Richard Ebert
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° Metalle: Der Schwanz wackelt mit dem Hund

An den Märkten für Industriemetalle wackelt der Schwanz mit dem Hund – Normal ist das gewiss nicht, aber es wird mehr und mehr als Normalität empfunden

(18.06.2003) Die Märkte für Industriemetalle bleiben Spielball der oft täglich gleich mehrfach wechselnden Konjunkturdaten und der Eingebungen der spekulativen Fonds. Letztere betätigen sich an den einschlägigen Terminmärkten und sorgen dort immer wieder für Furore. Mal geht es auf und mal wieder ab. Ruhe will und kann nicht eintreten, solange die Fonds das Geschäft, losgelöst von den Kassamärkten, beherrschen.

Es ist eine Illusion, zu glauben, die Metallmärkte würden eines Tages wieder ganz zur Normalität zurückkehren, die sich in früheren Zeiten dadurch ausgezeichnet hat, dass die Kassamärkte den Ton angaben. Die Terminspekulation war zwar immer da, doch hat sie in den zurückliegenden Jahren so an Dominanz gewonnen, dass die zugrunde liegenden fundamentalen Bedingungen nur noch ansatzweise zutage treten. Das hat die Bedeutung der Kassamärkte weit zurückgedrängt.

Gelingen konnte dies so rasch und auf so drastische Weise nur, weil das Wachstum der Weltwirtschaft parallel zum Zufluss des Kapitals bei den spekulativen Fonds nachgelassen hat. Das geschrumpfte Wirtschaftswachstum hat die physische Nachfrage nach Metallen in den traditionellen Verbraucherländern schwinden lassen. Sie wäre noch stärker geschwunden, hätte China nicht einen beispiellosen Wirtschafts-Boom mit sprunghaft gestiegenem Metallbedarf erlebt.

Die geringe Bedeutung der Kassamärkte erklärt sich in Verbindung mit dem konjunkturell bedingt gesunkenen Wachstum der Nachfrage nach Metallen vor allem damit, dass in normalen Zeiten nur 10 bis höchstens 15 Prozent des Metallbedarfs im freien Handel gedeckt werden. Der weitaus größte Teil des Bedarfs wird im Rahmen fester Lieferverträge zwischen den Verarbeitern und den Produzenten gehandelt.

Dies ist gewissermaßen die Basis des gesamten Metallgeschäfts. Doch wenn diese Basis vom Volumen her schrumpft, wie es in den vergangenen Jahren zu beobachten war, schwinden zwangsläufig auch die Bedarfsspitzen, die die Verarbeiter im freien Handel zu decken pflegen.

Daher ist zu vermuten, dass inzwischen kaum noch originäres physisches Geschäft stattfindet. Somit bilden sich Metallpreise am Terminmarkt ohne die unabdingbare Bodenhaftung des Kassamarktes, also gewissermaßen im luftleeren Raum. Oder: Der Schwanz wackelt mit dem Hund, und das lässt den Hund häufig unberechenbare Kapriolen schlagen.

(Quelle: Arnd Hildebrandt, Taurusweb)

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