12.
04.19
Kartoffelmarkt wird durch unklare Notierungen belastet

Kartoffeln Cockpit, 12.04.2019

  • Nur wenig verkäufliche Vorräte vorhanden
  • Erzeuger und Lagerhalter sehen gute Verkaufsmöglichkeiten
  • REKA Rheinland will Preise stabil halten
  • Kartoffelverarbeiter in Belgien und Frankreich drücken Kartoffelpreise
  • EEX gab am gestriegen Donnerstag, 11.04.19 bereits wieder nach
  • Einige Bintjepartien notleidend und belasten die Marktpreise

In einem Kommentar im heutigen Marktfax der Erzeugergemeinschaft zeigen sich die Autoren über die Preisrücknahme in Belgien überrascht, zumal, so heißt es dort, zu diesen Kursen sowohl in Belgien als auch in den anderen Anbauländern keiner bereit war, Kartoffeln abzugeben. Dass dazu gar keine oder nur wenige Kartoffeln abgegeben werden, meldet auch der Marktbeobachter AMI in Bonn. Der Markt für Verarbeitungskartoffeln sei widerstandfähig. Die Erzeuger und Lagerhalter seien gelassen und gehen für den weiteren Verlauf von besseren Verkaufsmöglichkeiten aus. Bis zum geplanten Verkaufszeitraum, der wohl erst im Mai oder später gekommen ist, beobachten die Halter von freiem Verarbeitungsrohstoff das Marktgeschehen eigentlich gar nicht.

Begründet wird das Verhalten damit, dass in Europa kaum noch verkäufliche Vorräte aus der alten Ernte vorhanden wären. Auch die Sorte Bintje soll es nicht mehr im freien Verkauf geben. Anfang Februar waren es in Belgien nur noch 36.000 Tonnen, zu diesem Termin vor einem Jahr wurden 130.000 Tonnen gemeldet. Auch wenn die Gesamtvorräte in Belgien zum Erhebungstermin im Februar 2019 so niedrig waren, wie seit fünf Jahren nicht mehr, gibt es aber immer noch die wöchentlichen Notierungen.

Und diese werden zur Berechnung des EEX-Kartoffelindex herangezogen. Am gestrigen Donnerstag gab der Index zur Vorwoche 1,9 €/100 kg nach und der Preis für Veredelungskartoffeln in Belgien wird mit 27,8 €/100 kg angegeben, was auch dem Durchschnittspreis für Mitteleuropa entspricht. Dazu trägt nämlich auch die französische SNM-Notierung bei, die – entgegen den Erwartungen aus Deutschland und Holland – nun doch der Belgapom-Notierung folgten. Die Meldung aus Frankreich verlor gegenüber der Vorwoche nämlich sogar 2,5 €/100 kg und mit 26,83 €/100 kg ist der französische Beitrag zur Berechnung des Börsen-Marktzeigers sogar das Schlusslicht der vier Melderationen.
Vermutlich sind in Frankreich und Belgien nun doch wieder einige notleidende Bintje-Partien aufgetaucht, deren Haltbarkeit bezweifelt wird. Bereits im Herbst hatten die Fabriken außerordentlich viele notleidende Partien verarbeitet und damit der knappen Rohstoffgrundlage in Europa Rechnung getragen.

Den Frittenfabriken ist durchaus klar, dass man in diesem besonderen Jahr keine Kartoffeln umkommen lassen darf und so verarbeiten sie auch jetzt wieder die Partien, deren Haltbarkeit offensichtlich begrenzt ist, bevorzugt. Da auch jetzt die Ausbeute oder zumindest der Aufwand für die Fertigung zu hochwertigen Kartoffelprodukten einen höheren Aufwand erfordert, lassen sich die Fabriken das durch einen Abschlag zum „normalen“ Marktpreis vergüten.

Dass diese „billigen“ Preise mit in den Index einfließen liegt an der Kontraktspezifikation des Terminkontraktes. Die Formel sieht nämlich nur vor, die Ländernotierungen aus Belgien, Frankreich, Holland und Deutschland zu gleichen Teilen zu mitteln. In jedem der vier Länder greift man also auf Notierungen zurück, um dem Markt eine Orientierung dafür geben, was bezahlt wird. Für Belgien und Frankreich hat man sich dazu entschlossen, auch die dominante Bintje-Notierung zu nehmen. Die Preise in Holland und Deutschland unterscheiden sich deutlich von denen der beiden anderen (Bintje-) Ländern, weil dort kaum noch Bintje verarbeitet werden.

Das mögen die Marktanalysten kritisieren, das Regelwerk der Börse können sie aber nicht ignorieren. Der Berechnungsmechanismus für den Index ist schließlich seit Jahren unverändert geblieben und sollte ohne Not auch nicht beliebig geändert werden. Von den sinkenden Kursen an der Terminbörse lassen sich die Marktteilnehmer aber nicht beirren. Die REKA Rehinland will auch in den nächsten Wochen ihre Preise nicht zurücknehmen. Schließlich wedelt der Schwanz nicht mit dem Hund.

Kartoffelmarkt wird durch unklare Notierungen belastet
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ZMP Live Expertenmeinung

Dem Absturz der Kartoffelpreise in Belgien stehen viele Marktteilnehmer skeptisch gegenüber. Letzte Woche hatte der Verband der Kartoffelverarbeiter in Belgien seine Notierungen für Bintje und andere Sorten um fünf Euro/100 kg zurückgenommen. Bintje sollen jetzt mit 20 € und andere Frittensorten mit 25 €/100 kg bezahlt werden. Heute blieben diese Notierungen unverändert. Gestern vollzog Frankreich den Schritt nach und gab für Bintje einen Preis von 25 €/dt an, was einem Abschlag von 2,5 €/dt zur Vorwoche entspricht. Die Notierungen in Holland und Deutschland konnten sich weitestgehend halten. Die REKA Rheinland notiert heute Innovator mit 31, Agria mit 30 und Fontane mit 29 €/dt, also unverändert zur Vorwoche.

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