Unberechtigte Kritik an Hedgefonds
Ich kann die permanenten Schuldzuweisungen an Hedgefonds nicht mehr hören, sie scheinen ja wirklich an allem Schuld zu sein.
Es ist natürlich auch schön bequem, wenn man einen Sündenbock braucht und von eigenen Versäumnissen ablenken will.
Die aktuelle Krise an den Finanzmärkten ist eine Bankenkrise und die Banken werden in Deutschland von der BaFin beaufsichtigt. Den personellen und gesetzlichen Rahmen dafür setzt das Finanzministerium.
Wenn ein Fonds sein ganzes Kapital verliert, ist dies zunächst einmal das Pech der Fonds-Investoren. Daraus alleine kann keine Krise entstehen. Eine Krise kann nur dann entstehen, wenn mehr Geld verloren wird als investiert worden ist – also nur, wenn Kredite gewährt wurden. Kredite gewähren Banken. Diese sind bereits gesetzlich zur Risikostreuung und zur ausreichenden Eigenkapitalunterlegung verpflichtet. Offensichtlich wurden bei der IKB und bei der Landesbank Sachsen diese Gesetze gebrochen. Weiterhin ist festzustellen, dass die Aufsicht dieses Fehlverhalten nicht rechtzeitig erkannt hat.
Die Hedgefonds sind teilweise selber „Opfer“ von den Verkäufern der die Kredite verbriefenden Investmentbanken. Die ursächliche Schuld der aktuellen Lage liegt in einer zu laxen Kreditvergabe an Personen mit mangelnder Bonität und nicht an der Rückversicherung der Kreditrisiken durch Weitergabe an Investoren. Die Möglichkeit des Verkaufs der Risiken rechtfertigt nicht eine leichtfertige Vergabe von Krediten, auch wenn dies verlockend erscheint.
Ich empfehle Ihnen dringend, hier den eigenen Laden in Ordnung zu bringen statt durch Schuldzuschreibungen an große, böse Hedgefonds von den eigentlichen Verantwortlichen bei Vorständen und Aufsichtsräten von Banken und der Finanzaufsicht im eigenen Lande abzulenken.
@ Driehaus [#1]
Dem stimme ich zu. Interessanterweise hat lt. Reuters bereits vor 2 Jahren ein Analyst der IKB das eigene Haus vor möglichen Risiken gewarnt. Aber im eigenen Lande zählt der Prophet nicht.
Ruhig ist es um die so genannten Ratingagenturen geworden, die die NonAssetBS wie die Katze im Sack angepriesen haben.
Gruss deriva
@ Driehaus [#1]
Das was Sie schreiben, ist absolut meine Meinung.
Meine Kritik an vielen Hedgefonds Angeboten, ohne dass ich jetzt solche konkret nennen möchte: Es wird von Fonds und deren Anbietern in Fachartikeln und Branchenzeitschriften, auf Seminaren und im TV immer wieder von einem breit gestreuten Risiko geschrieben bzw. gesprochen mit nur minimalen Risiken und das bei einer überdurchschnittlichen Rendite.
Meine lange Erfahrung sagt mir, dass beides zusammen so nicht stimmen kann. Mein Gefühl sagt mir, dass im langfristigen Vergleich (5 bis 20 Jahre) Hedgefonds und besonders Dach-Hedgefonds "durchschnittlich" weniger gut arbeiten als internationale Aktienfonds.
Bei "durchschnittlich" müssen natürlich die mit Totalverlust aufgelösten Hedgefonds ins Ergebnis eingehen - leider werden diese regelmässig von Indexanbietern bei der Berechnung des letzten Monats vergessen, weil sie ja zum Ende des letzten Monats nicht mehr existiert haben.
Fazit für mich persönlich: Aktien ja, Hedgefonds nein danke.
Wer konkrete langfristige Zahlen vorlegen kann, die meine Meinung widerlegen, kann dies gerne hier im Forum veröffentlichen.
@ Richard Ebert [#3]
Es geht bei der Beurteilung von Hedgefonds als sinnvolle Anlage weniger darum ob Hedgefonds bessere oder schlechtere Ergebnisse als klassische Assets wie Aktien oder Renten erzielen. Als grosser Anleger hat man nur wenige Bausteine um eine sinnvolle Diversifizierung seiner Assets zu erzielen. Klassischerweise sind das Aktien, Duration und vielleicht noch Immobilien. Jede neue unkorrelierte Risikoklasse sollte also mehr als willkommen sein.
Typischerweise verbessert eine Beimischung von Hedgefondsindices in bestehende Anlageportfolios die risikoadjustierte Rendite signifikant.
Übrigens auch wenn man den Survivorship bias ausklammert.
Grüsse