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Kartoffeln: Deutlich kleinere Importmengen aus Zypern und Israel

Frachtraten bestimmen, wer liefert

Frühkartoffelimporte in die EU haben in den letzten Jahren ein erschreckend hohes Ausmaß angenommen. Erschreckend deshalb, weil wir in einer Klimazone leben, in der die weltweit höchsten Kartoffelerträge eingefahren werden. Die Kartoffelverarbeitende Industrie in der EU ist deshalb neben der in den USA der größte Anbieter von Kartoffelprodukten auf dem Weltmarkt. Ganz anders sieht es auf dem Frischkartoffelmarkt aus. Bereits ein Drittel aller über den LEH vertriebenen Frischkartoffeln für die privaten Haushalte kommen aus dem Ausland und zwar in einer Zeit, in der die Scheunen unserer Landwirte immer noch gut gefüllt sind.

Ab Ende Januar konkurrieren heimische Knollen mit Frühkartoffeln aus Zypern, Israel, Ägypten und anderen und darüber hinaus in zunehmendem Maße mit Lagerware aus Frankreich. Während in diesen Tagen immer mehr Ketten des LEH auf die reichlich verfügbaren französischen Kartoffeln umstellen, melden Importeure, dass zypriotische Knollen aus der Winterernte (winter crop) nur in sehr begrenztem Maße zur Verfügung stehen. Während der gesamten Vegetationsphase hatte es viel zu wenig geregnet und die Wasserreservoire sind längst leer. Bleibt es trocken, halbiert sich die für den Export verfügbare Menge. In 2007 bezog Deutschland immerhin 12.125 Tonnen, gut die Hälfte dessen, was aus Zypern in der gesamten EU platzieren konnte.
Auch Israel war beim Kartoffelabsatz in die EU zuletzt sehr erfolgreich. In den letzten fünf Jahren konnte man die Menge von rund 100.000 Tonnen verdoppeln. Von den 208.000 Tonnen in 2007 gingen gut 10 %, also 21.000 Tonnen nach Deutschland. In diesem Jahr dürfte die für uns vorgesehene Menge um 50.000 Tonnen kleiner ausfallen. Die weitaus größte Frühkartoffelmenge für Deutschland kommt allerdings seit Jahren aus Ägypten (Vj. 45.923 Tonnen). Damit lagen wir zuletzt rund 10.000 Tonnen unter der Rekordmenge im Jahre 2004. Deutschland gilt als schwieriger Kunde, wenn man Alternativen hat, bedient man bevorzugt Andere. Seit der Osterweiterung liefert Ägypten in die EU tendenziell mehr, aber an uns nun wieder weniger. Ob dieses Phänomen auch in diesem Jahr zu beobachten sein wird, ist noch nicht einzuschätzen, vieles spricht aber dafür.

Die Gesamtmenge, die die südlichen Länder für die EU einplanen, hängt in erster Linie von der EU-Ernte ab. Da wir in 2003 sehr knapp versorgt waren, lieferte Ägypten deutlich mehr und nutzte damit das hohe Preisniveau hierzulande. In so einem Umfeld gibt es bekanntlich weniger Beanstandungen. Die gab es aber im Folgejahr in einen umso größeren Umfang, als die hiesige Lagerware stets besser war, im Vergleich zur teureren Importware aus Ägypten.

Angesichts der recht großen EU-Ernte haben die größten Lieferländer in diesem Jahr offensichtlich eine kleinere Menge für uns vorgesehen. Wie groß die Ernten im Süden insgesamt ausfallen werden, ist noch nicht abzusehen. Zurzeit sind deutsche Importeure im Land am Nil und begutachten die Ernte und die ersten Verladungen.

Unterdessen hat die Umverteilung der EU Ernte wieder an Dynamik gewonnen. Aus den Überschussregionen in Frankreich, Belgien und Holland wird von einer belebten Nachfrage berichtet. Auch bayerische und ostdeutsche Versender können aufgrund ihrer Frachtvorteile Anfragen aus Osteuropa bedienen. Da dabei die Margen allerdings sehr knapp und die Frachtraten hoch sind, muss man die Entfernung zum Zielort genau beachten. Deshalb ist Niedersachsen bislang von diesem Aufbruch nicht betroffen und die Geduld des dortigen Erfassungshandels wird weiterhin auf die Geduldsprobe gestellt.

Um aber an die Exportaufträge nach Osteuropa heranzukommen, müssen auch andere Versender Federn lassen. So senke das französische SNM seine 40 mm+ Erzeugerpreisnotierung am vergangenen Freitag um 50 Cent auf acht Euro/dt und liegt damit nur noch knapp über den preiswertesten Anbietern von EU-Frittenrohstoff, den Belgiern. Die Verladungen aus Frankreich florieren allerdings auf hohem Niveau. Auch Deutschland wird nun zunehmend mit französischer Lagerware versorgt, denn in einigen Regionen ist bereits ein Ende der eigenen Vorräte abzusehen. Bereits ab März dürfte das Rheinland komplett auf die Zufuhren aus anderen Regionen angewiesen sein. Dann konkurrieren dort niedersächsische Herkünfte mit denen aus Frankreich oder Ägypten. Da die meisten Frischkartoffeln aber über Discounter vertreiben werden, zählt auch dann in erster Linie der Preis. Und der besteht nicht nur aus dem Wareneinsatz, sondern auch den Frachtaufwendungen.

Joachim Tietjen
HANSA Terminhandel GmbH
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