benedikt54
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

Der Euro vor dem Aus?

Bis dato war mir die Euroschwäche gar nicht so klar. Im Hintergrund der Italienischen Politik macht die Bewegung jedoch massiven Sinn und Sie ist noch nicht zu Ende.

https://makroskop.eu/2018/05/der-euro-vor-dem-aus/

Sollte in Italien die Koalition aus 5-Sterne Bewegung und der Lega tatsächlich Realität werden, dann könnte damit das Ende des Euro in seiner gegenwärtigen Form besiegelt sein.

Denn die Pläne der möglichen Regierungskoalitionäre laufen darauf hinaus, dass Italien alle für die Euroländer verbindlichen staatlichen Defizitvorgaben sprengen wird. Das italienische Wahlergebnis hat damit genau das Ergebnis gezeitigt, das unser Gastautor Guiseppe Vandai wie folgt vorhersagte:

„In allen Szenarien ist der Fiskalpakt mausetot, liegt die 3 prozentige Begrenzung der jährlichen Staatsverschuldung im Sterben.“

Der Grund dafür ist keinesfalls, wie nun allenthalben in deutschen Gazetten munter behauptet wird, dass sich wirtschaftspolitische Hasardeure anschicken, die Regierungsgeschäfte zu übernehmen. Es ist gerade anders herum: Jede Regierung, die auch nur über elementare Kenntnisse von makroökonomischen Zusammenhängen verfügt und sich als Repräsentant der Interessen der ganz überwiegenden Zahl der Italiener sieht, kann gar nicht gar nicht anders, als eine extrem expansive Fiskalpolitik voranzutreiben. Es ist die einzige Politikoption, die sich einer italienischen Regierung bietet, um den weiteren Niedergang der immer noch zweitgrößten Industrienation in der Eurozone zu stoppen.

Heiner Flassbeck hat vor diesem Hintergrund vor „einer großen Konfrontation in Europa, deren Ausgang niemand vorhersagen kann“ eindringlich gewarnt. Die Reaktionen der von Evans-Pritchard zitierten Ökonomen und viele Aussagen deutscher Politiker, allen voran Olaf Scholz, zeigen jedoch, dass keine Hoffnung auf Lernfähigkeit bei Deutschlands politischen und ökonomischen „Eliten“ besteht.

Sie haben sich zudem selbst in eine Situation manövriert, in der jedes Zugeständnis an Italien als ein Zeichen dafür gewertet wird, dass, wie Jan Fleischhauer im Spiegel schon vor der Wahl in Italien schrieb, den Deutschen „ihre Rücklagen fürs Alter“ geraubt werden, „damit man im Süden ohne Sparprogramm auskommt“.

Die als Ökonomen getarnten Ideologen Fuest und Feld verlangen wenig verhüllt, dass die EZB die „Populisten“ ausbremsen soll. Die Mittel dazu hat sie ganz ohne Zweifel. Sie kann dafür sorgen, dass die Renditen für italienische Staatsanleihen steigen und sich weigern, ausgewählten italienischen Banken Zugang zu Zentralbankgeld zu gewähren, die diese benötigen, um den Zahlungsausgleich mit ausländischen Banken zu leisten. Dass sie in der Vergangenheit bereit war, aus politischen Opportunitäten heraus bei Banken Liquiditätsprobleme zu kreieren, hat sie in Griechenland und Zypern, aber auch bei der mehr als undurchsichtigen „Abwicklung“ der Banco Popular gezeigt.

Einiges spricht allerdings heute dafür, dass die EZB gelernt hat, was ihre Rolle in der Währungsunion ist und sich nicht noch einmal von Deutschland und anderen Defizitfalken politisch instrumentalisieren lässt. Möglicherweise wird aber die Drohung mit politischen Konsequenzen in Europa schon ausreichend sein, um Italiens Präsident Sergio Mattarella die Gründe zu liefern, die er braucht, um die neue Regierung in Italien zu verhindern. Die Gefahr, dass er damit eine Verfassungskrise provoziert und Italien unregierbar wird, ist allerdings so groß, dass Freunde einer „soliden Finanzpolitik“ darauf nicht setzen sollten.

Nicht unterschätzen sollte man auch, dass die Geduld Frankreichs hinsichtlich der deutschen Hinhaltetaktik inzwischen mehr als erschöpft ist. Wenn Scholz nun sogar, wie Evans-Pritchard schreibt, nicht mehr bereit ist, Mittel des ESM als Backstop für den Einheitlichen Abwicklungsmechanismus zur Verfügung zu stellen, dann dürfte sich auch bei Ihnen und anderen Euroländern die Meinung durchsetzen, dass mit Deutschland eine stabile Währungsunion schlicht nicht zu machen ist.

Kommt jetzt ein rasches Ende des Euro-Experiments mit Schrecken oder nur ein weiterer Schrecken vor dem endgültigen Ende? Italien und seinen Menschen wäre jedenfalls die erste Option von ganzem Herzen zu wünschen.

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zorrie
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

Italiens Motto: Wenn wir über die Stränge schlagen, das müssen und werden die anderen Europäer das schlucken. 

Too big to fail. So einfach ist das. Und jetzt wird sich rausgenommen, was geht, und das ist eben eine ganze Menge. Und dann steht ja noch Draghi flankierend Gewehr bei Fuss.

Der Krug geht zum Brunnen, bis er bricht. Und er wird brechen. Die Frage ist halt, wann.

Das ist die Folge der, seit Greenspan auch in den USA praktizierten, Krisenverhinderungspolitik. Dabei braucht es diese Krisen, um aufzuräumen, um den Weg für neues, erfolgreicheres frei zu machen. Die Schumpeterische Schöpferische Zerstörung - https://de.wikipedia.org/wiki/Sch%C3%B6pferische_Zerst%C3%B6rung

Der aktuelle Zustand, in dem viele Zombieunternehmen und Zombiestaaten nur auf Grund der Notembankpolitik überleben, wie lange wird er noch andauern? Man schaue mal auf den Chart der Deutschen Bank. Der Wochenschlusskurs macht ein Rekordtief. Vielleicht ist ja jetzt Exitus. Wahrscheinlich aber geht das Gerette noch weiter, bis eben alles in sich zusammenfällt.

benedikt54
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

zorrie

Italien schlägt über die Stränge. Das halte ich aber für ein Gerücht. Wo hat Italien in den letzten Jahren über die Stränge geschlagen? oder meinst Du die kommenden Ausgaben. Das ist eigentlich die einzig richtige Reaktion auf die bescheuerte Sparpolitik welche zulasten der Wirtschaft geht. 

Die Gewinner der ganzen Sparpolitik und das wird immer vergessen sind wir Deutsche. Woher kommt denn der ganze Überschuss? Es wird mit Geld bezahlt das sich die Italiener leihen um damit unsere Waren zu zahlen. Mittlerweile hat die EZB durch den Anleiheankauf das Risiko von den Banken genommen hier Totalausfälle zu erleiden.

Die Italiener fordern im übrigen die angekauften Staatsanleigen der EZB aus der Bilanz zu streichen.

Ich stelle mir dieFrage, warum nicht. Es ist nicht mehr als ein Buchungsvorgang,

Fakt bleibt aber das es in Italien massiv aufwärts gehen wird, die Zinsen werden steigen, die Aktien werden fallen und das restliche massiv Verschuldete Europa wird erkennen das es auch ohne die bescheuerte Politik der Deutschen geht und das wird das Ende des Euro sein.

Das Problem wird sein das ganze in ein zeitliches Korsett zu bringen, um wie es Scorpion immer so gut beschreibt, wie können wir davon provitieren.

StoxxDude
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

Im Grunde sind die deutschen "chronische Handelsbilanzüberschüsse" verspätete Reparationszahlungen an die europäischen Länder, welche im Londoner Schuldenabkommen von 1953 auf Reparationen verzichtet haben (trotzdessen Sie von Deutschland, und dazu zählte auch Italien, ausgebeutet und teilweise zerstört worden sind).

https://www.youtube.com/watch?v=DV8DsMmS65I&feature=youtu.be&t=40m12s

benedikt54
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

stoxx dude

Und warum haben Sie verzichtet? 

Weil Sie verstand hatten, man kann nur Forderungen stellen wenn der Schuldner zahlungsfähig ist. 

Sie haben aus den Folgen des ersten Weltkrieges die richtigen Lehren gezogen.

Wohin es führt wenn man ein Land und deren Menschen ausquetscht wie eine Zitrone hat sich ja gezeigt. Ohne diese Politik hätten die Nazis nie und nimmer eine Chance gehabt. 

Im übrigen wurden 2010 die letzten Zahlungen aus der Schuld des 1. Weltkrieges mit einer Zahlung von 

200 Mio Euro beglichen. Also 92 Jahre nach dem 1. Weltkrieg

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zorrie
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

"Italien schlägt über die Stränge"   Ich meinte nicht die jüngste Vergangenheit, sondern die Pläne der neuen Regierung.

MÖGLICHE NEUE REGIERUNGGegen Italiens Erpressermethode ist Europa machtlos

https://www.welt.de/wirtschaft/article176360010/Italien-Neue-Regierung-…

"Die Italiener fordern im übrigen die angekauften Staatsanleigen der EZB aus der Bilanz zu streichen.

Ich stelle mir dieFrage, warum nicht. Es ist nicht mehr als ein Buchungsvorgang,"

Vertrauen in die Währung!? Wenn das flöten geht, ist Exitus für Draghi und Co. Warum sollten die sich am eigenen Ast sägen?

"bescheuerte Sparpolitik" Was ist denn die Alternative bei einem Schuldenstand von 132% des BIP. Wie soll es denn gehen? Italien ist pleite und lebt nur noch dank der EZB. Wie oben geschrieben, hätten die längst pleite gehen und neu anfangen sollen. So wird es auch kommen, nur eben viel später, und von viel größerer Fallhöhe, und mit viel größerem Schaden auch für andere Länder. 

Und Deutschland als großer Profiteur - klar gibt es die hier. Aber fragt mal die Sparer! Altersvorsorge!? Der Targetsaldo, der sind zum größten Teil verloren, und beträgt ca. das dreifache des Bundeshaushaltes. 

benedikt54
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

zorrie

Sparpolitik ist nichts anderes als Kürzungspolitik. Das macht nur Sinn wenn auch die Einnahmen gleich bleiben. Das geht in einem Haushalt wo als Gegenpart zu den Ausgaben die Einnahmen in Form von Lohn/Gehalt einhergehen.

Einen Staat auf so eine Art z u Führuen ist einfach nur Dumm. Woher kommen denn die Einnahmen eines Staates? 

Die Profiteure in Deutschland sind die Unternehmen. Ein Blick auf den Dax spricht Bände. Die Verlierer sind die kleinen Leute. 

Ansonsten was das Vertrauen in den Euro angeht.

Die EZB vergibt Kredite zu Null Prozent an die Banken. Woher kommt das Geld dafür?  Es ist ein Tastendruck und die Bilanzverlängerung steht.

Diese Kaufen Anleihen von Griechenland usw. zu 4 Prozent und mehr. 

Mittlerweile hat die EZB diese Anleihen zurückgekauft und die Banken aus dem Obligo entlassen.

Mittlerweile ist das ganze ja nichts anderes geworden als eine direkte Staatenfinanzierung, genau das wo es immer geheissen hat das darf auf keinen Fall sein.

Die EZB schafft Geld aus dem Nichts, was würde passieren wenn diese Kredite gestrichen werden? Gar Nichts.

StoxxDude
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

Antwort auf von zorrie

[quote=zorrie]

Und Deutschland als großer Profiteur - klar gibt es die hier. Aber fragt mal die Sparer! Altersvorsorge!? Der Targetsaldo, der sind zum größten Teil verloren, und beträgt ca. das dreifache des Bundeshaushaltes. 

[/quote]

Der Targetsaldo ist nichts anderes als der aufkumulierte Handelsbilanzüberschuss in Deutschland gegenüber Rest Europa, wir produzieren zu viel und konsumieren zu wenig. Nun wird aber der Produktivitätszuwachs der letzten 2 Jahrzehnte nicht an die Leute inform von Lohnerhöhung weitergegeben, und zufälligerweise ist GENAU in dem gleichen Zeitraum die Inflation weit hinter den Erwartungen geblieben trotz nie dagewesener lockerer Geldpolitik.  

DENKEN ist das einzige was hilft

https://www.youtube.com/watch?v=1MYgb76efi8

Der Schuldenstand bezogen aufs BIP sagt NULL über die Tragfähigkeit aus, schau dir Venezuela an dort ist der Stand <60% und die Leute hungern seit 2015 (man nennt es schon die "Maduro Diät"). Wichtig ist einzig allein ob der Staat die Zinsen aus dem Steueraufkommen bedienen kann oder nicht.

benedikt54
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

stoxx Dude

Das die Targetsalden letztendlich gar nichts zu sagen haben würde ich aber nicht behaupten. 

Wenn man mehr produziert als konsumiert und einem das produzierte auch abgenommen sprich man kann es verkaufen sind diese Differenzen nichts anderes

als Forderungen Finanzieller Arte gegenüber diesen Ländern.

Das Problem ist das die Länder sich diese Kredite (um den Zahlungsverkehr zu gewährleisten) selbst geben dürfen und das ohne die Genehmigung der EZB und ohne das man irgendwann was dagegen tun kann.

Ich stelle mir halt doch immer die Frage wenn Geld aus dem Nichts produziert werden kann auch nichts anbrennen wenn man diese wieder im Nichts verschwinden lässt.

Ein Land mit einer einheitlichen Währung kann niemals Zahlungsunfähig werden solange sie immer in Landeswährung fakturiert.

Das das Vertrauen des Auslands in eine solche Währung geringer wird ergibt sich von selbst.

benedikt54
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

Das BIP in Korrelation zum Schuldenstand sagt ja nur aus wie Lange eine Volkswirtschaft arbeiten muss um die Schulden des Staates zu bezahlen bzw zu erwirtschaften.

Das Staaten wie Venezuela ein vergleichsweises geringes Verhältnis aufwiesen liegt wohl daran das dem Land niemand Geld gibt und sich somit das Problem der Schuldentilgung gar nicht so stellt.

Die Währung hingegen geht auf Tauchstation.

Das was allerdings im Falle von Venezuela bedenktlich ist ist die Tatsache das das Land mit über die grössten Ölreserven der Welt verfügt und dennoch so dasteht.

Die welche hier absahnen sind die internationalen Konzerne unter der Führung der AMIS. Die Regierung ist geschmiert und das Volk berhungert und kann nur auf die Strasse gehen. Es ist letztendlich ein Werk unserer transatlantischen Freunde. Das gleiche gilt auch für NIGERIA

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zorrie
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

VenezuelaMaduros teurer Sieg

Der Hungerrepublik Venezuela drohen durch den Wahlsieg von Nicolás Maduro neue Sanktionen aus Europa und den USA. Ein langes Leiden beginnt - in einem der einst reichsten Länder Lateinamerikas.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/venezuela-nicolas-maduro-gewinnt-…

"neue Sanktionen aus Europa und den USA"  Steht sogar in Spiegel-Online

Wurde der Chavez, mit dem es abwärts ging, nicht  mit 56 Prozent der Stimmen vom Volk gewählt? Haben die US-Konzerne vor der Chavez-Aera nicht viel deutlicher profitiert?

In diesem Land gibt es nichts mehr "abzusahen", die sind am Ende.

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