Gemeinschaftliches Tradingkonto
Familienmitglieder tragen an mich die Bitte heran, einen Teil ihres Geldes zu verwalten (nicht gewerblich), also im Speziellen teilnehmen zu dürfen an meinen Währungsfutures-Strategien.
Dies macht für mich nur Sinn, wenn ich keinen vermehrten Kontoaufwand habe. Es müßte also ein gemeinschaftliches Konto geführt werden. Kennt sich hier im Forum jemand aus mit der Antwort auf die Frage, welche steuerrechtlichen Konsequenzen dies hätte? Müßte man eine GbR gründen? Oder reicht eine schriftliche Vereinbarung nach dem Motto Einlage A beträgt 10% des Kontos, Einlage B 25% undsoweiter, so daß am Ende Gewinn und Velust entsprechend abgerechnet werden können.
Ich trade jetzt zwar schon einige Jährchen, aber diese Frage ist neu für mich.
Gruß,
Berliner
Ich lese gerade den Sommer-Thread über Vermögensverwaltung. BaFin und so. Also wie gesagt: es geht nicht um gewerbliche Verwaltung.
Meine lieben Verwandten wollen einfach mit jedem Order-Click dabeisein, ich nehm keine Erfolgsbeteiligung. Dafür verweigere ich dann auch Tröstung und Händchenhalten bei Verlusten ;-)
Ist eine einfache Lösung inzwischen denkbar und haltet Ihr mich für einen Idioten?
Gruß,
Berliner
IB bietet einen Friends & Family Account an. Soviel ich weiß, sind es lauter Einzelkonten, über die nur der Inhaber verfügen kann, d.h. Ein- und Auszahlungen vornehmen kann.
Ein Advisor kann jedoch die Konten gemeinsam traden, indem er ein Allocation Scheme festlegt, d.h. wenn er 10 FDAX ordert gehen 2 auf Konto A, 3 auf Konto B usw. Die Konten müssen den entsprechenden Margin aufweisen etc.
Auf den Seiten von IB gibt es mehr Informationen dazu sowie ein eigenes Diskussionsforum.
Schönen Tag noch.
Bernd Kürbs
Entgeltlich darfst Du gar nicht arbeiten so lange Du den Status des Vermögensverwalters nach § XYZ nicht hast.
Unentgeltlich darfst Du bis zu drei Konten führen. Hier zählt Deins nicht mit. Alle drei Konten dürfen nicht mehr als EUR 500.000.-- Haben aufweisen.
Bafin erteilt auch gerne telefonisch Auskunft.
Gruss
Hallo Berliner,
ein bayerischer Innenminister hat einmal gesagt, "man kann von den Bürgern nicht immer verlangen, mit dem Bundesgesetzbuch unterm Arm herumzulaufen".
Ich pflichte dem bei und erweitere darüberhinaus, daß der Staat sich aus Privatangelegenheiten seiner Bürger raushalten soll.
Grüße nach Berlin
Albert
Hallo Berliner,
zunächst ein komplizierter, typisch deutscher, Lösungsvorschlag:
Ich denke die sauberste Lösung in Deinem Fall ist eine GbR-Gründung. Der Vertrag sollte dabei sehr eng an Musterverträge für Investmentclubs angelegt sein, damit es keine Probleme bei der Kontoeröffnung bezügl. Finanzportfolioverwaltung gibt.
Zum Jahresende musst Du dann jedem Gesellschafter eine Bescheinigung über Spekulationsgewinne bzw. aufgelaufene Zinsen zukommen lassen, so dass jeder Gesellschafter die Angaben in seine Steuererklärung mit übernehmen kann.
Du kannst auch für die Gesellschaft als ganzes eine Steuererklärung machen und dann jedem Gesellschafter seinen Anteil am Steuerbescheid zukommen lassen. Meines Wissens ist dies allerdings nicht unbedingt notwendig bei einer GbR.
Dann die unbürokratischste Lösung:
Du brauchst keinen GbR-Vertrag, zumindest keine schriftlichen. Jeder Gesellschafter macht sein Konto bei IB auf. Du verwaltest alle Konten mit dem Friends and Family-Account. Das hat den Vorteil, dass jeder die Gewinne bzw. Zinsen automatisch richtig zugeordnet bekommt und Dein zusätzlicher Verwaltungsaufwand gegen Null tendiert.
So weit ich es in Erinnerung habe, weist IB darauf hin, dass man unter Umständen länderspezifische Auflagen erfüllen muß, um ein Friends and Family-Konto führen zu dürfen. Meiner Meinung bedeutet dies, dass man zwar ein Konto aufmachen und betreiben kann, es aber sein könnte, dass man es eigentlich gar nicht führen dürfte, weil man z. B. nicht die BAFIN-Genehmigung hat. Dies nur als Hinweis. Dürfte auch nicht relevnt sein, da Du die Verwaltung ja ehrenamtlich machen willst.
Viele Grüße,
Cisco
@ Berliner
Zitat: 'Dies macht für mich nur Sinn, wenn ich keinen vermehrten Kontoaufwand habe.'
Bisher waren Ihre Beiträge sehr durchdacht um kompetent. Ich musste das zweimal lesen, ob auch Sie der Autor sind. Ich vermute, das Sie in ihrem Leben zu diesem Thema noch keine Erfahrungen gemacht haben.
Wenn Sie möchten das die Harmoie innerhalb ihrer Familie bleibt, und wenn Sie möchten, das ihre Freunde auch ihre Freunde bleiben, lassen Sie diesen Gedanken fallen. Er ist sicherlich gut gemeint, aber er bringt Ihnen nichts als Ärger.
Selbst wenn Sie Geld verlieren, und die Familienmitglieder tolerant sind, es wird immer ein unangenehmer Beigeschmack bleiben. Wenn ich das Geld meiner Kunden verliere, belastet mich das mehr, als wenn es mein eigenes Geld ist.
Mein ehemaliger Chef, der Herr sei seiner Seele gnädig, hat mir obigen Rat einmal erteilt. Natürlich habe ich ihn zur Kenntnis genommen und ignoriert. Heute weis ich, von was er geredet hat.
gruß Walter
Ich habe vergessen zu erwähnen, das es hier um die Hilfe und Tipps geht, das Vorhaben praktisch umzusetzten, und nicht um Lebensweisheiten.
Denn wir wissen ja alle, das man an der Börse stets verdient.
Da ich Sie in diesem Forum kennen und schätzen lernen durfte, werde ich Ihnen diesbezüglich auch keinen Rat geben.
gruß
Hallo Berliner,
ich kann mich Walters gutgemeinten Rat nur anschliessen: Es ist nicht ratsam für Freunde und Familie zu traden. Selbst wenn Sie vorher allen dreimal erklären, dass das Geld den Bach auch runter gehen kann, gibt man Ihnen nicht mit diesem Bewusstsein das Geld.
Böses Blut und kaputte Freundschaften treten dem üblichen finanziellen Risiko bei. Das sollte es Ihnen nicht wert sein.
Viele Grüsse,
Peter
Walter spricht mir aus der Seele, im ersten und im zweiten Beitrag.
Zitat, Quelle unbekannt, es kommt auch nur auf den letzten Satz an:
"Die Handschlagqualität ist im Verschwinden, das Vertrauen wird brüchig. Jeder Geschäftspartner ist argwöhnisch zu verdächtigen, selbst wenn es ein guter Freund ist. Jeder gegen jeden heißt auch: Niemand traut jemandem, keiner vertraut einem. Geld zerstört Freundschaft, lautet einer der klügeren Alltagssprüche."
Die Problematik liegt darin, daß die Verwandten/Freunde Sie zwar und natürlich freistellen von Regreßansprüchen, aber letztlich durch Ihre Aktivität mit ihrem Geld selber zu indirekten Tradern werden. Und wie sehr das Trading die eigene Psyche beeinflußt und geradezu verändern kann, darin haben wir aktiven Trader alle Erfahrung, nur Jenen steht sie dann bevor.
Sich darauf einzulassen empfinde ich als mutig.
Viele Grüße
Mich würde an dieser Stelle interessieren, was überhaupt Ihre persönliche Motivation wäre für Familienmitglieder zu handeln?
Wenn allein schon bei einem vermehrten Kontoaufwand ein solches Vorhaben für Sie keinen Sinn machen würde, wie verhält es sich, wenn man dann noch die Risiken in Betracht zieht, die Sie mit einem sochen Tun ihren Beziehungen aus-setzen würden?
Ihre Verwandten haben die Aussicht auf finanziellen Zugewinn. Sie selbst haben, bei erfolgreichem Tun für die Verwandten, die Aussicht in deren Ansehen weiter zu steigen und auf Dank.
Aber was, wenn tatsächlich eimal Verluste erwirtschaftet werden? Wie verhält es sich dann mit dem Fühlen, und dann, dem Denken der von Ihnen Betreuten? Ihr Ansehen wird in dem Fall wohl sinken. Und das dürfte noch das mindeste sein, für den Fall das Ihre Verwandten über viel Charakterstärke verfügen. Im schlimsten Fall werden die Sie zu Teufel wünschen und die Beziehung ist zerstört.
Darum also die Frage: Was würden Sie selbst sich davon versprechen für Verwandte oder andere Menschen aus Ihrem privaten Umfeld zu handeln?
@ Berliner
Es heißt nicht umsonst: "Beim Geld hört die Freundschaft auf!"
Das gilt auch für die eigene Familie. Solange es gut geht, schmieren sie Dir Honig um`s Maul. Aber wehe es geht mal ein Trade anständig in die Hose, dann lernt man seine Freunde erst RICHTIG kennen. Ich spreche aus Erfahrung! Dann werden auch ganz schnell die ehemals positiven Trades vergessen.
Also: Finger weg!
Jeder sollte für sein Geld selber verantwortlich sein und bleiben. Soll nur ein guter Rat sein.
@ losh
Das ist ein interessanter Gedanke. Was habe ich eigentlich davon? Andere haben mehr Geld und ich den warmen Händedruck? Wer von denen wäre denn bereit meine Verluste mit mir zu teilen? Oder könnte ich plötzlich zum Maler in meiner Familie kommen und fragen, ob er kostenlos für mich die Fassade streicht? Mit Sicherheit nicht. Da kommt jemand mit einem Anliegen, aber was würde er mir dafür Gutes tun? Ich denke ein Ausgleich muss sein.
Ich habe einen ähnlichen Fall erlebt, wenn auch nur als "Minivorfall". Mein Schwager fragte mich vor ca. anderthalb Jahren, ob er seinen Fonds bei der Advancebank kündigen sollte. Er bekomme zwar für die eine Hälfte feste Zinsen von 6%, aber die andere Hälfte musste er dafür in deren Fonds investieren. Nun sei der Fonds gefallen und was mache er da jetzt am besten? Ich war short eingestellt und sagte, daß ich verkaufen würde. Er griff noch in der nächsten Minute zum Telefon und verkaufte. Es kam später nie eine Reaktion, obwohl er damit wahrscheinlich einiges gerettet hatte.
Anfang des Jahres sprach ich ihn wieder an und meinte, es sei doch prima, nachdem es schließlich ordentlich weiter nach unten gegangen war, daß er noch relativ rechtzeitig raus ist. Daraufhin meinte er nur, daß es ja erst mal ein paar Tage anschließend hochging, bevor die Talfahrt begann.
Seitdem weiß ich, daß mir keiner mehr mit Tipps oder gar Kontenführung aufzutauchen braucht. Das Motto "Net gschimpft isch gelobt gnug" ist mir zu wenig, und deshalb kann mir die Verwandtschaft und andere auch in dieser Richtung den Buckel runter rutschen.
Viele Grüße
@ alle
Besser geht's nicht. Dieses Forum erspart die Axt im Haus. Danke.
@ Walter und Auguren
Ganz im Ernst, mein "und haltet Ihr mich für einen Idioten?" war schon intuitiv an der richtigen Stelle plaziert, wie Ihre Reaktionen gezeigt haben.
Was mich dazu bringt, die Bitten ernsthaft in Erwägung zu ziehen, hat sehr spezielle Gründe, die ich hier nicht ausbreiten darf. Zumindest bei der einen Person kann ich soviel sagen, daß es sich um einen sehr viel älteren, internationalen Geschäftsmann handelt, der mich in der Familie immer ein bißchen als seinen Schützling behandelt hat. Ich habe den Verdacht, er möchte im Grunde meinen Wahrheitsgehalt als Trader testen. Er hat meine Tradingstrategien nicht nötig.
Sie haben alle recht damit, mich wachzurütteln. Danke.
Gruß,
Berliner
@ Berliner
Zitat: 'und haltet Ihr mich für einen Idioten?'
Na, eben nicht, und deshalb war ich auch so verwundert. Aber das hat nichts mit Intelligenz zu tun, ich halte mich auch für intelligent, habe mich aber trotzdem auf diese Geschichten eingelassen.
Ich glaube gelesen zu haben, das Du sowieso Kunde bei IB bist. Bei mir klappt das ganz gut mit IB. Family & Friends. Mein Ansprechpartner in dieser Angelegenheit ist Herr Carsten Lücking. Friends @ Family Konto
Absender: "Carsten Lücking" <luecking@email.de
Hoffe es hilft dir.
gruß
@ Walter
Schon jetzt fühle ich mich UNEASY bei der Thematik, mit dem Resultat, daß ich das Traden heute vergessen kann (Emotionen!). Ein untrügerisches Zeichen dafür, daß Du und alle anderen recht hattet, mich zu warnen. Ich setze mich jetzt aufs Sofa und gehe in mich. Das sollte man sowieso öfter machen.
Terminmarktwelt als Lebenshilfe. Andere bezahlen Therapeuten und besuchen Abendkurse der Insolvenzhilfe e.V. Ich poste. Danke.
Wer professionell handelt, zu dem gehören Verluste dazu, wie das Salz in der Suppe. Ich berichte monatlich meinen Familienmitgliedern, zudem ist ein Cut bei -30% des Gesamtdepots vereinbart, dann kann jeder selbst entscheiden, ob er aussteigt oder nicht. Soviel Eigenverantwortung muss sein. Es gibt Menschen, die vertrauen ihr Geld Banken u. Fonds an, die damit allzuoft Schindluder betreiben, bei einem Elternteil von mir war es so, aber ein Familienmitglied, welches das Trading professionell betreibt, würde ich persönlich immer Banken/Fonds vorziehen.
"Freunde" würde ich dagegen niemals mit hinein nehmen, aber die Familie (inkl. ersten Grades) ist/war oft auch wirtschaftlich eine Einheit und daher sehe ich in diesem Fall keinerlei Bedenken. Für seine Kinder bereitet man ja auch die Zukunft vor, schließt alle möglichen Verträge zu Gunsten der Kinder und stellt die Weichen für die Zukunft. Und wie viele Familienunternehmen gibt es? Unzählige. Selbst in meiner Familie gibt es schon eines, was seit Jahrzehnten besteht. Jetzt kommt halt eines hinzu.