Sebastian
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Gamma Scalping !
Hallo,
wendet von Euch jemand Gamma Scalping im täglichen Trading an? Oder auch Reverse Gamma Scalping?
Gruss Sebastian
Submitted by Sebastian
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Ich versuch mich ein bisschen reinzudenken da gamma scalping eine gute Möglichkeit ist als Liquiditätssteller im Underlying das Deltarisiko zu hedgen. Vor allem in Instrumenten mit sehr breiten BID/ASK Spreads . Allerdings sind die realisierten Volatilitäten tendenziell niedriger als die IVs. Interessant ist hier auch Dispersion Trading. Also Gamma scalping in Illiquiden Einzeltiteln und reverse gamma scalping in liquiden Aktienfutures. Aber auch hier gilt dass Dispersion tendenziell zu billig gepreist ist. Grüsse
@ autokor [#2]
Danke für Deine Antwort. Ich hatte mir gedacht, dass so etwas in den Bonds funktionieren müsste wenn die IV sehr niedrig ist. Dann kann man sehr günstig einen Straddle kaufen und und um den Strike scalpen. Natürlich sollte der Markt dann noch in einer Range handeln.
Allerdings sind meine Transaktionskosten zu hoch und die Kontogröße zu niedrig weswegen sich so etwas noch nicht lohn. Deswegen wollte ich wissen ob das jemand anderes erfolgreich im Trading einsetzt.
Hast Du eine Meinung oder Erfahrungswerte bezüglich dieser Strategie?
Wenn ich mir die US Foren ansehe dann ist Reverse Gamma Scalping dort sehr beliebt und niemand scalpt normale Gammas. Ist auch verständlich da man mit RGS stetige Gewinn einfahren kann aber leider tot ist wenn es einmal knallt.
Mein Plan war es Talebs Ideen in einen Konzept einzuarbeiten jedoch nur als Beimischung. Die Verluste welche enstehen während man auf einen Move wartet sollten dann durch Gamma Scalping kompensiert werden.
Gruss Sebastian
@ Sebastian [#3]
Das Problem beim Gamma Scalping ist auch, dass man entscheiden muss ab wann bzw. bei welchen Levels agiert wird. Agiert man zu früh, so bleibt bei einer großen Bewegung (Trend) kein Gewinn übrig; setzt man die Schwellen zu groß an, entgehen einem Gewinne, falls der Markt in einer engen Range handelt.
Das Reverse Gamma Scalping halte ich auch für interessanter, besonders bei den Equity Indicies. Bei steigenden Kursen geht (normalerweise) die IV runter, somit benötigen die Short Calls keiner Absicherung. Nur die Short Puts benötigen einer Absicherung, was man mit kürzerlaufenden Optionen, Weeklies oder einem Time Backspread machen kann.
MfG
@ kanada [#4]
Wenn es beim RGS aber richtig knallt und der Markt wegbricht bringt auch das Hedging nichts mehr.
Ich hatte es mir so gedacht, dass man am besten viele Straddles kauft und dann eng scalpt. Allerdings muss ab einem bestimmten Punkt das Scalping aufhören für den Fall, dass der Markt ausbricht und genügend Optionen ungedeckt sind die dann Gewinn produzieren können.
Gruss Sebastian
@ Sebastian [#5]
"Wenn es beim RGS aber richtig knallt und der Markt wegbricht bringt auch das Hedging nichts mehr." Ich meinte kein dynamisches Hedging mit z.B. Weeklies, sondern komplettes Absichern gleich nach Strategieeröffnung. Man hat also im worst case einen bestimmten maximalen Verlust.
"...dass man am besten viele Straddles kauft..."
Also interessiert dich eher GS und nicht RGS, oder?
"...und dann eng scalpt." Genau dies ist der Knackpunkt! Was ist eng? Wie bestimmt man dies?
@ kanada [#6]
"Ich meinte kein dynamisches Hedging mit z.B. Weeklies, sondern komplettes Absichern gleich nach Strategieeröffnung. Man hat also im worst case einen bestimmten maximalen Verlust."
Ahh das hatte ich nicht gemerkt. Das klingt natürlich vielversprechend. Macht dann natürlich Sinn wenn die IV sehr hoch ist und man gleichzeitig deren Einbruch mitnimmt. Welches Verhältnis wählst Du dann? Pro Option short eine Long?
Gruss Sebastian
@ Sebastian [#7]
Das Verhältnis kannst du natürlich nach eigenem Risikoempfinden auswählen. Ich bin eher risikoavers und wäre niemals mit einer bedrohlichen Anzahl ungedeckt short. Ich bin sogar eher für 1:1, also komplett abgesichert.
MfG
@ kanada [#8]
Welche Follow Ups machst Du dann? Wenn Du einen Straddle verkauft hast und mit einem kurzen Strangle abgesichert hast. Angenommen der Markt beginnt stark zu steigen oder fallen. Gehst Du dann raus oder rollst Du nach oben/unten?
Gruss Sebastian
@ Sebastian [#9]
Bei Equity Indizes würde ich nur die Short Put Seite absichern. Die Short Call Seite sollte bei steigenden Kursen aufgrund der fallenden IV kaum in Bedrängnis kommen. Aber ich handle keinen Short Straddle! Eher würde ich das Gamma Scalping als Zusatzmodul zu einer bereits bestehenden Strategie einbeziehen bzw. sich überlegen, ob sich dadurch das Gesamtsystem verbessern lässt. Einfach nur einen Short Straddle zu handeln und dann das Gamma Scalpen bzw. RGS würde ich nicht machen.
MfG
@ Sebastian [#3]
Ich glaube man kann mit Gamma Scalping Geld verdienen aber nur wenn die Transaktionskosten sehr niedrig sind oder besser noch positiv(Market Maker Courtage oder z.B http://www.chi-x.com) und die Spreads möglichst weit sind. Die "quote machine" muss selbstverständlich automatisch sein.
Wenn man jede Stunde manuell versucht seinen Gamma Hedge anzupassen dann verliert man sicher Geld auf lange Sicht weil IV > realisierte Vol.
Grüsse
@ autokor [#11]
"Wenn man jede Stunde manuell versucht seinen Gamma Hedge anzupassen dann verliert man sicher Geld auf lange Sicht weil IV > realisierte Vol."
Glaube ich auch. Ich würde eher versuchen größere Swings zu bekommen und nicht ständig hedgen. Eventuell könnte es Sinn machen vor wichtigen News und gleichzeitig niedriger IV ein oder zwei Wochen vor Veröffentlichung einen Straddle zu kaufen, diesen zu scalpen und dann bei den News an der Bewegung zu profitieren. Werde hier mal etwas weiter forschen. Danke für Eure Antworten.
Gruss Sebastian
Noch etwas anderes. Passt jetzt nicht unbedingt zum Gamma Scalping aber ich halte es jetzt nicht für unbedingt sinnvoll ein neues Thema wegen ein paar Antworten aufzumachen.
Weiß jemand ob es einen Anbieter gibt der die Korrelation der IV mit dem Basiswert anbietet? Beim S&P kann man es aus dem VIX leicht errechnen, dass diese beiden negativ korreliert sind.
Aber für die anderen Märkte habe ich leider keine Daten der IV. Gibt es diese vielleicht irgendwie, dass ich mir zur Not so etwas selbst erstellen kann?
Gruss Sebastian
http://www.ivolatility.com
grüsse
@ Sebastian [#13]
Die Betrachtung des Smiles/Skews könnte dir auch schon behilflich sein eine ungefähre Ahnung der Korrelation zu bekommen. (Habe dies nicht anhand von Daten überprüft, sollte aber einigermaßen hinkommen).
Ist der Call und Put Skew jeweils positiv und symmetrisch, wird sich die Korrelation eher im Bereich von Null befinden.
Ist der Call und Put Skew negativ und symmetrisch, wird die Korrelation ebenfalls eher einen Wert von Null aufweisen.
Ist der Put Skew positiv und der Call Skew eher flach/abfallend (s. S&P), dann wird die Korrelation eher negativ sein.
Ist der Call Skew positiv und der Put Skew eher flach/abfallend, dann wird die Korrelation eher positiv sein.
@ kanada [#15]
Danke. Genau das war meine nächste Frage da ich davon auch schon gelesen hatte.
Gruss Sebastian
@ kanada [#15]
Fällt Dir eine Möglichkeit wie man am besten Vol of Vol handeln könnte?
Gruss Sebastian
@ Sebastian [#17]
Leider nicht. Über VIX Optionen geht dies für den S&P, aber ich denke du möchtest dies wahrscheinlich bei Rohstoff Optionen handeln.
Ich kann mir aber vorstellen, dass man Vol of Vol irgendwie handeln könnte, jedoch wäre dies sicherlich eine abartige Optionskonstellation. :-)
@ kanada [#18]
"Über VIX Optionen geht dies für den S&P,..."
Genau war auch meine erste Idee.
Bei Rohstoffen sehe ich bisher auch keine Möglichkeit. Habe ein wenig gegoogelt und auch keine Hinweise außer tausend Formeln gefunden. Falls ich mal etwas finde werde ich es posten.
Gruss Sebastian
@ kanada [#18]
Die einzige Möglichkeit Vol of Vol zu handeln wäre ein Varianz Swap der auf die Vol of Vol positiv reagiert. Dadurch, dass die Varianz konvex ist hat der Varianz Swap einen höheren Strike als der Vola Swap. Theoretisch müsste man den Varianz Swap in Zeiten niedriger Vol of Vol kaufen und dann später zu einem höheren Preis wieder verkaufen.
Gruss Sebastian
Weiß vielleicht jemand unter Euch was ein "Gamma Swap" macht? Ist damit das Optionsgamma gemeint oder wie kann ich mir das vorstellen?
Gruss Sebastian
@ kanada [#18]
"...dass man Vol of Vol irgendwie handeln könnte, jedoch wäre dies sicherlich eine abartige Optionskonstellation. :-)"
Sowas in der Richtung hab ich gemeint, als ich dich fragte: "Hast du dir mal einen "VIX" von den Vix Optionen erstellt?"
Der VIX ist von den S&P Optionen, daraus entstehen die Vix Optionenpreise, wenn man daraus wieder einen iV Index macht, hätte man einen "VIX" vom Vix...
@ AAA [#22]
Ahh, o.k. Nein, das habe ich noch nicht gemacht, aber dieser VIX wäre dann sicherlich extrem volatil !
@ Sebastian [#20]
"Vol of Vol"
Hier gibt es einen Thread dazu. Vielleicht hilft er dir weiter.
http://www.nuclearphynance.com/Show%20Post.aspx?PostIDKey=107021
http://www.nuclearphynance.com/Show%20Forum.aspx?ForumIDKey=2
MfG
@ kanada [#24]
Danke für die Links. Da stand auch etwas von "Kurtosis Trading".
Das wäre dann doch Short ATM Options + Short OTM Options + Long NTM Options, oder?
Gruss Sebastian
Hier ein interessanter Artikel zum Thema Dispersions Trading:
http://tinyurl.com/2d6hd4
Gruss Sebastian
@ Sebastian [#26]
Super Artikel.
Interessant im Nachhinein was früher alles nicht realistisch gepreist war Anfang der 90 er eine imlplizite Korrell >1 ist unglaublich wenn man sich vor Augen führt dass das ja keine Steinzeit war. Aber Anfang der 90 er hatten Optionspreise auch noch keinen Skew...
Wahrscheinlich gibt es in zehn Jahren allgemeines Kopfschütteln über unsere heutige Dummheit irgendwelche unglaublichen Arbitrage Gelegenheiten nicht auszuschöpfen.
Grüsse
@ autokor [#27]
"Super Artikel."
Dachte ich mir auch. Ist von dem User "FDAXHUNTER" von http://www.nuclearphynance.com. Der hat es echt richtig drauf und kennt sich extrem gut in den Märkten und allen Arten des Handels aus.
"Wahrscheinlich gibt es in zehn Jahren allgemeines Kopfschütteln über unsere heutige Dummheit irgendwelche unglaublichen Arbitrage Gelegenheiten nicht auszuschöpfen."
Mit Sicherheit. Die Finanzbranche in dieser Form steckt ja noch in den Kinderschuhen. Erst seit Erfindung der Black Scholes Formel hat sich eine neue Finanzbranche entwickelt mit Gamma Swaps, Correl Swaps, Variance und Vol Swaps, Kurtosis Trading, Dispersion Trading, exotischen Optionen und und und ...
Da kann sich noch sehr viel neues entwickeln.
Gruss Sebastian
Das schöne bei einem Dispersiontrading ist auch dass man in den mit hohen Spreads versehenen Einzeltiteln sein Gamma Long mittels ertragreichem Marketmaking hedgen kann während man einen Gamma Short im Index recht kostengünstig auch aggressiv hedgen kann. Selbst ein zu hohes Gap Risiko kann hier vermieden werden weil man im Zweifel den ES als Proxy auf Globex handeln kann.
Könnte ich ein kleines Beispiel für den Skew, also auch für den Smile haben?
Allg. gilt doch: Wenn ich das richtig verstanden habe versteht man unter skew den Verlauf der impliziten Vola innerhalb der verschiedenen Lz eines Basispreises, und unter smile den Verlauf der impliziten Vola innerhalb der verschiedenen Basispreise eines Laufzeitmonats.
@ scorpion260 [#30]
Das ist nicht ganz korrekt. Diese Bezeichnungen beschreiben eher die Form bzw. Struktur der Volaverteilung innerhalb einer Laufzeit.
Bei einem Smile steigen die impliziten Volas, je weiter sich die Strikes vom aktuellen Aktienkurs (Richtung OTM) entfernen.
DAX-Stand 5000:
Dax-Put 5000 40%
Dax-Put 4800 43%
Dax-Put 4600 47% usw.
Bei einem Skew ist die Ausprägung der IV´s dementsprechend fallend und Sie stehen dann "am Geld" am höchsten (meist bei den Calls auf Indizes zu beobachten).
Meines Wissens hast du das "Volatility Surface" beschrieben. Die komplette Verteilung der IV´s innerhalb einer Laufzeit sowie auch versch. Lfzt.
Hier habe ich gerade auch mal ergoogelt:
http://en.wikipedia.org/wiki/Volatility_smile
@ scorpion260 [#30]
Skews treten insbesondere bei Index Optionen auf.
Nachfolgende Grafik zeigt für die DAX Optionen mit Laufzeit 19.Juni einen schönen Smile (magenta).
Die beiden anderen Kurven - Laufzeit Juli und August - haben (noch) einen Skew.
@ Teletrader [#31]
@ kanada [#32]
Vielen Dank für Eure Erklärungen.
"Meines Wissens hast du das "Volatility Surface" beschrieben. Die komplette Verteilung der IV´s innerhalb einer Laufzeit sowie auch versch. Lfzt."
exakt.
graphisches Beispiel anbei ( pp15 des Pdfs):
http://www.ederman.com/new/docs/gs-local_volatility_surface.pdf
@ Phantom of the Pits [#34]
Herzlichen Dank.
@ Phantom of the Pits [#34]
interessante Grafiken! kurzgefasst, leicht verständlich und praxisorienteiert. danke. SPOMI
Ich frage mich ob der ein oder andere tatsächlich in dem Bereich sich eine Strategie ausgedacht hat. Aber eventuell durch zu hohe delthedgingkosten etc. gehindert wird an der Umsetzung.
Grüsse