Richard Ebert
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° Kakao: Absturz ohne Halt / Verrottet die Ernte ?

(15.05.2003) Die Kakaopreise sind regelrecht abgeschmiert. Wann und wo der freie Fall endet, kann nicht gesagt werden. Die Erholung vom Mittwoch muss nicht unbedingt eine Wende ankündigen, auch wenn ein ausgedehnterer Aufschwung überfällig erscheint.

Von Bedeutung ist zunächst einmal, dass die Notierungen in London das im November verzeichnete Tief bereits eindeutig unterschritten haben. In New York bleibt noch etwas Raum und damit Zeit, bis Gleiches festgestellt werden kann.

Die unterschiedliche Entwicklung erklärt sich zum Teil mit dem Wechselkursverhältnis zwischen Dollar und Pfund Sterling. Doch im Gegensatz zu London ist in New York nach wie vor eine inverse und damit atypische Preisstruktur zu verzeichnen. Sie verrät unverändert eine latente Knappheit an physischer Ware von andienbarer Qualität.

Nach den massiven Verlusten ist der Markt nun mehr als reif für eine ansehnliche Korrektur. Sie wird wahrscheinlich sehr dynamisch ausfallen, denn die spekulativen Fonds haben sich massiv auf der Baisse-Seite eingenistet. Wenn sie sich eindecken wollen oder müssen, kann eine wahre Kaufpanik entstehen.

Im Hintergrund dieser Baisse steht die inzwischen weithin akzeptierte Ansicht, dass vor allem die Haupternte in der Elfenbeinküste und wohl auch die angelaufene Mittelernte dort weit über den Erwartungen liegen. Der Ertrag könne ausreichen, um die Weltbilanz von dem bisher vielerorts noch angenommenen Produktionsdefizit in einen Überschuss zu verwandeln, heißt es.

Ein weiterer Grund für den Preisverfall liegt darin, dass sich die europäischen Verarbeiter so gut wie ganz als Käufer zurückgezogen haben. Sie warten angesichts der Dollar-Baisse auf noch niedrigere Euro-Preise und haben gute Gründe für diese Annahme.

Doch es gibt auch einige Aspekte, die die Baissiers nicht angemessen beachten oder ganz ignorieren. Da ist zum einen der Umstand, dass Händler und Exporteure in der Elfenbeinküste ihre Ankäufe von den Erzeugern eingestellt haben, weil die zu zahlenden Preise angesichts der Baisse am Weltmarkt zu hoch sind. Dies birgt die Gefahr, dass die Qualität der Kakaobohnen aus der Mittelernte mit fortschreitender Zeit abnimmt und dass Teile der Ernte ganz verrotten.

Eine längerfristig sehr beunruhigende Perspektive hat CAB International (CABI) jetzt dargelegt. Die Organisation teilte mit, dass die bereits in Lateinamerika verbreitete Krankheit "frosty pod rot" möglicherweise gefährlicher sei als die bereits bekannten Seuchen "black pod rot" und "witches broom". CABI hält es für möglich, dass "frosty pod rot" auch in Westafrika auftritt, was verheerende Folgen hätte, denn es sei bekannt, dass die dort stehenden Kakaobäume anfällig für diese Krankheit seien.

(Quelle: Arnd Hildebrandt / Taurosweb)

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