Richard Ebert
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° Gold: Realitäten und Gedankenspiele

(11.04.2003) Gold Fields Mineral Services (GFMS) hat am Donnerstag sein „Gold Survey 2003“ veröffentlicht. So richtig große Überraschungen enthielt die jährlich erscheinende, umfassendste und unbestritten kompetenteste Analyse nicht.

Sie hat aber noch einmal bestätigt, dass der Abbau der Sicherungs- oder Vorausverkäufe der Produzenten (Hedge Books) im vergangenen Jahr die entscheidende Rolle auf der Nachfrageseite spielte. Zuvor hatte GFMS bereits einen Sonderbericht zu diesem Thema vorgelegt, so dass die eigentliche Analyse keine sonderlich neuen Erkenntnisse mehr vermitteln konnte.

Fest steht nach den Zahlen von GFMS, dass die zurückliegende Hausse am Goldmarkt ohne den Abbau der Hedge Books nicht zustande gekommen wäre. Nach Lage der Dinge muss sogar bezweifelt werden, dass die Schwäche des US-Dollar den Goldpreis stärker bewegt hätte, wenn die physische Nachfrage der Produzenten nicht gewesen wäre.

Wenn GFMS nun erklärt, der Goldpreis könne von Anlegern, die sich enttäuscht unter anderem über die Entwicklung der Aktienmärkte zeigen dürften, im Verlauf der zweiten Jahreshälfte die Marke von 350 Dollar wieder übersteigen, dann ist dies eher eine Vermutung als eine wirklich solide begründete Prognose.

GFMS hätte ausdrücklich hinzufügen müssen, dass ein unvermindert massiver Abbau der Hedge Books eine weitere, wichtige Voraussetzung für einen solchen Anstieg wäre. Doch ein weitere starke Verringerung dieser Positionen ist alles andere als sicher. Vermutlich wurden sie im ersten Quartal abermals stark verringert, so dass die Abdeckungen nun „mangels Masse“ schwinden könnten.

Das nächste große Thema am Goldmarkt wird die Frage sein, ob die 15 europäischen Zentralbanken ihr „Washingtoner Abkommen“ verlängern und sich über den Herbst 2004 hinaus mehr oder weniger Zurückhaltung beim Verkauf ihrer Goldreserven auferlegen.

Einige gewichtige monetäre Überlegungen sprechen dafür, dass sie ihre Abgaben verringern oder sogar ganz einstellen müssten. Doch dafür wären so tiefgreifende politische Entscheidungen erforderlich, dass es wohl nur Gedankenspiele bleiben werden. Gold müsste nämlich wieder eine monetäre Rolle im Währungssystem zugedacht werden. Geschähe dies, und würden die europäischen Zentralbanken kein Gold mehr verkaufen, wäre eine Explosion des Goldpreises in allen Währungen vorgezeichnet, getreu der Maxime „Gold ist das bessere Geld“.

Arnd Hildebrandt, Herausgeber

(Quelle: Taurosweb)

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Grafik: Juni-Gold auf Wochenbasis an der Comex New York

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