Richard Ebert
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Deutsche Getreidepreise auf Rekordniveau

Preise für Weizen, Mais und Raps auf Rekordniveau

von Andreas Hummel

MZ-Web, Hamburg / dpa (04.12.06) - Weizen, Mais und Raps sind zu heiß begehrten Rohstoffen avanciert. War die Tonne Brotweizen vor einem Jahr in Deutschland noch für unter 95 Euro zu haben, kostete sie in der vergangenen Woche knapp 136 Euro (Erzeugerpreis): Ein Aufschlag von mehr als 40 Prozent. Zwar wurden solche Preisschwankungen auch in der Vergangenheit beobachtet, doch Experten sehen langfristig einen anhaltenden Trend zu höheren Preisen bei Agrarrohstoffen. Eine Entwicklung, von der die Ackerbauern als Erzeuger profitieren dürften.

Zwar werde sich das derzeitige Preisniveau abschwächen, schätzt Klaus-Jürgen Gern vom Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel. «Langfristig ist aber mit höheren Preisen als im Durchschnitt der letzten zehn Jahre zu rechnen.» Grund dafür ist vor allem die größer werdende Nachfrage: Einerseits steigt der Verbrauch der wachsenden Weltbevölkerung stetig; andererseits wächst der Bedarf von Agrarrohstoffen zur Energieerzeugung in Form von Bioethanol und Biodiesel. In den kommenden Jahren werde der weltweite Getreideverbrauch um 15 Prozent zunehmen, prognostiziert Klaus Schumacher, Marktanalyst bei Toepfer International in Hamburg.

Den jüngsten Anstieg führen Experten neben der steigenden Nachfrage vor allem auf Ernteausfälle etwa in Australien zurück. «Bei den Agrarrohstoffen befinden wir uns in einer absolut naturabhängigen Situation», betont Schumacher. Im jüngsten Bericht des Internationalen Getreiderates (IGC) wird die diesjährige Weizenproduktion auf 587 Millionen Tonnen weltweit geschätzt, 31 Millionen weniger als im Vorjahr; die Prognose für den Verbrauch liegt bei 607 Millionen Tonnen.

Angesichts dessen verringern sich die staatlichen Reserven und der einstige Getreideberg der EU schrumpft zu einem Hügelchen zusammen. Lagen die staatlichen Reserven in Europa im Juli dieses Jahres noch bei rund 14 Millionen Tonnen, werden es im Juni 2007 nur noch vier bis fünf Millionen sein, schätzt Schumacher.

So mahnt der Analyst ein Umdenken bei der EU-Agrarpolitik an: «Wir müssen nachdenken, ob Flächenstilllegungen noch ein zeitgemäßes Instrument sind.» Deutschland müsse dies während seiner EU- Ratspräsidentschaft im ersten Halbjahr 2007 auf die Tagesordnung setzen, fordert Schumacher. In Deutschland sind nach Angaben des Bundesagrarministeriums rund eine Million Hektar von der Stilllegung betroffen; die Bauern erhalten dafür Prämien. In einigen Ländern droht zudem die fruchtbare Ackerfläche wegen Umweltproblemen zu schrumpfen. Vor allem Regionen in China und Zentralasien hätten mit Wüstenbildung und Versalzung des Bodens zu kämpfen, berichtet der Kieler Wissenschaftler Gern.

Wird ein Agrarrohstoff knapp, so löst das mitunter eine Kettenreaktion bei der Nachfrage im gesamten Sektor aus. «Wenn etwa der Mais teurer wird, wird er als Futtermittel durch andere Rohstoffe ersetzt, beispielsweise durch Weizen oder Gerste», erklärt Gern. Gerade der Mais hat sich in diesem Jahr stark verteuert und ist Ziel von Spekulanten geworden, wie der IGC berichtet. Die US-Mais- Terminkontrakte haben ein 10-Jahres-Hoch erreicht. In den USA wird Mais auch zur Herstellung von Bioethanol verwendet.

Die höheren Preise dürften vor allem die Viehbauern belasten: Es könnte ihnen schwer fallen, die steigenden Futterkosten in höhere Preise für Milch, Eier und Fleisch umzumünzen. Doch die Verbraucher sind nach Einschätzung der Experten lediglich in Einzelfällen von der Hausse bei den Agrarrohstoffen betroffen. «Der Wert des Mehles im Brötchen beläuft sich auf weniger als einen Cent», erklärt Schumacher. «Das gilt für viele Lebensmittel.»

Doch der Verband der Teigwarenhersteller und Hartweizenmühlen hat bereits vor einigen Wochen Preiserhöhungen für Nudeln angekündigt. Grund seien die wegen geringerer Ernten um etwa 30 Prozent gestiegenen Preise für Hartweizen. Auch die Braugerste ist knapp geworden. «Nach objektiven Kriterien sind Preisanhebungen beim Bier angezeigt», sagt Peter Hahn vom Deutschen Brauer-Bund. Denn nicht nur die Braugerste sondern auch Hopfen und Energie seien teurer geworden.

(Quelle: http://www.mz-web.de/servlet/ContentServer?pagename=ksta/page&atype=ksArtikel&aid=1164984329136)

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