Richard Ebert
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Getreide: Preis-Party am Agrarmarkt / Kommt die Hysterie ?

Preis-Party am Agrarmarkt

von Mark Ehren

Börse ARD (28.11.06) - Praktisch unbemerkt von der Öffentlichkeit geht am Agrarmarkt seit einiger Zeit die Post ab. Die Rally führte bei Mais und Weizen zu Preisen, die man lange nicht gesehen hat. Notierte der Preis für Mais noch vor wenigen Monaten bei rund 220 Dollar je Einheit, sind es derzeit rund 370 Dollar. Ähnlich spektakulär verlief die Entwicklung beim Weizen.

(Quelle und ausführlich weiter lesen: http://boerse.ard.de/content.jsp?key=dokument_199498)

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Interview: "Eine Hysterie soll verhindert werden"

boerse.ARD.de hat mit Arnd Hildebrandt, einem Rohstoff-Experten, über die weitere Entwicklung über die Entwicklung an den Agrarmärkten diskutiert. Hildebrandt warnt seit Jahren in seinen Beiträgen unter anderem in der "FAZ" vor Verwerfungen bei Mais und Weizen.

boerse.ARD.de: Herr Hildebrandt, was wird an den internationalen Agrarmärkten derzeit gespielt?

Arnd Hildebrandt: Wir haben dramatische Preissteigerungen bei Nahrungs- und Futtergetreide gesehen. Treibende Kraft ist dabei Mais. Sojabohnen werden als konkurrierendes Futtergetreide mit nach oben gezogen. Denn beide Sorten können auf denselben Anbauflächen angebaut werden. Sehr angespannt ist auch die Situation bei Nahrungsgetreiden wie Weizen und noch mehr auf dem Reismarkt, der international, allerdings unverständlicherweise, kaum beachtet wird.

boerse.ARD.de: Wie kommt es dazu?

Hildebrandt: Die Situation bahnt sich schon seit längerem an. Seit Jahren wird nicht mehr genug in neue Anbauflächen investiert. Da die Nachfrage aber weiter zulegt, sind die Vorräte auf ein extrem niedriges Niveau gefallen. Wenn jetzt irgendetwas schief gehen sollte, wie später Frost beim Winterweizen oder Überschwemmungen wird es zu einer wahren Preisexplosion kommen.

boerse.ARD.de: Wenn man auf die offiziellen Statistiken schaut, sieht die Situation aber nicht so dramatisch aus.

Hildebrandt: Sie meinen bestimmt die Prognosen des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums und des Internationalen Getreiderats. Meiner Meinung nutzen diese beiden Institutionen ihren statistischen Spielraum aus, um die Situation zu verharmlosen. Sie wollen verhindern, dass es eine Hysterie an den Märkten gibt.

boerse.ARD.de: Wie schlimm ist die Situation denn wirklich?

Hildebrandt: Wir stehen vor einer Knappheit, wie wir sie in der moderneren Geschichte der Getreidemärkte noch nicht erlebt haben. Dabei reicht der Blick auf die absoluten Lagerbestände nicht aus. Vielmehr muss man die Bestände ins Verhältnis zum Verbrauch setzen. Und der steigt seit Jahren an. Sei es durch einen steigenden Lebensstandard in Asien oder durch eine stärkere Nachfrage nach Mais und Sojabohnen für die Biosprit-Produktion.

boerse.ARD.de: Aber könnte es nicht wie in der Erntesaison 2003/04 laufen, als es zunächst nach Knappheit aussah, dann aber die Preise kollabierten?

Hildebrandt: Solch eine Entwicklung ist natürlich nie völlig auszuschließen. Doch dieses Mal gibt es einen entscheidenden Unterschied. Der Ölpreis liegt fast dreimal so hoch wie damals. Die Produktion von Agrargütern ist aber sehr energieintensiv. Denken Sie nur an Dünger- und Pflanzenschutzmittel auf Erdölbasis, an Landmaschinen oder an den Transport und die Trocknung. Die Energiekosten sind massiv gestiegen. Die Preise für Agrargüter sind im historischen Vergleich trotz des jüngsten Anstiegs aber immer noch sehr niedrig. Es könnte also sein, dass es dieses Mal nicht genüg Anreize für die Produzenten gibt, die Anbaufläche wirklich stark auszuweiten.

boerse.ARD.de: Wie weit könnte es denn ihrer Meinung nach oben gehen?

Hildebrandt: Die Preise werden weit über das bisherige Maß hinaus ansteigen. Also auch über das Rekordniveau von vor zehn Jahren. Die Preis dürfte über die seit 30 Jahren andauernde seitwärtsgerichtet Preisspanne ansteigen. Nur viel höhere Notierungen könnten die Ausweitung der Produktion wieder attraktiv zu machen und so Angebot und Nachfrage wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

(Quelle: http://boerse.ard.de/content.jsp?go=meldung&key=dokument_199492)

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Richard Ebert
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USDA Supply & Demand Report für November veröffentlicht!

(11.12.06) - Das amerikanische Landwirtschaftsministerium gab heute den Supply & Demand Report für den Monat November bekannt. Nachfolgend finden Sie eine Zusammenfassung der wichtigsten Passagen:

Sojabohnen: An der amerikanischen Übertragsrate änderte sich gegenüber der Vormonatsschätzung nichts. Das USDA rechnet weiterhin mit 565 Millionen Scheffel, was einem All Time High entspricht. Folglich veränderte sich auch das Ending Stocks to Use Ratio nicht und bleibt weiterhin bei 18,3% bestehen. Weltweit betrachtet, wurde der Übertrag von 55,22 Millionen Tonnen auf 55,72 Millionen angehoben, was jedoch keine Auswirkungen auf das Ending Stocks to Use Ratio hatte. Dieses notiert weiterhin bei 25%. Ausschlaggebend für die Anhebung, war eine höhere Produktionserwartung.

Mais: Auch hier gab es in den U.S.A keine Veränderungen gegenüber dem Vormonatswert. Auf globaler Ebene wurde jedoch die Produktion angehoben, was sich in einem leichten Zuwachs der Übertragsrate äußerte. Diese stieg von 90 Millionen auf nun 90,72 Millionen Tonnen an und erhöhte dadurch das Ending Stocks to Use Ratio von 12,4% auf 12,8%.

Weizen: Hier war die größte Veränderung unter den drei wichtigsten Agrargütern zu verzeichnen. Die amerikanische Übertragsrate wurde von 418 auf 438 Millionen Scheffel erhöht. Obwohl die Produktion mit 1.812.000.000 Scheffeln unverändert blieb, wurden die Exporte um 25 Millionen Scheffel verringert. Gleichzeitig erhöhte man jedoch den Nahrungsmittelverbrauch um fünf Millionen Scheffel, was anschließend einen Anstieg um 20 Millionen Scheffel verursachte. Aufgrund einer höheren weltweiten Produktion, wurde die globale Übertragsrate um knapp zwei Millionen Tonnen erhöht und das Ending Stocks to Use Ratio von 19,3% auf 19,6% nach oben angepasst.

Baumwolle: Bei diesem Rohstoff wurde die Übertragsrate von sechs Millionen Ballen auf nun 6,3 Millionen Ballen angehoben. Dieser Wert lag überwiegend im Rahmen der Erwartungen. Ausschlaggebend war eine Verringerung der Exporte um 200.000 und eine Reduktion des inländischen Verbrauchs um 100.000 Ballen. Global betrachtet, gab es nur einen geringen Anstieg der Übertragsrate von 51,05 auf 51,49 Millionen Ballen. Das Ending Stocks to Use Ratio erhöhte sich um 0,4% auf 42,6%.

Unterm Strich bot der heutige Supply & Demand Report keine Überraschungen, da alle Zahlen im Rahmen der Erwartungen lagen. Somit ist es auch nicht verwunderlich, dass die Grains mit Abschlägen aufwarten, da ein Bullenmarkt ununterbrochen mit guten News gefüttert werden muss, während sich ein Bärenmarkt mit relativ wenig negativen Nachrichten zufrieden gibt. Momentan würde ich auf Spreads wie beispielsweise bei Weizen den Juli07 long gegen März07 short setzen. Dieser Spread hat eine sehr starke saisonale Tendenz und erfreut sich seit ein paar Wochen eines starken und soliden Aufwärtstrends. Des weiteren halte ich long Puts in den März Sojabohnen für interessant, da ich hier kein Potential nach oben mehr erkennen kann. Meiner Meinung nach wird Weizen in den kommenden Wochen weiter herunten kommen, solange sich das Wetter nicht gravierend verschlechtert und die Bohnen mitziehen. Obwohl es in den US Plains trockener ist als sonst, signalisieren die Meteorologen, dass die Chancen auf ergiebigere Regenfälle sehr gut sind. Des weiteren führt das momentan milde Wetter dazu, dass sich die Weizensaatlinge schneller entwickeln können als sonst üblich. Sollte das Wetter in dieser Saison mitspielen, wird bereits im nächsten Jahr von einem Versorgungsengpass bei Weizen keine Spur mehr zu finden sein. Außerdem muss man bei den Agrarrohstoffen beachten, dass die Ertragsrate pro Acre aufgrund neuer Hybridpflanzen immer mehr gesteigert wird. Eine kürzlich vorgestellte Präsentation der Firma „Monsanto“ zeigt, dass beim Mais die Ertragsrate in den amerikanischen Drylands um bis zu 40% binnen der nächsten neun Jahre gesteigert werden kann. Die Drylands sind ein Gebiet in Nordamerika, welches etwa 3,4 Millionen Acres an Maisanbaufläche beinhaltet (gesamte US Anbaufläche für Mais in der aktuellen Saison 78,6 Millionen Acres).

(Quelle: Sebastian Hell, http://www.emfis.com)

wollewatz
Member for 11 years 4 months

Das ist ja wirklich ein sehr interessantes Thema! Ich muss allerdings gestehen, dass mir viele der Fachbegriffe aus dem USDA Report nicht geläufig sind. Könnte sich einer der Fachleute dazu herablassen, mir als Laien diese zu erklären oder finde ich hier irgendwo ein Glossar?

Vielen Dank im Voraus,
wollewatz.

Sebastian
Member for 11 years 4 months

@ wollewatz [#3]

Erklärung ist kein Problem, was möchtest du denn wissen?

Ich liste mal ein paar Begriffe auf:

USDA = amerikanisches Landwirtschaftsministerium (United States Department of Agriculture)

Ending Stocks = Übertragsrate = der Wert, der am Ende einer Saison noch übrig ist

Ending Stocks to Use Ratio = Verhältnis zwischen Verbrauch und Restbestand BSP: Wenn am Ende einer Saison voraussichtlich noch 10 Tonnen eines Rohstoffs übrig sind und der Verbrauch bei 100 Tonnen liegt, dann haben wir ein Ending Stocks to Use Ratio von 10%. Das heißt 10% des Verbrauchs können mit den Restbeständen gedeckt werden.

Acre = amerikanisches Flächenmaß (ca. 4000m²)

Supply & Demand Report = ein monatlicher Bericht des USDA, welcher Aufschluss über das Angebot und die Nachfrage mehrerer Rohstoffe gibt. weitere Infos unter http://www.usda.gov

Spread = Preisunterschied zwischen zwei Rohstoffen

Gruss Sebastian

Richard Ebert
Member for 11 years 4 months

@ wollewatz [#3]

Das mit weitem Abstand beste Terminmarkt Lexikon wurde von Ulrich Becker geschrieben. JEDER Ausdruck ist dort sorgfältig auf insgesamt über 700 Seiten erklärt. Ich bin immer wieder von seiner Arbeit begeistert !

Wir hatten rechtzeitig den Restbestand aufgekauft und noch wenige Exemplare vorrätig. Es wird keinen Nach- oder Neudruck geben.

http://www.terminmarktbuch.de/cgi-bin/index.pl?do=show&book=13

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