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Kartoffeln: Erwartete Flächenausweitung besorgt US-Erzeuger

Klimabericht der UN prognostiziert vielfach höhere Ernteerträge

Nach zwei guten Jahren für die Kartoffelproduzenten in Amerika wird eine Ausweitung der Anbaufläche immer wahrscheinlicher. Da die Bestände an Rohstoff und Produkten so niedrig sind, wie seit 1994 nicht mehr, dürfte eine größere Ernte leicht unterzubringen sein. Wenn aber die Fläche, wie erwartet cirka 3 % ausgeweitet und durchschnittliche Erträge zugrunde gelegt werden, dann dürfte das Preisniveau um mindesten 20 % fallen. Der Einfluss für Kartoffeln ohne langfristige Vertragsbindung wird dann wohl noch viel gravierender ausfallen. So die Prognose im letzten North American Potato Market Newsletter.

Die Bauern hätten die Preisentwicklung allerdings selber in der Hand, meint der Verfasser des Artikels Bruce Huffaker. Sie sollten die Produktionsmenge so nah wie möglich auf den Bedarf zuschneidern. Die Produktion von einer zu großen freien Menge habe auf die Preisentwicklung fatale Folgen.

Dieser Bericht könnte Wortwörtlich auch für Europa übernommen werden. Die Warnung vor einer Flächenausweitung gilt für unseren Teil der Welt nämlich genauso. Schließlich befinden wir uns in einer globalisierten Welt und die Einflüsse aus Amerika und Australien oder Indien auf den Welthandel mit Kartoffeln und deren -Produkte sind nicht zu unterschätzen.

In den letzten beiden Jahren haben sich die Rahmenbedingungen für die europäischen Kartoffelproduzenten nämlich nur deshalb so deutlich verbessert, weil die Produktionsfläche auch in Amerika zeitgleich zurückgefahren wurde. Hinzu kommen Nachfrageimpulse aus den Wachstumsmärkten Asiens und Osteuropas und das alles bei erhöhten Wetterrisiken. Die bullischen Meldungen halten unterdessen noch an: Starke Regenfälle verursachen derzeit eine Krautfäuleepedemie in Indien. In Australien muss der Verarbeiter Simplot sein Werk in Ulverstone bis Mitte Mai schließen, weil der Rohstoffnachschub aus Tasmanien verebbt ist. Es ist zu trocken und nicht alle Produzenten wollen oder können beregnen.

Der Weltklimabericht der Vereinten Nationen, der am Wochenende in Brüssel vorgestellt wurde, prognostiziert allerdings für alle großen Kartoffelanbauregionen der Welt tendenziell höhere Ernteerträge. Damit dürfte sich der Trend zu noch mehr Kartoffeln pro Hektar fortsetzen. Während Wetterextreme zu Ertragsdepressionen führen können, werden wir in anderen Jahren eine Überproduktion haben. Mit regelmäßigen Ausfällen dürfen wir aber nicht rechnen. Die bislang noch stetige Verfügbarkeit von Kartoffeln, trotz der Juli-Hitze in 2006, mahnt ebenfalls zur Vorsicht. Auch die Nachfrage stellt sich nämlich schnell auf eine veränderte Marktlage ein. Von vielen Analysten, auch von mir, wurden bereits für Februar und März Lieferengpässe erwartet; diese haben hohe Erwartungen bei den Lagerhaltern hervorgerufen. Die meisten von ihnen mussten ihre Vorräte dennoch frühzeitig verkaufen, weil sie entweder die Qualitäten nicht erhalten konnten oder aber nicht über geeignete Räume für die Langzeitlagerung verfügen. Bei den Verbrauchern kamen die Presseberichte von „teuren“ Kartoffeln nicht gut an; sie haben vorsichtshalber weniger gekauft. Der Absatzverlust konnte durch mehr Exporte aber nur teilweise kompensiert werden.

Was aber passiert, wenn überall in Europa einen normale Ernte heranwächst, wenn also alles gut geht mit der Produktion? Die Industrie wird, nachdem die Preise gefallen sind, ihre Lagerbestände auffüllen. Ein moderater Anstieg der Erntemenge kann also untergebracht werden. Sollten wir aber auch in Osteuropa eine Bedarfsdeckende Ernte bekommen, wird uns sehr schnell das Exportventil fehlen, das zuletzt unseren rückläufigen Pro-Kopf-Verbrauch kompensiert hat. Schon eine leichte Überproduktion würde also das sensible Gleichgewicht der Marktkräfte ins Wanken bringen. Aus diesem Grund kann ich mich nur der Empfehlung der ZMP und auch der amerikanischen Besorgnis anschließen, die Kartoffelanbaufläche nicht auszuweiten. Nur so haben die Bauern die Chance auf ein weiteres erfolgreiches Kartoffeljahr.

Joachim Tietjen
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