Langeweile am Schweine- und Getreidemarkt ?
Hallo zusammen!
Ich verfolge seit einigen Wochen dieses Forum hier, seit dieser Woche stell ich mir die Frage warum ist es auf einmal so ruhig geworden?
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Willkommen im Forum.
Wahrscheinlich die Ruhe vor dem nächsten Sturm.
Sobald einer provozierend hustet ,bekommen alle wieder Schnupfen.
Im Ernst, manchmal ist es gut, wenn einige Tage die Marktlage keine Diskussion erfordert.
Gruß Paul
Ganz einfach: Urlaub.
Die, die das meiste Geld verdienen sind nicht da; es werden Schweine geschoben weil keine Fahrer da sind ( so lachhaft wie es sich anhört; es ist aber so....)
und die Landwirte hier im Norden stehen jeden Tag auf dem Acker um Wassergräben zu buddeln oder sich dreitausendmal den Wetterbericht anzusehen damit man Dreschen kann....
Ausserdem ist unter unseren Kollegen eine "Scheissegalstimmung" ausgebrochen; getreu dem Motto "die machen mit uns doch eh was sie wollen", da können wir eh nichts dran ändern.
Desweiteren hoffen alle auf einen weiteren Preisanstieg von Getreide und es fehlt schlicht weg dann die Liquidität; denn wenn man 700-800 to. beim Handel eingelagert hat kann es sein dass man damit mehr Geld verdient als jemals mit 1500 Schweinemastplätzen....Und was nicht abgerechnet ist, kann auch nicht überwiesen werden.
In dem Sinne
keine Bange; der Orkan kommt...
MFG
Mühlenbach
@mühlenbach
Richtig, die Landwirte haben im Moment keine Zeit, weil sie emsig bemüht sind, noch mehr Geld rauszuschlagen und einen gegen den anderen auszuspielen aber letzlich nicht wirklich ihre Ware an den Markt bringen wollen.
@ Graintrader
Ja genau ,wie es in der Marktwirtschaft üblich ist.
Tönnies fordert angeblich -10 für die Notierung morgen. Das Gewitter ist im Anmarsch.
@fritz44
Dann hat einer irgendwas mit der Marktwirtschaft falsch verstanden.
Normalerweise ist die Marktwirtschaft relativ einfach : Ware gegen Geld.
Sich subventionieren lassen und die Preise nach oben mitzunehmen aber gleich-zeitig dem Markt die Ware verweigern um noch mehr an der Preisschraube zu drehen, ist hart am Rande der Nötigung. Denn im umgekehrten Fall ist es bislang üblich, lauthals nach der Unterstützung des Staates zu rufen (die im Regelfall
vorhanden ist).
Keinem anderen Produzenten von Konsumgütern / Rohstoffen ist es bislang eingefallen solch ein Vermarktungsverhalten an den Tag zu legen. Wenn Shell oder die Bäckerinnung ihre Produkte nur noch (vielleicht) gegen Höchstgebot ab-geben würden, würde ein Sturm der Entrüstung durch das Land fegen. Solch ein Verhalten kann sich eben nur ein Berufsstand leisten und dies auch noch unter dem Mäntelchen " Marktwirtschaft" verkaufen.
@ Graintrader [#7]
Du schreibst: "Normalerweise ist die Marktwirtschaft relativ einfach : Ware gegen Geld."
Ich sage: Normalerweise ist die Marktwirtschaft relativ einfach : Angebot und Nachfrage !
Fahr mal an die von Shell belieferte Tankstelle, die im Umkreis von 10 KM keine Konkurrenz hat. Garantiert 5 Cent höherer Spritpreis.
Wer in der Landwirtschaft verweigert dem Markt die Ware?
Ich glaub jetzt drehen einige auf Grund ungewöhnlich neuer Marktsituationen völlig ab.
Endlich kapieren die Bauern das Spiel von Angebot und Nachfrage, schon sind andere sauer daß die dummen subventionierten Bauern mit ihren Produkten Forderungen stellen.
Die Marktpartner sollten lernen daß der Agrarbereich auch einmal Forderungen für seine knappen Produkte stellen kann.
Gruß Paul
@ Graintrader [#7]
Wir landwirtschaftlichen Betriebe sind doch kein Supermarkt, die an Endverbraucher direkt verkaufen! Würden die preise im Supermarkt täglich schwanken, dann würden viele Verbraucher die Übersicht verlieren
Die Schweinebranche wird meines Wissens kaum noch seitens des Staates unterstützt, deshalb würde ich sagen, dass gerade der Schweinemarkt Marktwirtschaft pur ist! Denken Sie doch einfach mal an dem vielfach zitierten Schweinezyklus.
Betriebe in Handel, Handwerk und Industrie haben doch i.d.R. alle mit Tagespreisen zu tun, außer man handelt längerfristige Kontrakte aus.
Ich verstehe nun wirklich nicht ihr Problem!?
Wenn bei Shell oder einem Bäcker die Preise zu hoch sind, geht man eben zur Konkurrenz, ist die genauso teuer, könnte Preis marktgerecht sein, oder aber eine unerlaubte Preisabsprache vorliegen...
@ paul#8
@ Spekulatius Maximus#9
Na also geht doch. Endlich kriegen wir mal etwas Schwung in die Bude !
Zu Paul ist zu sagen -
Das Spiel von Angebot und Nachfrage geht immer bis zu einem bestimmten Punkt, nämlich einem Abschluß. Aber dieser wird gerade verweigert und hohnlachend wendet sich der subventionierte Partner ab um den den nächsten zu veralbern.
In Zeiten der Überproduktion waren Verarbeiter und Handel gut genug, um die Mengen zu bewältigen und entsprechende Dienstleistungen aufzubauen und vorzuhalten. Kaum ist's dem Landwirt zu wohl, da dreht er ab ! Nicht umgekehrt.
Und von einem knappen Gut kann schon überhaupt nicht gesprochen werden, weil mengen - und qualitätsmässig ausreichend zur Verfügung steht. Lediglich die unverantwortliche Verweigerungshaltung der Landwirte führt zu dem vermeintlichen Trugschluß einer absehbaren Hungersnot.
Zu Spekulatius maximus
Ich rede hier über unsere sehr verehrten Getreide Produzenten. Nach den Erfahrungen im letzten und diesem Jahr ist es unverständlich, dass staatlicher-
seits überhaupt noch Subventionen fliessen.
Und das Problem was ich habe und was Sie selber auf den Punkt gebracht haben, ist die Tatsache, dass ich eben nicht zur Konkurrenz gehen kann, da es keine gibt !
Würde es wie in jeder anderen Branche, Alternativen geben, hätten wir nicht so eine Situation.
Aber halt, ehe ich's vergesse -
Wir sind ja bald an der Importschwelle für Drittlandsweizen angelangt und die Freude wird groß sein, wenn die ersten 50.000 to Schiffe aus USA etc eintreffen.
Mal sehen, wie dann die Abgabebereitschaft aussieht.
@ Graintrader [#10]
Da Du der Meinung bist, daß die Bauern ihren Weizen zurückhalten gebe ich Dir einmal kurz einen Situationsbericht exakt datiert zur jetzigen Stunde:
In ganz Germany stehen mindestens noch 60 bis 80 % des diesjährigen Weizens auf dem Halm und drohen zu verderben.
Hier hat es gerade wieder geschüttet wie aus Eimern 20mm in einer Stunde.
Die Bauern werden doch nicht jetzt schon Weizen verkaufen den sie noch gar nicht haben.
Sie werden vorraussichtlich weit unter "Normal" ernten und daß mit enormen Trocknungskosten.
Die von Dir genannten "verehrten Getreidebauern" haben andere Sorgen als Deine Sorgen über "subventionierte" Verweigerungshaltung wahrzunehmen.
Jeder weiß, man kann nur die Ware an den Markt bringen, die man schon besitzt.
Geh mal in die Praxis, da wo der Weizen herkommt, dann wirst Du Deine Vorurteile schnell verlieren.
Gruß Paul
Wir erzeugen und vermarkten ca 4000 to Getreide ,Raps und Mais im Jahr.
Normalerweise dritteln wir die Mengen vom Verkaufszeitpunkt her um einen guten Schnitt zu erzielen.Im nachhinein war dieses Jahr natürlich alles zu früh.
Aber weg ist weg und ich habe erst gestern wieder eine Parie Futterweizen verkauft.Man weiß ja nie wann oben ist...Allerdings haben wir schon noch eine erhebliche Menge an Weizen und Roggen auf Lager. Mais ist zu ca einem drittel festgemacht. Wir haben viel Geld in die Lagerhaltung investiert und längst nicht immer hat sich das lagern gelohnt.
Mein bestreben ist es den besten Verkaufszeitpunkt zu erwischen.(gelingt natürlich selten)
Und das will hier jemand kritisieren und verweißt noch auf die blöden Subventionen.
Ich würde gerne darauf verzichten wenn alle nix bekommen.
Unterm Strich ist das ein durchlaufender Posten der nur dem Verbraucher zu gute kommt.Es wäre nun die Gelegenheit das alles über Bord zu werfen.
Das wird aber nicht geschehen weil ja dann die Gängelei der Landwirtschaft nicht mehr so möglich wäre.
Was momentan am Markt so ab geht ist nicht mehr als notwendig...wir waren auf absoluten Tiefständen was die Preise angeht und eine Korrektur überfällig.
An den Endpreisen für Bier und Brötchen müßte das nur geringe Außwirkungen haben,
Die Rohstoffanteile sind daran sehr gering.
Und Neid ist überhaupt nicht angebracht...oder glaubt hier jemand die Stundenverwertung in der LW sei zu hoch (mit Subventionen)
@paul#11
Da hast aber Pech gehabt - Ich komme nämlich ganz tief aus der Praxis. Durch unseren Aussendienst in allen Teilen der Republik weiß ich sehr wohl wo wir derzeit stehen. Und man soll sich nicht nur am Weizen orientieren sondern dass
gleiche gilt auch für die Gerste, die weitestgehend geerntet ist.
Wie Du auch im bericht von halbsoschlau lesen kannst, ist bereits eine gute Menge im Lager, also bitte nicht Norddeutschland - Meckpomm - als Maßstab nehmen.
Und dass Gerste und Weizen sehr wohl verstärkt zurückgehalten wird, ist eine Tatsache.
@ Graintrader [#13]
Dann vermute ich mal, daß Du im Handel schon ordentlich zu günstigen Konditionen Ware verkauft hast, die Du noch gar nicht besitzt?
Oder Du erwartest, daß ein breites Angebot die Börsenpreise korrigiert?
Gruß Paul
@paul#14
Grins- ich werde nicht meine Position veröffentlichen aber soweit sei gesagt, ich bin schon zu lange dabei, um mit den Lemmingen voranzulaufen.
Mit der zweiten Bemerkung triffst Du es. Der Markt wird sich sehr schnell wieder auf eine gesunde Basis stellen, wenn ein vernünftiges Angebot vorhanden ist. Wobei ich keinen Crash von € 40 / € 50 meine, sondern eine Korrektur von
€ 15 - € 20. (Vorausgesetzt Ware steht zur Verfügung)
@ Graintrader [#15]
Moin Gaintrader!
Das was wir nun an den Getreidemärkten weltweit sehen, können wir doch auch an vielen anderen Märkten sehen, wie z.B. dem Aktienmarkt! Dort ist die Abgabebereitschaft in steigenden Märkten doch auch erheblich geringer als in einer Korrektur.
Die Gefahr, dass sich Erzeuger mit der Einlagerung verspekulieren ist sicherlich da, aber das ist ja eine individuelle Sache, in wieweit man Risiken eingehen möchte...
Vielleicht sollten Sie sich mal daran gewöhnen, dass die Landwirtschaft (ob mit und ohne Beihilfen) nicht der billige Jakob ist! Sollten die Beihilfen wegfallen, würden die Erzeugerpreise entsprechen steigen oder aber die Pachten sinken. Ich tippe in diesem Fall auf Möglichkeit 1.
MfG S_M
@Spekulatius Maximus #16
Hallo Spekulatius,
eine weitere interessante Information hat Mühlenbach in einem anderen Forum geschrieben - Thema: Schweine: Gute Chancen auf ein 'unverändert'
"Ein tolles Schreiben kam heute (wiedermal; mittlerweile wöchentlich)ins Haus;
in dem steht:
"aufgrund der aussergewöhlichen Situation bezüglich der Ernte und Rohstoffmärkte sind wir gezwungen; die Preise für Mischfutter ab dem 1.8 kurzfristig anzuheben.
Uns stehen zur Zeit Getreide lediglich in geringen Mengen und zu Höchstpreisen zur Verfügung"
Dies unterstreicht meine Feststellungen; es gilt auch für die Mühlenindustrie und andere verarbeitende Betriebe.
Der Vergleich mit anderen Märkten hinkt. Bei jedem anderen Markt kaufe ich zu einem genannten Preis (auch Aktien)soviel ich brauche und benötige.
Bei alternativlosen Produkten ohne Konkurrenz ist dies nicht möglich, denn der Erfolg einer Preisabgabe ist im Regelfall per heute ein freudiges Grinsen auf dem Gesicht des Landwirtes mit der anschliessenden Bemerkung "wenn das so ist, geht das bestimmt noch weiter und ich warte noch."
Von billigem Jakob kann schon lange keine Rede mehr sein - Preissteigerungen von 40 - 50 % innerhalb von drei Monaten von einem schon vorher akzeptablen Basispreis können keinewegs als billig bezeichnet werden. Immerhin sind die Produkte ja so "billig", dass die deutsche Bioethanolindustrie aufgrund
der Preise die Produktion eingestellt hat bzw. einstellen wird. Auch hier geht es um Arbeitsplätze !
Die Stückkosten der Weizenproduktion liegen in Westeuropa zwischen 180 und 200 Euro/to. Wenn jetzt höhere Verkaufspreise erzielt werden, bleibt beim Landwirt auch etwas übrig, aber er muss sich dafür meines Erachtens nicht dumm anquatschen lassen.
Die direkten Subventionen die ein landwirtschaftlicher Betrieb erhält werden zu 80 % weitergegeben (günstige Preise, höhere Pachtkosten). Für die übrigen 20 % muss er Forderungen erfüllen, die Zeit und Geld kosten. Von daher könnte ein Landwirt gerne auf Subventionen verzichten. Konsequent wäre es aber dann auch, dass alle anderen direkten und indirekten (versteckten) Subventionen in allen Bereichen weltweit gestrichen werden. Gönnen wir den Landwirten doch auch mal ein positives Markterlebnis nach Jahrzehnten nicht kostendeckenden Preisen im Getreidesektor und Subventionsabhängigkeit um gesunde Nahrungsmittel zu erzeugen. Es wird ja auch subventioniert (zwar versteckt, aber nicht gut), dass man billig in Urlaub fliegen kann. Dass durch eine überzogene, unnötige Mobilität das Klima verschlechtert wird und damit wieder die Nahrungsmittel knapper und teurer werden schließt den Kreis und meine Einschätzung, dass die Landwirte am wenigsten für die höheren Preise verantwortlich sind.
Es ist schon schwer Gerechtigkeit zu schaffen, sind wir doch froh, dass wir in Freiheit leben und unsere Meinung frei äußern dürfen.
@ holz [#18]
ein gutes Statement!
@holz #18
Sehr gut, insbesondere die letzte Passage.
Ich gönne gerne und kann das auch nur unterstützen, dass die Landwirtschaft endlich wieder Geld verdienen soll. Aber bitte - auch mal verkaufen, wenn jemand hohe Preise zahlen möchte.
@ Graintrader [#20]
kann ich erfahren was Sie als hohen Preis franko von Ihnen definierter Station verstehen? Vielen Dank.
@holz #21
ab Station A - Weizen 210