Richard Ebert
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° Mais ist und bleibt sehr knapp

Mais ist und bleibt sehr knapp – Der Blick durch die "amerikanische Brille” verfälscht das Gesamtbild – Die Frachtraten spielen eine zunehmend bedeutende Rolle

(14.10.2003) Mais steht in Chikago unter massivem Druck. Am Terminmarkt in Paris hingegen ist die bis etwa Mitte Juli zurückzuverfolgende Hausse trotz einer Korrektur ungebrochen. Obgleich erhebliche Zweifel daran angebracht sind, dass die Preisbildung in Paris repräsentativ für den gesamten Euroraum ist, spiegelt der Markt dort doch die Knappheit wider, die sich wegen der massiven Produktionsausfälle in diesem Jahr auf dem Kontinent herauszubilden beginnt.

Bevor die fundamentalen Gegebenheiten eingehender diskutiert werden, ist auf einen immer bedeutender werdenden Aspekt hinzuweisen: Die Frachtraten schießen seit Ende vergangenen Jahres steil in die Höhe. Ein Ende dieser Hausse ist nicht abzusehen. Mangel an Frachtraum zum Transport von Trockengütern ist kein vorübergehendes Ereignis, weil es lange dauert, bis hinreichend neue Kapazitäten geschaffen werden können. Eben erst reifen Pläne zum Bau neuer Frachtschiffe heran, weil die Frachtraten inzwischen starke Anreize geben. Das Problem der Transportkosten wird bei Futtergetreide im allgemeinen und bei Mais im besonderen daher 2003/04 (Oktober/September) nicht schwinden, auch wenn die Frachtraten irgendwann wegen der unausweichlichen Übertreibungen wieder spürbar zurückfallen könnten.

Doch nun zu den Futtergetreiden. Das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) hat am 10. Oktober seinen neuen "Erntebericht" vorgelegt. Das Interesse des Handels konzentrierte sich ganz auf die Schätzung der Maisernte 2003/04 (September/August) in den USA.

Die amtlichen Zahlen haben die vorab veröffentlichten privaten Schätzungen nicht nur getroffen, sondern sogar übertroffen. Damit war sogleich klar, dass die Baissiers in ihrer Haltung bestätigt wurden. Wären nicht die als stark hausseträchtig empfundenen Zahlen zur Lage am Sojamarkt in den USA gewesen, so hätten die Baissiers gewiss Gelegenheit gehabt, voll aufzutrumpfen.

Doch sogleich stellt sich die Frage, ob sich mit den Zahlen des USDA das große Bild nennenswert verändert hat, die Reaktion auf die US-Zahlen also fundamental gerechtfertigt sind. Die Antwort lautet klipp und klar: Nein.

Zunächst zu Futtergetreide. Das USDA schätzt, dass die Weltproduktion hier 2003/04 gegenüber der vergangenen Saison von 869,41 Millionen Tonnen auf 881,65 Millionen Tonnen steigt. Andererseits soll der Weltverbrauch von 901,61 Millionen Tonnen auf 915,61 Millionen Tonnen zunehmen. Dies schlägt sich in einem Rückgang des Weltvorrats in der laufenden Saison von 143,95 Millionen Tonnen auf 109,99 Millionen Tonnen nieder.

Bei Mais erwartet das USDA 2003/04 einen Anstieg der Weltproduktion von 601,68 Millionen Tonnen auf 608,97 Millionen Tonnen. Der Verbrauch soll leicht von 631,12 Millionen Tonnen auf 631,80 Millionen Tonnen wachsen. Das neuerliche Produktionsdefizit lässt den Weltvorrat in der laufenden Saison nach den Berechnungen des USDA von 99,99 Millionen Tonnen auf 77,16 Millionen Tonnen schrumpfen.

Was an diesen Zahlen baisseträchtig sein soll, bedürfte, wenn es überhaupt möglich ist, einer sehr guten Begründung. Im Verhältnis zum geschätzten Verbrauch bewegen sich die Vorräte auf einem seit etwa 30 Jahren nicht mehr verzeichneten Tief.

Bei dieser Betrachtungsweise kann die sich anbahnende Knappheit nur noch geleugnet werden, wenn man vor allem den Maismarkt durch die rein amerikanische Brille sieht. In der Tat sprechen die US-Zahlen für eine reichliche Versorgung dort. Doch es besteht eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit, dass das Ministerium den US-Export viel zu niedrig angesetzt hat. Hier kann es, ja muss es Überraschungen geben.

(Quelle: Arnd Hildebrandt, Taurosweb)

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Richard Ebert
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Richard Ebert
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Aus anderem Thema übernommen:

Thema: Mais und so weiter

Von: Alibaba Am: 14.10.2003 23:23:51 Gelesen: 1

Als Erzeuger und Trader kann ich nur sagen, dass im Futtergetreidemarkt in den nächsten Tagen einiges passiert.

An der Quelle ist Ebbe. So siehts nun mal aus.

Roland
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Ich bin so froh hier beigetreten zu sein, auch wenn mich 'Gott' am Anfang etwas abgeschreckt hat, was ich hier alles lerne kann ich in der Literatur gar nicht so schnell finden, aussortieren und verstehen. Mein Dank an alle Hilfe bislang, sofern ich etwas beizutragen habe, wovon andere profitieren will ich das in Zukunft auch weiterhin gerne tun.

Aber was ich immer noch nicht verstanden habe zeigt sich in diesem Thread:

Warum ist die gleiche Commodity in Paris uptrend und in Chicago down? Siehe beide Charts von Herrn Ebert. Kann man Mais nicht mit Schiffen transportieren? Ich würde einsehen, wenn carry Kosten zustande kommen, weil in EU Mais wegen der Trockenheit extrem gering geerntet wurde, etc. aber nicht diese totale Divergenz.

Das gleiche Problem habe ich zZ übrigends auch mit den Bohnen, die in Südamerika in den Silos nach einer Rekordernte verweilen und in den USA Knappheit ausbricht und die Preise steigen.

Ich habe wohl etwas Grundsätzliches nicht verstanden. Aber die Chinesen können doch auch die billigeren Bohnen in Brasilien kaufen und das muss doch den Weltmarktpreis angleichen, oder ist das falsch. Bitte um Hilfe.

Danke
Roland

Roland
Member for 11 years 1 month

Machen diese Transportkosten, Frachtraten so viel aus, dass zwei Märkte so divergieren? Das würde aber noch nicht das gleiche Problem in den Bohnen erklären.

Richard Ebert
Member for 11 years 1 month

@ Roland

Ich kann nur allgemein antworten:

Bei Getreide gibt es höchst unterschiedliche Qualitäten. Hannover handelt Exportweizen guter Qualität (Kurs Dezember: 138), Paris nur Futterweizen (Kurs November: 133). In den USA gibt es drei Terminbörsen für Weizen in Chicago, Minneapolis und Kansas City, ebenfalls drei verschiedene Sorten.

Unterschiedliche Preisverläufe können aber nicht nur durch Qualitäten und Frachtkosten, sondern auch durch Import- oder Exportzölle oder Einfuhr- bzw. Ausfuhrerstattungen ausgelöst werden.

Sehen Sie sich die Rohölpreise an. Der steile Anstieg der letzten Wochen hat natürlich einen Einfluss auf die Frachtpreise oder innerhalb Europas der Niedrigwasserstand am Rhein und in anderen Flüssen, als Frachtkähne nur zu einem Drittel beladen werden konnten.

Schliesslich schwankt der Dollar (Mais Chicago) gegen Euro (Mais Paris) um 10 % in wenigen Wochen, natürlich auch mit Auswirkungen auf beide Notierungen.

Sie sehen eine Vielfalt von Einflussfaktoren und sicher habe ich noch lange nicht alle genannt.

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