Richard Ebert
Member for 11 years 1 month

Quantitative Risikoeinschätzung / Value at Risk

Quantitative Risikoeinschätzung - Ineffizienter Markt

Von Edward Chancellor, breakingsviews.com

Handelsblatt (16.11.07) - Computergestützte Risikomodelle haben während der jüngsten Kreditkrise eine viel größere Rolle gespielt als jemals zuvor. Gemeinsame Fehler dieser Modelle ziehen sich durch das Versagen der Rating-Agenturen, die Ausfallquote bei Hypothekendarlehen zweitklassiger Bonität vorherzusagen, das Einfrieren des Marktes für komplexe Schuldtitel, und durch die Probleme mehrerer Dutzend Hedge Fonds und einer Hand voll Banken. Wir haben die Aufgabe, finanzielle Risiken einzuschätzen, Computern überlassen, die von Mathematikern und Physikern programmiert wurden – und sie haben versagt.

(Quelle und ausführlich weiter lesen: http://www.handelsblatt.com/News/Boerse/breakingviews/_pv/_p/303437/_t/ft/_b/1353335/default.aspx/ineffizienter-markt.html)

Submitted by Richard Ebert on
zentrader
Member for 11 years 1 month

...wie wahr!

Es ist allerdings erstaunlich, welche Unkenntnis bzgl. des zugrunde liegenden Handlungsfeldes (hier: des Marktes) als auch bzgl. der geeigneten quantitativen Methoden im Finanzsektor immer noch weit verbreitet ist.

M.E. werden im wesentlichen die folgenden zwei Aspekte oft falsch eingeschätzt:

1. der Markt (d.h. die Kurse) unterliegt einer "fat tail"-Verteilung. Normalverteilte "low tail"-Ansätze wie "value-at-Risk (VaR)" sind da bzgl. der absoluten Risikoeinschätzung zum Scheitern verurteilt. Um dies einmal praktisch zu demonstrieren füge ich einen Screenshot meiner Software "Zen Monte Carlo Simulator" bei. Hier wird ein Backtest eines Handelssystems einer absoluten Monte Carlo Simulation unterzogen und parallel eine Risikoabschätzung nach "VaR" durchgeführt. Übrigens: die Software unterstützt dieses von mir immer schon recht skeptisch betrachtete Verfahren, weil die Kunden aus dem Finanzsektor dies so wollen...:-)

Ein System mit einem guten Profitfaktor von 2,00 wurde einer Systemsimulation von 10 mio. Trades unterzogen. In der absoluten MCS ergab sich ein möglicher Drawdown von 31.875€, beim VaR-Ansatz wurde ein Drawdown von 12.140€ mit 99,5%-iger Sicherheit nicht überschritten...(siehe Bild)

2. darüberhinaus ist auch die Szenariomodellierung bzgl. sich ändernder Märkte meist recht unterentwickelt. D.h. selbst wenn die Risikomodellierung unter 1) die "fat tails" korrekt berücksichtigen würde, so werden mögliche zukünftige Veränderungen des Marktverhaltens in den Modellen meist gar nicht oder eben methodisch unzureichend berücksichtigt.

ciao,
zentrader

http://www.zentrader.de

Beispiel:

autokor
Member for 11 years 1 month

@ zentrader

99,5 beim VaR würden doch einem einmaligen Verlust von 12140 € bei 200 Läufen entsprechen? Bei 20000 Läufen müsste auf dem entsprechenden Wahscheinlichkeitsniveau doch auch der potentielle Verlust deutlich höher ausfallen

Aber nachdem selbst dies nicht einen Unterschied von 31875 zu 12140 erklären könnte stellt sich die Frage ob der max drawdown sich auf einen abgeschlossenen Lauf bezieht oder der maximale Verlust während eines Laufes festgestellt wird ?

grüsse

zentrader
Member for 11 years 1 month

@autokor,

der maxDD des VaR-Ansatzes ergibt sich natürlich ebenfalls aus dem gesamten Mengengerüst von 10 mio Trades (also hier den 20000 Simulationsläufen x jeweils 500 Trades) und der Verteilung der maxDDs während der MCS. Mit einer angesetzten statistischen Sicherheit von 99,5% wird hierbei ein maxDD von 12.140 im o.g. Beispiel nicht überschritten.

Die max.DDs werden immer je Lauf ermittelt. Der höchste maxDD aller Läufe wird dann beim absoluten MCS-Ergebnis ausgewiesen (31.875), bzw. der höchste der der vorgegebenen statistischen Sicherheit entsprechenden maxDDs beim alternativen "VaR"-Ansatz (12.140).

ciao,
zentrader

Anonymous

Ich vermute mal, dass viele Leute die an Risikosystemen arbeiten druchaus eine gewisse Ahnung haben (nämlich, dass sie eigentlich recht wenig sicher vorhersagen können).

Vermutlich kommt der Zwang zur Simplizität aus der Struktur der Finanzfirmen. Wenn ein man sieht, dass eine andere Firmen Milliardengewinne macht, dann will man das auch oder die Anteilsinhaber machen einem Feuer unter dem Hintern. Und dann wird eben so lange an der Risikoeinschätzung gefummelt, bis es passt.

Eigentlich sollte klar sein, dass hohe Gewinne nur mit hohem Risiko erreichbar sind. Das Risiko wird nur gerne ignoriert, weil es niemand hören will. Weder Trader, CEO noch Investor, alle wollen nur bestätigt werden in dem was sie tun. Und in einer so kurzfristig denkenden Zeit, versuchen eben viele so schnell wie möglich Geld zu machen, bevor der fette Drawdown kommt. Was nützt einem CEO ein konservativer Ansatz, wenn er mangels Leistung gefeuert wird, bevor das Risikoszenario eintritt?

Richard Ebert
Member for 11 years 1 month

Gefahr der Scheinsicherheit: Risikokennzahl «Value at Risk» bei Derivaten

Neue Zürcher Zeitung, ra, NZZ (24.08.09) - Seit Juli veröffentlicht der Derivate-Verband die Risikokennzahl «Value at Risk». Dies schafft mehr Transparenz bei den strukturierten Produkten, birgt aber auch etliche Fallstricke und Probleme.

Risiken gehören zum Leben wie die Luft zum Atmen. Das gilt besonders für Aktivitäten an den Finanzmärkten. Daher ist es wichtig, die herrschenden Risiken zu verstehen und in den Griff zu bekommen. Allerdings fällt es vor allem Kleinanlegern, aber auch gewiefteren Investoren oft schwer, Risiken richtig einzuschätzen. Im Umgang mit den Risiken von derivativen Produkten kommt ihnen seit Anfang Juli der Schweizerische Verband für Strukturierte Produkte zu Hilfe, der für über 85% aller kotierten Derivate die Risikokennzahl «Value at Risk» (VaR) zur Verfügung stellt. Dieser Service, der zugleich mehr Transparenz schafft, ist natürlich begrüssenswert, birgt aber auch einige Tücken.

Höhe des Worst Case bleibt unbestimmt

Grundsätzlich sei die Einführung des VaR vernünftig, allerdings müsse die Kennzahl richtig angewendet und interpretiert werden, sagt auch Manuel Ammann, Professor für Finanzen an der Universität St. Gallen. Genau in dieser Anwendung liegt oft das Problem, wie nicht zuletzt die weltweite Finanzkrise gezeigt hat. Scharfe Kritiker meinen, die «geistlose Anwendung» von Risikokennzahlen wie dem VaR habe stark zu den immensen Verlusten während der Finanzkrise beigetragen. Dem pflichtet Ammann tendenziell bei. Es sei wichtig, sich nicht stur auf die Kennzahl zu verlassen, sondern sich immer ihre Bedeutung vor Augen zu führen und sie richtig zu interpretieren. Dies sei in der Finanzkrise nicht immer geschehen.

(Quelle und ausführlich weiter lesen: -> http://www.nzz.ch/nachrichten/wirtschaft/boersen_und_maerkte/gefahr_der_scheinsicherheit_1.3399994.html)

kanada
Member for 11 years 1 month

@ Richard Ebert [#6]

Es sei wichtig, sich nicht stur auf die Kennzahl zu verlassen, sondern sich immer ihre Bedeutung vor Augen zu führen und sie richtig zu interpretieren. Dies sei in der Finanzkrise nicht immer geschehen.

Diese Aussage kann ich gar nicht nachvollziehen. Solch eine Kennzahl existiert gerade aus dem Grund, um das Risiko quantitativ und objektiv zu beurteilen. Nun wird hier gefordert das Risikomass subjektiv zu betrachten!?! Wie soll das funktionieren bzw. zu einer besseren Risikoeinschätzung führen?

zentrader
Member for 11 years 1 month

Kanada,

er hat wahrscheinlich gemeint bzw. hätte sagen sollen "...sondern sich immer ihre Rahmenbedingungen vor Augen zu führen..."

VaR ist eine quantitative und (gemäss den Rahmenbedingungen) wohl auch objektive Methode. Sie taugt halt nur wenig, wenn die realen Bedingungen (der Märkte) nicht zu den theoretischen Bedingungen (einer Gauss'schen Normalverteilung) passen.

ciao,
zentrader

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