Auch in Deutschland gaben die Preise für Frittenrohstoff nach. Wegen verzögerten Pflanzterminen hatten nach langer Zurückhaltung einige Fabriken freien Rohstoff gekauft und damit die Marktphantasien beflügelt. Das scheint aber jetzt vorbei zu sein, denn in dieser Woche rutschten in Deutschland die Preise auf den Stand von vor fünf Wochen zurück. Das machte sich dann auch im Index der Terminbörse EEX bemerkbar, der am Donnerstag mit 5,6 €/dt um 10 Cent nachgab.
Der Rückgang wird alleine durch die um 54 Cent schwächeren deutschen Preismeldungen verursacht. Alle anderen Meldenationen (NL, F, B) beließen ihre Notierungen auf dem Vorwochenniveau. Die Industrie versorgt sich weiter mit vorab gekauften Kartoffeln und nimmt sie auch fristgerecht ab. Die Anlagen laufen also weiter auf Hochtouren. Man hört, dass die Anschlussversorgung zur neuen Ernte gewährleistet sein soll. Preissteigerungen werden am Kassamarkt in den kommenden Tagen nicht erwartet.
Dagegen gibt es aber unter den Teilnehmern am Terminmarkt eine ganz andere Stimmung. Der April-19-Termin stieg in dieser Woche auf 16,8 €/dt auf den höchsten Stand für diese Fälligkeit. Seit Anfang Mai verbesserten sich die Kurse bis auf dieses Niveau. Damals wurde klar, dass die Pflanzungen sich um bis zu 14 Tagen verzögern würden, was die Stimmung beflügelte. Inzwischen nähern sich die Auspflanzungen in Europa ihren Ende zu. Ob das die Erträge für Kartoffeln der Haupternte negativ beeinflusst, wird allgemein bezweifelt. Fundamental gab es in der zurückliegenden Woche aber wenig Neues, außer dass es mehr Meldungen über die Anbaufläche in Europa gab.
In Deutschland gibt es den zweitgrößten Kartoffelanbau seit sieben Jahren, stellte die AMI fest, als sie die Meldungen der Ernteberichterstatter auswertete. Mit 249.000 Hektar wurden hierzulande 2,1 % weniger Kartoffeln angebaut als im letzten Jahr. Auffällig ist, dass weniger Speisekartoffeln angebaut wurden und stattdessen mehr Verarbeitungsrohstoff. Ob das nun auch gleich bedeutet, dass die nächste Ernte wieder groß ausfällt, kann man derzeit noch nicht sagen. Erst im August dürfte sich diese Frage klären. Das ist der Monat, in dem die Entscheidung fällt, ob die Kartoffeln der Haupternte genügend Regen abbekommen haben.
Es ist aber kein Geheimnis, dass in den vergangenen Jahren die Erträge pro Hektar stetig gestiegen sind, weil die Züchter immer ertragsstärkere Sorten anbieten und weil immer bessere Anbautechnik zum Einsatz kommt. Gerade Landwirte, die von den großen Verkaufserfolgen der Kartoffelverarbeiter von Pommes frites am Weltmarkt profitieren konnten, haben mit dem Kartoffelanbau gutes Geld verdient und sie konnten somit ihren Anbau immer weiter optimieren.
Auch diesen Landwirten ist es nicht verborgen geblieben, dass die Kurse von mehr als 16 €/dt am Terminmarkt durch eine Stimmung und nicht durch fundamental erklärbare Umstände hoch getrieben wurden. Die Erzeugergemeinschaft REKA Rheinland kann diese positive Stimmung nicht erklären oder nachvollziehen. Das geht aus den heute veröffentlichten Marktinformationen des Verbandes hervor.
ZMP Live Expertenmeinung
Die Nachfrage nach freien Veredelungskartoffeln war auch in der zurückliegenden Woche ruhig. Mit den höheren Temperaturen stieg das Angebot aus der Landwirtschaft aber an, was dafür sorgte, dass an höhere Preise derzeit nicht zu denken ist. Einige Notierungen gaben sogar nach, dazu gehören auch die Preise für die Sorte Fontane oder in Holland die Exportpreise. Wegen der Feiertage im Mai haben sich die Handelsaktivitäten mit Kartoffeln verlangsamt.