Marktbeobachter
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Starke Zinserhöhungen verpuffen in einem stark inflationären Umfeld - Beispiel 1923

Guten Tag zusammen.

In der zweiten Hälfte der Jahres 1923 -genauer am 14. September 1923- gab es den "Papiermark-Kredit" und den "wertbeständigem Kredit". An diesem Tag wurde der Diskontsatz auf 90 % p.a. = 1/4 % pro Tag (!) festgelegt und gleichzeitig der "wertbeständige" Lombardkredit mit einem Zinssatz von 10 % p.a. eingeführt.

Eine Scheidung von Papiermarkkrediten und wertbeständigen Krediten war gegeben - eine Verschiedenheit der Zinssätze anerkannt.

Der Diskontsatz lag von 1914 - Juli 1922 bei konstant 5 %. Danach folgte bis Januar 1923 eine langsame Steigerung auf 6, 7, 8, 10 und schliesslich im Januar 1923 12 %. Die Inflationsrate hat im gleichen Monat 60 % betragen.

Von Febraur bis März 1923 lag er weiterhin bei 12 % obwohl die Inflationsrate schon auf 360 % gestiegen war. Die folgenden Steigerungen auf 18 % im April 1923 und auf 30 % im August 1923 verpufften. Im September 1923 bei einer Inflationsrate von 15.000 % wurde der Diskontsatz auf "sagenhafte" 90 % erhöht. Allerdings ohne Effekt - das Restriktionsinstrument "versagte".

Was ich damit sagen will ist, dass man im Hinblick auf die "Sorgen vor Zinserhöhungen" den Massstab, die Relation, zwischen Zinserhöhungen und zwischenzeitlich aufgelaufener Staatsschulden nicht aus dem Auge lassen sollte.

Die Märkte sorgen sich vor steigenden Zinsen. Gleichzeitig wachsen die Staatsschulden. Dann wird immer von dem Abbau der FED Bilanz "geredet". Ich schaue regelmässig auf der Seite der NY FED vorbei und sehe mir den SOMA Account an. Irgendwie verändern sich die Total SOMA Holdings meines Erachtens nicht. Schon seit Jahren um die 4,2 Billionen (= 4200 Milliarden) $.

https://www.newyorkfed.org/markets/soma/sysopen_accholdings.html

Sollte man vor den Schulden einknicken, aber dennoch die Zinsen erhöhen um den Märkten "zu beweisen", dass man in Aktion tritt, so wage ich die Prognose, dass die höhere Zinsbelastung mit neuen Schulden = einem aufgeblähten Haushalt beglichen wird. Und es wird keine Rolle spiele, ob ein Demokrat oder ein Republikaner am Ruder sein wird. Die Schulden sind nunmal vorhanden und engen den Spielraum ein. Ich denke, dass man sich den Spielraum ausweiten werden wird.

Die Märkte dürften wohl klassisch nach der Schablone reagieren = Zinsen steigen, Aktien verscheuern, nach gewisser Zeit - oh doch nicht so schlimm - Aktien koste es was es wolle kaufen, Zinsen steigen wieder, Aktien verscheuern, nach gewisser Zeit - oh ... etc.

Die Jahre vergehen, das Publikum gewöhnt sich an das Umfeld und mit der Zeit merkt man mehr und mehr, dass das Geld wertloser wird, trotz oder gerade wegen höherer Zinsen, die mit neuen Schulden beglichen werden.

Ihr kennt mich. Das sind meine Gedankenspiele, schon seit Jahren. Ich denke, dass ich die Jahre über in die richtige Richtung gesehen habe. Herr Ebert konnte sich ja mit meiner mittelfristigen 0 % Zins-Prognose nie anfreunden......aber nur, wo sind wir heute ? Genau da.....

Alles in allem bleibt nur zu sagen, die Zinssteigerungspanik mit Ruhe betrachten und analysieren, ob es "wirklich so schlimm" kommen kann, wie die "kurzfristigen Schwarzseher und Panikmacher" schreien. Es gibt mehr als genug grössere Adressen, die solche Dip-Tage zum günstigen Einstieg nutzen.....denken sie könnten den Kuchen alleine mampfen....aber andere haben auch einen "gesunden Appetit" :o)

Noch einen schönen sonnigen Tag und viele Grüsse.

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SPOMI
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

Die Trump"sche Inflationierung/ Defizitausweitung wird sicher Spuren hinterlassen. allerdings sehe ich das max. Bedrohungspotential wie den Dollarverfall nach Aufkündigung von BrettonWoods. Zinsen gehen da ev. 2stellig! wie gesagt max. neg. Szenario , aber kein Weltuntergang; trotzdem ordentliche Kapitalvernichtung für USD Inhaber möglich.

Grüsse an den Mr. DOOM aus EX-YU, der wohl genauso wie die alten Germanen / Vietnamesen.... durch die galoppiernde Inflation einen grossen Schaden erlitten hat

SPOMI

Marktbeobachter
Mitglied seit 7 Jahre 7 Monate

Grüss Dich SPOMI.

Das "hyperinflationäre Lehrgeld", dass ich Anfang der 1990er zahlen musste war nur auf umgerechnet 400 DEM begrenzt (trotzdem Schade ums Geld). 1989 dachte ich, ich mache eine gute Anlage und habe 10 Mio. Din. bei der Ljubljaner (Laibacher) Bank eingezahlt und ein "tolles" braunes Sparbuch erhalten. Man sollte es nicht glauben, aber Sparer in YU legten sehr gerne bei dieser grossen slowenischen Bank (die übrigens genau wie die anderen auch Pleite ging) an, weil sie von der slowenischen Wirtschaftskraft und den ökonomischen Fähigkeiten der Slowenen -nach dem Motto: ...die wissen im Gegensatz zu den anderen was sie tun- überzeugt waren (wiegesagt YU gab es damals noch als Gesamtstaat).

Also, 10 Mio. Din. über vier Jahre "stehen lassen". 1993 zum Sommerurlaub wieder unten gewesen und dachte mir wunder, wieviel ich mit den fetten tausenden % an Zinseszinsen nun auf dem Sparkonto hätte. Sollte ja reichen um die Verwandtschaft zum Grillabend einzuladen und mir noch ein paar Schuhe zu kaufen. Also ab an den Schalter und Sparbuch mit Wunsch auf komplette Auszahlung aktualisieren lassen. Dauerte etwas und dann fiel mir die "Kinnlade" runter.

Aussage der Bankmitarbeiterin: "Leider gibt es keinen so kleinen Geldschein um Ihnen den Betrag auszuzahlen". Tja, drei oder vier Währungsschnitte innerhalb von vier Jahren lassen genau -null- übrig.

Gegrilltes habe ich trotzdem gegessen :o)

Ein Staat kann nicht auf Dauer über seine Verhältnisse leben. Am Schluss wird die Rechnung kommen - ganz sicher. Das nicht mit der Glocke geklingelt wird, damit alle darauf vorbereitet sind ist auch klar...

Die folgenden Links führen zu zwei interessanten Dokumenten.

http://www.nber.org/chapters/c11485.pdf

https://www.bls.gov/opub/mlr/2014/article/one-hundred-years-of-price-ch…

In den 1940er Jahren gab es in den USA eine ähnlich lange Periode (wie 2009 bis heute) von minimalen "künstlich" unten gehaltenen Zinsen. Mit dem Ende der künstlich niedrigen Zinsphase 1946/1947 begann die Ära der starken Preissteigerungen = hohe bzw. viel höhere Inflation (1947 annähernd 17 % Inflationsrate (!)). Die Wirtschaft brummte....

Ich selbst denke, dass mit dem aktuellen Schuldenberg wohl die Inflation einen Teil der "Rückzahlung / Tilgung" übernehmen wird....und das wohl nicht nur in den USA sondern weltweit.

Schönen Abend.

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