Hagen: Millionen-Zockerei oder seriöses Finanzmanagement ?
Millionen-Zockerei oder seriöses Finanzmanagement?
von unserem Redakteur Stephan Mohne
Aachener Zeitung, Aachen (15.01.07) - In Hagen ist Feuer unterm Verwaltungsdach. Mit riskanten Finanzgeschäften soll sich die Stadt derart verzockt haben, dass nun der Verlust eines deutlich zweistelligen Millionenbetrags droht. Auch in Aachen wird seit einiger Zeit ein verändertes Schuldenmanagement betrieben.
Auch hier wird mit so genannten «Swaps» - übersetzt heißt das so viel wie «Tausch» - agiert. Eine weitere Parallele zwischen Hagen und Aachen: In der Ruhrgebietsstadt war Annekathrin Grehling Kämmerin, als die Geschäfte abgeschlossen wurden. Heute bekleidet sie dieselbe Position in Aachen. Und sagt auf Anfrage: «Die Situation ist dort eine ganz andere als hier.»
Und: Die in Aachen eingesetzten «Swaps» seien in ihrer Struktur völlig andere. Überdies müsse ein solches Geschäft natürlich von allen Partnern intensiv begleitet werden.
Mit besagten Instrumenten versuchen Kommunen, Länder und der Bund, die Zinsbelastung durch ihre Schuldenberge zu drücken. Längerfristige und vergleichsweise hohe Zinsen werden gegen kurzfristigere und variable Zinsen getauscht, die niedriger liegen.
In Hagen wurden «Swaps» eingesetzt, bei denen man über einen festgelegten Zeitraum auf eine bestimmte Zinsspanne «wettet». Entwickelt sich der Zinssatz anders, kann es - wie jetzt geschehen - zu hohen Verlusten kommen.
In Aachen sind die Mittel laut Kämmerei andere. Vergangenes Jahr habe man angefangen, dies bei Krediten einzusetzen, die zur Verlängerung anstehen. Das waren 2006 insgesamt 31 Millionen Euro.
Bisher Gewinn gemacht
Dadurch sei bisher ein Gewinn von 340.000 Euro gemacht worden - und ein um fast zwei Prozentpunkte günstigerer Zinssatz sei obendrein herausgesprungen.
So hat man gleich die Jahre 2007, 2008 und 2009 - alles in allem rund 150 Millionen Euro Kredite - hinzugenommen. Das soll nach heutiger Einschätzung einen siebenstelligen Euro-Gewinn bringen.
Seitens der Kämmerei wird allerdings bekräftigt, dass die Stadt kaum ein Risiko eingehe, jedenfalls kein höheres als bisher auch. Und Kämmerin Annekathrin Grehling betont: «Wenn ich heute einen Kredit mit einer Zinsbindung über 30 Jahre abschließen und sich der Zinssatz dann günstiger entwickeln würde, hätte ich Millionen verloren.»
Genau zu einer solchen langfristigen Bindung rät allerdings der Bund der Steuerzahler. Er bezeichnet den Einsatz der «Swaps» als «Rathauszockerei». Wer sie anwende, sei den Zinsschwankungen am Markt voll ausgesetzt. In der Kämmerei setzt man dagegen, dass zur Risikominimierung auch noch so genannte «Caps» - Deckel - gesetzt worden seien, mit denen ein Höchstzinssatz festgeschrieben wird.
Beim Deutschen Städtetag hieß es gestern auf Anfrage, dass man den Kommunen weder zu- noch abrate. Erfahrungswerte aus den zahlreichen «Swap»-Kommunen seien «überwiegend positiv».
(Quelle: http://www.aachener-zeitung.de/sixcms/detail.php?template=az_detail&id=117793&_wo=News:Topnews)