Afganistan im Krieg
Samstag, 28. Oktober 2006
"Sklaverei der Ungläubigen"
Taliban lehnen Verhandlungen ab
Die radikalislamischen Taliban haben ein Gesprächsangebot der Regierung in Afghanistan ausgeschlagen und angekündigt, ihren Kampf fortzusetzen.
"Die Ungläubigen aus der gesamten Welt haben sich in Afghanistan versammelt, es besetzt und die Afghanen als Geiseln genommen", sagte ein Sprecher des flüchtigen Taliban-Anführers Mullah Omar per Satellitentelefon von einem geheimen Ort aus. Es könne keine Gespräche mit der afghanischen "Marionetten-Regierung" geben, so lange ausländische Truppen in Afghanistan seien. "Ebenso wenig werden die Mudschahedin ihre Waffen niederlegen", sagte er. Präsident Hamid Karsai müsse sich zunächst selbst aus der "Sklaverei der ausländischen Ungläubigen" befreien, bevor es zu Gesprächen mit den Taliban kommen könne.
Karsai hatte am Freitag sein Angebot an die Rebellen erneut, Gespräche aufzunehmen, dies aber an mehrere Bedingungen geknüpft. So sollen die Taliban ihre Unterstützung von Kräften aus Pakistan aufgeben. Die Aufständischen lehnen dies ab.
Die Taliban hatten der Nato am Freitag nach dem Tod Dutzender Zivilisten Völkermord vorgeworfen und noch mehr Selbstmordanschläge angekündigt. "Wir wollen die ausländischen Truppen und ihre Sklaven wissen lassen, dass ihre Niederlage in Afghanistan unausweichlich ist", sagte Taliban-Militärkommandant Mullah Dadullah. Die Taliban kämpften "bis zum Tod und werden Selbstmordangriffe in den kommenden Tagen verstärken". In den vergangenen Tagen waren mindestens 50 Zivilisten bei Nato-Angriffen getötet worden. Es wird befürchtet, dass derartige Vorfälle wie auch die Fotos von Totenschändungen durch Bundeswehrsoldaten zu mehr Unterstützung für die Taliban führen könnten.
Der Nato-Oberbefehlshaber für Europa, James Jones, erneuerte unterdessen bei einem Besuch in Afghanistan seine Forderung an die Mitgliedstaaten, weitere Truppen nach Afghanistan zu entsenden. Gleichzeitig forderte er die Nato-Staaten auf, beim Einsatz mehr Flexibilität zu zeigen. Einige Nato-Mitglieder, darunter auch Deutschland, waren in der Vergangenheit immer wieder kritisiert worden, ihre Einheiten nur im relativ ruhigen Norden Afghanistans zu stationieren. Die Taliban sind insbesondere im Süden des Landes aktiv.
Insgesamt sind die Gefechte in Afghanistan in diesem Jahr die schlimmsten seit dem US-geführten Sturz der Taliban im Jahr 2001. Seit Anfang dieses Jahres sind mindestens 3.000 Menschen getötet worden, die meisten davon Aufständische. Unter den Toten sind jedoch auch hunderte Zivilisten und etwa 150 ausländische Soldaten.
n-tv
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