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Kartoffeln: Wer schützt uns vor dem guten Willen ?

Fachleute müssen Definitionsmacht zurück erobern

Dr. Roger J. Busch, Leiter des Instituts für Technik Theologie und Naturwissenschaften (TTN) an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, fordert die Kartoffelbranche auf, konstruktiv mit dem guten Willen der Menschen umzugehen. Seitdem der Ackerbau Gegenstand der öffentlichen Beobachtung geworden ist, melden sich immer mehr Politiker sowie vermeintliche Verbraucherschützer, deren Beurteilung der Dinge nicht unbedingt auf Wissen sondern auf moralischer Bewertung basiert, zu Wort. Der Fachmann darf sein Tun jedoch nur von hinreichend belastbarem Wissen leiten lassen, mahnt der evangelische Theologe aus Bayern auf dem 33. Kartoffelhandelstag in Warberg.

Die Kartoffelbranche befindet sich in einem Umfeld, das bereits auf vielfältige Weise von gut meinenden Akteuren unserer Gesellschaft beeinflusst wird. Als Beispiele fallen mir spontan der Trend zur Bio-Energie, die grüne Gen-Technologie oder auch die unnatürliche Präsentation der Frischkartoffel im LEH ein.

So ist zu festzustellen, dass beim Thema der nachwachsenden Rohstoffe eine politische Gesamtstrategie fehlt. Zwar biete es auf den ersten Blick eine Menge Vorteile für Landwirte als auch für Politiker, die sich abzeichnenden Probleme in der Wertschöpfungskette, nämlich die verlässliche Verfügbarkeit notwendiger Rohstoffe als auch der Wettbewerb um die Fläche mit den ökonomischen Folgen für den Verbraucher, finden jedoch zu wenig Berücksichtigung. Die Herausforderung sei, ein Rahmenkonzept unter ethisch belastbaren Bewertungsmaßstäben zu entwickeln. Bei einer derartigen Herangehensweise sind ökonomische, ökologische und soziale Aspekte zu berücksichtigen. Nur dann ist eine Entwicklung nachhaltig.

Auch das Thema grüne Gen-Technologie sollte in der Kartoffelbranche offensiv diskutiert werden, bevor es von Außen zu einem Problemthema gemacht wird. Da Kartoffeln keine Selbstbefruchter sind, ist die Gefahr von Auskreuzungen im Freiland nicht gegeben. Einer öffentlich geführten emotionalen Diskussion könne man nur mit fundiertem Fachwissen entgegentreten. Bei ihrer Urteilsbildung in der Bevölkerung ist das Vertrauen zu Personen wichtig, denen man die Fachkompetenz zubilligt.

Genauso sollten wir mit den Missständen umgehen, die sich über Jahre den Einkäufern des LEH gegenüber eingeschlichen haben. Ich denke da in erster Linie an das Waschen von Kartoffeln und das Verpacken in lichtdurchlässige Netze. Jeder Fachmann weiß, dass das gegen die Natur der Kartoffel ist. Unterdessen haben sich die Marketingexperten der Branche immer neue Verpackungen einfallen lassen, die den Bedürfnissen des LEH aber nicht dem Inhalt gegenüber gerecht werden. Damit haben sich die Packer in eine Situation manövriert, aus der sie schwer wieder herauskommen. Die Optik der Knolle steht über allem und ist damit zum entscheidenden Verkaufsargument geworden. Hell und glattschalig muss die ideale Knolle sein und damit so, wie sie hierzulande aufgrund der Boden- und Lagerhygieneprobleme, die sich nach wiederholtem Anbau ergeben, kaum noch produziert werden kann.

Bereits heute werden mehr als 30 % der in deutschen Haushalten konsumierten Frischkartoffeln aus südlichen Ländern importiert. Zuletzt in verstärktem Maße aus Frankreich, wo in den letzten Jahren „jungfräuliche Böden“ erschlossen wurden. Nachdem aber auch dort auf den gleichen Flächen wiederholt Kartoffeln produziert worden sind, lässt das Aussehen ebenfalls stark nach, weil sich Pulverschorf und andere Krankheiten breit machen. Die Fachleute hierzulande sind sich darüber hinaus einig, dass der Geschmack von heimischen Kartoffelsorten weitaus besser ist als der der französischen. Außerdem wissen wir, dass die Klimaerwärmung dazu führen wird, dass die idealen Kartoffelanbaugebiete immer weiter in Richtung Norden wandern werden. Wenn die Versorgung mit dem Rohstoff Kartoffeln zukünftig nachhaltig und zu wettbewerbsfähigen, also sozial vertretbaren Preisen gewährleistet bleiben soll, wird man nicht darum herumkommen, dem Verbraucher nur noch Produkte anzubieten, die zu ökonomisch und ökologisch verantwortbaren Umständen produziert werden.

Die Marketingstrategen der Kartoffelbranche sollten sich schnell darüber Gedanken machen, wie beim Verbraucher ein Verständnis für ein fachlich verantwortbares Produkt am Besten erreicht werden kann. Es gibt bereits zu viele Fehlentwicklungen, die repariert gehören. Die Herausforderungen an verantwortungsbewusste Fachleute ist, sich aufgrund von kurzsichtigen und populistischen Einflüssen nicht vom dem fachlich Nötigen abbringen zu lassen.

Joachim Tietjen
HANSA Terminhandel GmbH
http://www.hansa-terminhandel.de

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