mehr Rohstoff benötigt, als sie unter Vertrag hat, waren die Umsätze mit freier Ware zuletzt auffällig gering. Ab Mai könnte sich der Markt aber wiederbeleben, schreibt heute die AMI. Vorerst schwächeln die Preise aber leicht. Der EEX-Index für Veredelungskartoffeln gab am Donnerstag erneut um 10 Cent nach und wurde mit 31 €/dt errechnet. An der Terminbörse ist die Mehrheit der Akteure ebenfalls nicht mehr so euphorisch wie noch Anfang Februar. Damals notierte der April-19-Terminkontrakt noch fast auf 33 €/dt. Inzwischen haben viele Long-Hedger oder Spekulanten ihre Gewinne genommen und haben damit die Kurse unter die 30-Euro-Marke gedrückt. Offensichtlich spekuliert man derzeit auf weiter fallende Kassamarktnotierungen, denn die Basis zum April-19-Termin ist Minus 1, was bedeutet, dass man damit rechnet, dass En-de April die Veredelungskartoffeln einen Euro billiger sind, als heute.
Die REKA-Rheinland korrigierte heute ihre Notierungen für Fontane um 1-1,5 €/dt nach unten; die Sorten Agria und Innovator notieren weiter auf dem Vorwochenniveau bei 31-33 €/dt.
Um die Versorgungslücke nicht allzu groß werden zu lassen, haben viel Bauern im Westen das schöne Vor-frühlingswetter der letzten 14 Tage genutzt und schon zügig gepflanzt. Der PotatoCall schreibt, dass die Pflanzungen in vielen Fällen 10 Tage weiter fortgeschritten sind als in anderen Jahren. Erste Speisekartoffeln von der Kanalinsel Jersey könnten bereits Ende März geerntet werden. Im britischen Cornwall sind bereits 70% der geplanten Lady Rosetta im Boden; Chips Sorten und sogar Sorten der Haupternte wurden schon gepflanzt.
Aber vorerst sind die Lagervorräte knapp und die Nachfrage nach französischen Speisekartoffeln wird zur Zeit als lebhaft beschrieben. Aus allen Überschussregionen Frankreichs werden gute Exportumsätze gemeldet. Sogar Pommesware aus Nord-Pas-de-Calais kostet mit 35 €/dt genauso viel wie Speisekartoffeln aus der Champagne. Aber auch die Fabriken in Frankreich haben viel mehr Kartoffeln verarbeitet als üblich. Sie gehören damit zu den wenigen Gewinnern dieser Saison, in den Vorjahren taten sie sich mit der Pommes Produktion schwerer. Da die Kartoffelernte 2018 in Frankreich im Gegensatz zu den anderen Ländern in Mitteleuropa ganz passabel ausfiel, profitieren davon zumindest die Exporteure und Frittenfabriken. Die französischen Bauern können ihre Verträge auch erfüllen, sodass sie nicht wie ihre Kollegen in Belgien, Holland und Deutschland mit Schadensersatzklagen überzo-gen werden.
Als problematisch haben sich in diesem Jahr die vielen Vorverträge herausgestellt. Die Fabriken brauchen Rohstoffsicherheit, wollen aber auch schon gleich die Einkaufspreise fixieren. Nach einem Billigpreisjahr wie in 2017/18 waren die Vertragspreise vor einem Jahr attraktiv genug, dass viele Bauern mehr verkauft haben, als sie später tatsächlich geerntet haben. Jetzt streiten sich die Vertragsparteien darüber, wie man mit den unerfüllbaren Verträgen umgehen soll. Schließlich will man sich auch nicht soweit zerstreiten, dass eine zukünftige Zusammenar-beit unmöglich wird.
Kartoffeln-Aktualisieren,
Aus unserem Newsticker vom 06.03.2019
Probleme belgischer Kartoffelbauern und Frittenfabriken
Belgische Kartoffelbauern haben zwei Probleme: Zum einen ist es der niedrige Grundwasserspiegel und zum anderen das extrem knappe Angebot an Pflanzkartoffeln. Es wird erwartet, dass viele Bauern ihren eigenen Nachbau für die Pflanzungen nutzen werden.
Unterdessen haben belgische Frittenfabriken in der französischen Region Bordeaux Land gepachtet, um dort frühen Verarbeitungsrohstoff zu pflanzen. Die Pflanzarbeiten dort sind bereits weit fortgeschritten oder schon abgeschlossen. Da frühlingshafte Wetter und die jüngsten Bestandsschätzungen haben dafür gesorgt, dass sie sich am Markt mit Kaufinteresse und höheren Geboten zurückhalten. Was sie über ihre Vorkontrakte hinaus benötigen, kaufen sie auf dem holländischen freien Frittenrohstoff-Markt und aus dem französischen Speisemarkt. Selbst Stärkekartoffeln kommen in Belgien für die Frittenproduktion noch zum Einsatz. Einige Fabriken arbeiten wegen der knappen Versorgungslage schon nicht mehr in voller Auslastung ihrer Anlagen und müssen ihr Produktangebot reduzieren.
ZMP Live Expertenmeinung
Händler in Holland und Belgien sind sich sicher: In dieser Saison kennt der Kartoffelmarkt in Europa nur wenige Gewinner. Es gibt viel zu wenige Kartoffeln und die Qualitäten sind meist auch nicht gut. Zudem müssen Kontrakte erfüllt werden und wenn es zu wenige Kartoffeln gibt und deren Qualität auch noch schlecht ist, müsste man sich am freien Markt eindecken. Dort ist das Angebot aber auch klein und die Preise sind hoch. Die Hoffnung, dass andere Länder zur Rohstoffversorgung in der Kartoffel verarbeitenden Industrie Mittel- und Westeuropas beitragen können, ist gering. Zwischen der alten und der neuen Ernte tut sich wohl eine Lücke auf.