26.
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Qualitätsprobleme beeinflussen zunehmend den Markt

Kartoffeln Cockpit, 26.10.2018

  • Beste festkoschende Speisekartoffeln liegen bei 40,- Euro/dt
  • Kartoffelprodukte werden von den Verbrauchern in Deutschland stärker nachgefragt
  • Bintje Kartoffel kaum am Markt absetzbar
  • Qualitätsprobleme drücken die Preise
  • Termiminböse spiegeln den Druck des Marktes wider

Offensichtlich sind die Fabriken mit der Aufbereitung dieser Problempartien überfordert. Um die gute Nachfrage nach Kartoffelprodukten überhaupt bedienen zu können, verarbeitet man bevorzugt Rohstoff aus Lieferverträgen. Am freien Markt ist neben den verunglückten und kaum haltbaren Partien kaum ein Angebot ordentlicher Kartoffeln vorhanden. Die Preise für solche Bintje  sind ohnehin unter Druck. Sie sind in der Erntezeit von 25 Euro über 20, 18 heute auf 15 €/dt gesunken. Mit steigendem Aufwand für die Aufbereitung, könnten die Preise weiter sinken. Und so haben Verarbeiter noch Zeit, weitere Vorrichtungen wie Salzbäder anzuschaffen. Sie werden sich bemühen, auch diesen Rohstoff irgendwie zu hochwertigen Kartoffelprodukten zu veredeln.

Andere Sorten und insbesondere, wenn diese weniger problembehaftet sind, kosten in Belgien aktuell 25 bis 28,50 €/dt. Bintje erfüllen aber so gut wie nie die Referenzqualitäten wie 360 g UWG und 60% im Kaliber 50 mm+. Auch in Frankreich gelten ähnliche Preise, mit der Ausnahme, dass Problem-Bintje in Frankreich nicht gar so brüsk zurückgewiesen und noch mit 19 bis 20 €/dt abgegolten werden. Aber auch hier drücken Qualitätsprobleme auf den Preis. Die Preisspanne ist in Frankreich aber noch weiter als anderswo in Europa. Es werden Kurse von 15 bis 30 €/dt genannt. Für beste festkochende Speisekartoffeln liegen diese sogar bei 40 €/dt.

Solange aber in Europa noch so viele Problempartien auftauchen, bleiben die Preise unter Druck. Das spiegeln dann natürlich auch die Notierungen wider. Teils werden diese ja auch zur Berechnung des Kartoffelindex der Leipziger Terminbörse EEX herangezogen.

Händler an der Börse haben darauf längst reagiert, der November-19-Terminkontrakt wurde zuletzt mit 25 €/dt gehandelt. Ende August galt hierfür noch ein Schlusskurs von 28 €/dt. Grund dafür ist die Berechnungsmethode der Börse. Sie zieht aus vier Ländern in Europa gängige Kassamarktnotierungen für Frittenrohstoff heran. Zwei davon, nämlich die aus Frankreich und Belgien, sind maßgeblich Bintje-Notierungen. In Belgien wird das noch durch die FIWAP/PCA-Notierung relativiert, die auch andere Sorten in ihre Preismeldung einbezieht. Die andere Hälfte des belgischen Index-Anteils ist die besagte Belgapom-Notierung, die heute auf 15 €/dt abgeglitten ist. Frankreich meldet eine reine Bintje-Notierung.

Das erklärt nun auch den Kursrückgang an der Terminbörse, nicht nur auf dem Frontmonat November-18. Der April-19-Termin hat heute erstmals seit dem 09. August die 29-€-Marke unterschritten. Schließlich weiß keiner, wie gut sich die Kartoffeln halten werden und wie lange Partien am Markt sind, die unter Druck ausgelagert werden müssen. Da es meist Bintje sind, die von den Käufern gemieden werden, wird man noch lange Zeit von den Problemen hören.

Die Börse wäre gut beraten, einen Weg zu finden, auf die Bintje-Notierungen zu verzichten oder sie weniger stark in den Index einzurechnen. Vorerst müssen sich die Akteure an der Terminbörse aber damit abfinden, wie der Index berechnet wird. Eine spontane Änderung der Formel ist nicht möglich. Da die Bintje aber seit Jahren am Kassamarkt an Bedeutung verliert, wäre ein solcher Schritt jetzt einzuleiten, damit er für den April-21-Termin zum Tragen kommen kann.

Schließlich hat die Beliebtheit von Kartoffelprodukten auch in Deutschland weiter zugenommen. 13,9 kg werden pro Kopf der Bevölkerung im Jahr verzehrt. Das hat die AMI letzte Woche anhand von Zahlen des statistischen Bundesamts errechnet. Es ist ein neuer Rekord. Die Produkte werden teils aus dem Ausland importiert, dabei spielen Holland, Belgien und Frankreich eine große Rolle für uns. Da Kartoffeln ein wichtiges Grundnahrungsmittel sind, das allerdings extreme Preisschwankungen aufweist, ist es wichtig, dass wir Preise an der Terminbörse sichern können.

Qualitätsprobleme beeinflussen zunehmend den Markt
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Trotz der immer noch zu trockenen Böden kommt die Kartoffelernte in Westeuropa nächste Woche zum Abschluss. In Belgien wird auf den Qualitätserhalt der Sorten kaum noch Rücksicht genommen. Die Ernte dort ist 1,5 Mio. Tonnen kleiner als im Vorjahr und Verarbeitungsrohstoff ist extrem knapp. Neben den bereits viel beschriebenen Problemen mit glasigen Knollen und niedrigen Unter-Wasser-Gewichten kommen jetzt noch schwere Beschädigungen durch zu trockene Rodeverhältnisse hinzu. Das führt zu einem Angebotsdruck vor dem sich die Fabriken mit Abwehrpreisen schützen. Bintje ist in Belgien aktuell kaum abzusetzen und die Belgapom-Notierung dafür sinkt heute auf 15 €/dt.

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