Kartoffeln Cockpit, 14.06.2019

In Deutschland haben die Frühkartoffeln bisher nur wenig Gewicht und Stärke angereichert, da es lange Zeit bedeckt und kalt war. Die Preise für Speisekartoffeln können sich deshalb noch auf hohem Niveau bei über 70 €/dt halten. Überall in den Anbauregionen wo es dafür Anlagen gibt wird beregnet. Die Kartoffelverarbeiter bedienen sich nun fast ausschließlich aus Lieferverträgen. Partien der alten Ernte wie die Sorten Agria und Fontane, die noch bepreist werden müssen, erzielen Preise von 31 bis 33 €/dt. Bis der erste Frittenrohstoff der neuen Ernte verfügbar ist, wird es in Deutschland noch 14 Tage dauern. Aktuell fehlt es noch sowohl an Masse als auch an Stärkegehalten. Die alterntigen Kartoffeln haben viel Abfall und wenn die Kaliber der Partien kleinfallend sind, werden die genannten Preise nicht mehr erzielt.

Aus Holland wird berichtet, dass die Industrie nun keine freien Kartoffeln aus der Vorjahresernte mehr angeboten bekommt. Die Fabriken beziehen also nur noch Vertragskartoffeln. Ob diese ausreichen, um die nächsten vier bis fünf Wochen zu überstehen, ist fraglich. So wunderte es nicht, dass auch die Exporte von Konsumkartoffeln zu Stillstand gekommen sind. Die letzten Partien in Big-Bags gingen nach Polen für 32 bis 38 €/dt. Man hat in Holland 25 bis 60 Liter Regen pro Quadratmeter gemessen und die Wachstumsbedingungen auf den Feldern sind zurzeit hervorragend. In einigen Regionen im Südosten Hollands, wo es immer noch zu trocken ist, wird die Wasserentnahme reglementiert. Teils wird das benötigte Wasser nun aus den Gräben gepumpt.

In Frankreich sind die Kartoffelläger beim Handel und auch die Produktläger der Frittenfabriken fast leer. Trotzdem ist die Nachfrage sehr gering, sodass die letzten Offerten schwer zu platzieren sind. Nun stellt sich die Frage, wie man den Anschluss an die neue Ernte schaffen will, zumal alle Regionen dringend auf Regen warten. Trotz einiger Gewitterereignisse, die nur regional Entlastung brachten, müssen alle Kartoffeläcker beregnet werden.

Die belgischen Frittenfabriken kaufen inzwischen alles, was sich noch einigermaßen verarbeiten lässt. So gehen nun auch die letzten Bintje-Partien in die Verarbeitung. Wer keinen Rohstoff mehr bekommt, hat vorerst mit der Frittenproduktion aufgehört und kann erst mit Beginn der neuen Ernte wieder starten. Kartoffeln der alten Ernte gibt es so gut wie keine mehr und auch die Vorräte in den Tiefkühllägern der Fabriken schwinden zusehends.

Auch auf den britischen Inseln gibt es nur noch wenige ansprechende Partien mit guten Backqualitäten; das führt zu einer sinkenden Nachfrage zumal dort in den nächsten Wochen schon der erste Frittenrohstoff verfügbar sein soll. Die Fabriken versorgen sich hauptsächlich noch aus Vorverträgen. Exporte auf das europäische Festland in die Niederlande, die Tschechische Republik und Polen nehmen ab. Auf den Feldern sieht es dort generell sehr gut aus, mehr Regen wäre aber wünschenswert. Im März exportierten die Briten mehr als 20.000 Tonnen Kartoffeln, was einen neune Monatsrekord aufstellt. Belgien, Polen, die Niederlande uns die Tschechische Republik waren die Käufer.