Für festkochende Speisesorten in Top-Qualität erzielen die französischen Anbieter bis zu 42 €/dt. In Ermangelung anderer Anbieter werden diese Preise auch bezahlt. Angebote an Pflanzkar-toffeln sind auch in Frankreich sehr begrenzt. Da die Wasserreserven für die Kampagne 2019 noch nicht wieder aufgefüllt sind, ist die Bereitschaft da-für hohe Preise anzulegen, allerdings noch verhal-ten. Die Fabriken versuchen unterdessen die Landwirte für die Ernte wieder für Vorverträge zu festen Preisen zu begeistern. Die schlechten Er-fahrungen, die die Landwirte in diesem Jahr damit machen, lassen erwarten, dass die Bereitschaft, solche Verträge zu unterschreiben, gering ist. Die 2 bis 3 €/dt, die man jetzt mehr bietet, als im letz-ten Jahr, kompensieren kaum die Mehrkosten für das teurere Pflanzgut. Ärgerlich auch, dass das Saatgut meist nur in Kombination mit dem Ab-schluss neuer Lieferverträge zu bekommen ist.
In Belgien, wo es traditionell einen größe-ren freien Kartoffelmarkt gibt, klagen die Fabriken am lautesten über ein zu kleines Angebot von Ver-arbeitungsrohstoff. Dort sind deshalb die Kartoffel-preise inzwischen höher als in Deutschland. Die Belgapom-Notierung für Bintje liegt heute auf 27,5 €/dt, Fontane und Challenger kosten aktuell 30 bis 32 €/dt. Bei solch hohen Geboten aus der heimi-schen Industrie gehen kaum noch Kartoffeln ins Ausland. Kartoffelexporte aus Belgien werden als mühsam beschrieben.
Hollands Einkäufer der Frittenfabriken be-klagen, dass nach der Feiertagspause weniger freie Kartoffeln angeboten werden, Sie müssen sogar Vertragskartoffeln vorziehen, damit die An-lagen am Laufen bleiben. Belgische Frittenfabriken versuchen auch aus Holland Kartoffeln abzuziehen und treiben damit die Preise weiter in die Höhe.
Das zeigt sich auch am EEX-Kartoffelindex, der am vergangenen Donnerstag um weitere 60 Cent anstieg und jetzt mit 30,40 €/dt berechnet wurde. Den größten Preisanstieg meldeten denn auch die Belgier. Dort stiegen die Preise für Veredelungskartoffeln in der letzten Wo-che um 1,13 €/dt. Obwohl die belgische Notierung überwiegend aus Bintje-Preismeldungen berechnet wird, meldeten die Holländer der Börse in Leipzig nur 16 Cent höhere Kassapreise. Mitte bis Ende November kosteten die Kartoffeln in Holland im-merhin 5,68 €/dt mehr als in Belgien. Das lag an den vielen Bintje, die in Belgien nicht für die Lang-zeitlagerung geeignet waren. Dieses Problem ist vorerst wohl gelöst.
An der Terminbörse stiegen die April-19-Kurse in dieser Woche erstmals in dieser Saison auf 33 €/dt. Auf diesem hohen Niveau können sich die Kurse auch weitestgehend halten. Gelegentlich werden auch auf dem Terminkontrakt Juni-19 noch höhere Kurse gehandelt. Der Kontraktbestand da-für ist allerdings bisher nur knapp über 100 Lots. Mehr Umsatz verzeichnet der April-20-Termin. Dort sind inzwischen 500 Lots aufgebaut und mit 16,6 €/dt auch im Vergleich zu früheren Jahren im Ja-nuar verhältnismäßig teuer. Die Kurse spiegeln aber auch nur die neuen Offerten der Verarbeiter wieder, die ja für Vertragslieferungen auch etwas höhere Preise heraushalten. Allerdings ist zu hö-ren, dass die Landwirte sich mit ihrer Unterschrift unter solche Verträge genauso zurückhalten, wie mit der Preissicherung an der Terminbörse.
Auch wenn die Nachfrage nach Kartoffeln nach den Weihnachtsferien relativ zügig wieder da war, wird davon berichtet, dass die Fabriken auch nicht mehr bereit sind, jeden Preis zu zahlen. Der PotatoCall berichtet davon, dass britische Fabriken sich derzeit wieder vom Markt fern halten. Damit wollen Sie den Wind aus den Segeln nehmen, der derzeit die Preise in immer höhere Höhen treibt.
Unterdessen haben einige Fabriken den Kartoffelanbau im Raum Bordeaux wieder im Blick. An der französischen Atlantikküste wird für ganz Europa viel Gemüse angebaut, weil es dort im Winter nur selten friert. Die Wertschöpfung ist dort entsprechend hoch. Nur selten lohnt auch der An-bau von Kartoffeln, das scheint aber in dieser Saison wieder der Fall zu sein.
ZMP Live Expertenmeinung
Unter den großen Kartoffelländern in Westeuropa bildet Frankreich in diesem Jahr eine Ausnahme. Die Ernte dort war zwar auch kleiner als im Vorjahr, aber fast noch durchschnittlich. Deshalb können die Franzosen weiter, wie in anderen Jahren, sehr umfangreich Kartoffeln exportieren. Die Exporteure sind sich ihrer komfortablen Lage bewusst und nutzen das auch aus. Nicht nur klassische Speise- und Verarbeitungssorten, sondern auch Mehrnutzungssorten werden angeboten. Die Forderungen dafür sind extrem unterschiedlich und selbst Doppelnutzungssorten sind nicht unter 25 €/dt zu bekommen. Das wirkt auf die Käufer im Süden Europas abschreckend.