Kartoffeln: Eintragseinbussen werden befürchtet
Der Burgdorfer Raum kann in diesen Tagen seinen Vermarktungsvorsprung weiter ausbauen. Die ständigen Regenfälle sorgen für fortgesetzte Rodebedingungen in allen deutschen Frührodegebieten. Insbesondere auf den schweren Böden der Pfalz, aber auch im Rheinland, kommt man nur schleppend voran.
Die Sandböden im Grossraum Hannover sind dagegen leichter zu beackern, zudem hatte man dort bereits umfangreiche reifefördernde Massnahmen ergriffen, sodass die Kartoffeln von dort auch noch weitestgehend schalenfest sind.
Für den weiteren Marktverlauf deuten sich immer mehr Probleme an: Auf den Flächen, die aufgrund von Starkregenfällen nur noch schwer zu befahren sind, wird die lückenlose Bekämpfung gegen Krautfäule zum Glückspiel. Erste Bestände spätreifer Sorten sind bereits umgekippt, signifikante Ertragsdepressionen werden befürchtet.
(Quelle: Hansa Terminhandel)
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An der RMX kam es heute zu unterschiedlichen Preisbewegungen für Veredelungskartoffeln: Während die November Kartoffeln einen Euro (10 %) auf 8,90 Euro im Kurs auf ein neues Jahrestief zurückgingen, stieg der Kurs für April 2008 Kartoffeln mit plus 0,50 auf 11,60 Euro auf den höchsten Stand seit zwei Wochen an.
@ alle
Wäre schön, wenn alle kartoffelanbauenden Forumsmitglieder mal über die Krautfäulesituation in ihren Regionen berichten könnten.
Ich fange an mit Thüringen und Nordbayern.
Hier ist die Situation noch beherrschbar. Es treten zwar vereinzelte Krautfäuleherde auf, diese sind aber noch (!) nicht marktwirksam, da zu klein. Auch die Bodenwassersituation ist im optimalen Bereich. Trotzdem gefallen mir die Bestände nicht. Teils geringer Knollenansatz und teilweise viele Schalenfehler.
Insgesamt maximal durchschnittliche Ernte zu erwarten.
Ein Anbauberater berichtete mir jedoch, dass in Teilen Niedersachsens die Situation sehr angespannt ist. Auch aus großen ostdeutschen Betreiben wird, da wo die Bekämpfung nicht termingerecht durchgeführt werden konnte, von massiven Einbrüchen berichtet.
Thomas
Nördliches Niedersachsen
Einige Bestände (Bintje besonders) starker bis sehr starker Befall.
Erste Flächen schon ohne Grünmasse (Totalausfall).
Knollenansätze sind befriedigent(Agria / Delikat / Bintje / Primjere
Gruß HK
Emsland
Verbreitet starker bis sehr starker Befall.Hoher Infektionsdruck auch von den Durchwuchskartoffeln.Teilflächen nicht mehr befahrbar.
Rheinland:
Auch hier hält der Krautfäuledruck an, es gibt nahezu keine befallsfreien Kartoffelparzellen. viele Betriebe haben mittlerweile schon 9 bis 10 Krautfäulebehandlungen mit Premiumfungiziden in Bintje & Co plaziert; Mittelkosten bis jetzt ca. 500 Euro. Bei diesem Aufwand ist der Befall im Schlag noch unter Kontrolle aber es gibt auch viele andere Beispiele bis hin zum vereinzelten Umbruch.
Mittlerweile fragen sich jedoch immer mehr Anbauer: Wer soll das alles bezahlen, denn die Saison ist noch lang.. und das Pflanzgut war auch nicht gerade billig. Ergänzend dazu verkündet der Handel eher pessimistische Marktperspektiven für die nächsten Monate.
Der Knollenansatz ist jedoch bei vielen Lagersorten eher unterdurchschnittlich. Erste Speiseware wächst massiv in die Übergrößen und muss in den nächsten 10 Tagen schon totgespritzt werden.
Oberbayern
Krautfäuledruck sehr hoch!
Wasserverorgung reichlich.
Knollenansatz sowie Qualität unterdurchschnittlich.
Speiseware wird aus Qualitätsgründen oft schon abgespritzt.( Erträge unterdurchschnittlich)
Erträge bei Verarbeitungssorten werden allenfalls im durchschnittlichen Bereich liegen, sofern die Krautfäule beherrschbar bleibt.
Tom
Westbayern:
Immer öfter Kraufäulemulden in den Schlägen zu sehen.
Pech wer wie ich keine Fahrgassen in Kartoffeln hat, so begleitet einen oft das stinkende Wasser.
Denke bei dem geringen Ansatz kann es von daher schon keine Spitzenerträge geben. Helfen kann eigentlich nur die Wetteränderung zum Wochenende.
Gruß FB
Konnte gestern eine Fahrt durch Niedersachsen machen.
Mein Eindruck war folgender:
Phytophora ist in fast allen Schlägen vorhanden. Denke jedoch, dass aufgrund vieler Spritzungen diese noch nicht ertragswirksam ist. Sicherlich wird es beim einen oder anderen Ertragsausfälle im Lager geben, aber das muss dann das Erntewetter entscheiden.
Ganz anders sieht es bei den Ökokartoffeln aus. Hier ist in aller Regel keine Blattmasse mehr vorhanden. Ertragsausfälle im Vergleich zum Vorjahr in Höhe von 50 % und mehr dürften die Regel sein.
Gruß
Thomas
Hier im Emsland sind Fungizide möglicherweis bald ausverkauft.Wie sieht es in den anderen Gebieten aus? Wird von der Industrie nach produziert?
@lotta
Die Chemische Industrie kann längst nicht mehr alle Mittel nachproduzieren. Wenn die Komponenten der Mittel nicht verfügbar sind, kann es bis zu neun Monaten dauern, bis eine neue Charge produziert ist. Davon sind hauptsächlich die systemischen Mittel betroffen.
Der Landhandel ist zurzeit darum bemüht, aus Regionen wo noch Vorräte vorhanden sind, umzuverteilen.
Sollten die Fungizide tatsächlich ausgehen, bleibt nur noch die Abtötung der Bestände, damit die Sporen nicht in den Boden gelangen und auch noch die Knollen infizieren. Dort, wo das bereits passiert ist, hilft nur noch trockene Hitze, um die Infektionen zu stoppen. Man befürchtet aber bereits überall in Mitteleuropa Lagerprobleme während des Schwitzprozesses.
Problematisch wird es, wenn schon bald totgespritzt wird, weil man dann bereits im August mit der Haupternte beginnen muss. Wenn es dann nämlich nochmals heiss wird, kann man die Bestände nur schwierig auf die gewünschte Lageertemperatur herunterkühlen.