Warum sind die Schlachtgewichte so hoch?
Ich frage mich, warum derzeit die Schlachtgewichte bei über 94 kg liegen.
Wir könnten uns alle einen Gefallen tun, wenn wir bei der derzeitigen Konstellation das Schlachtgewicht drastisch senken würden. Bei einer Futterverwertung von 1:4,1 und einem Futterpreis von 26,- € kostet das Futter für jedes kg Schlachtgewicht, das am Ende der Mast zusätzlich gemästet wird etwa 1,35 €. Dazu muss man berücksichtigen, dass der Magerfleischanteil bei leichteren Schweinen eher höher ist. Außerdem werden die Abteile früher leer, man hat mehr Zeit zum Reinigen und muss evtl. weniger heizen.
Insgesamt würde, wenn viele Mäster früher verkaufen würden, natürlich der Markt entlastet werden. Das können schnell mal 5% der Menge sein. Vielleicht könnte sich die Lage damit schon etwas entspannen.
Sehe ich das richtig oder mache ich hier einen Denkfehler?
Gruß,
wollewatz.
hallo wollewatz,
das siehst Du vollkommen richtig, aber die Schweine leichter zu verkaufen, das ist auch ersteinmal eine Umstellung. Ich erwische mich auch immer wieder beim Anzeichnen das eine oder andere Schwein noch stehen zu lassen. Die Grenze nach unten mit 84kg ist ziemlich nah wenn man die Schweine mit 90 kg verkauft. Abzüge nach unten schmerzen mehr als die von oben. Ich habe mich persönlich schon an 90- 91 kg rangetastet. Ausserdem drücken momentan ziemlich viele Schweine auf den Markt, da werden die Schweine schnell mal ein paar Tage geschoben. Ich würde die Schweine momentan auch noch leichter verkaufen, wenn ich keine Abzüge bekommen würde. Dann könnte ich wenigstens meine Ferkel alle sachgerecht unterbringen.
JBH
Hallo JBH,
ich habe auch gemerkt, dass ich meine Augen erst neu eichen muss, um die Tiere rechtzeitig zu verkaufen. Daher habe ich zuletzt sehr viele Tiere gewogen und dabei nebenbei auch die Futterverwertung von 1:4,1 in der letzten Mastwoche ermittelt.
Gruß,
wollewatz.
@ wollewatz [#1]
Zitat: 'Wir könnten uns alle einen Gefallen tun, wenn wir bei der derzeitigen Konstellation das Schlachtgewicht drastisch senken würden.'
Würden das alle machen, hätten Sie bei niedrigeren Kosten die gleichen oder wahrscheinlich sogar höhere Einnahmen. Warum gibt es so wenig wirtschaftliche Vernunft ?
Es ist schon interessant, dass Ihre Kollegen hier im Forum auf solche Fragen (mit einer Ausnahme) nicht antworten, obwohl rund 200 gelesen haben.
Mal ehrlich Herr Ebert,
wenn 200 Mäster dies hier lesen, dann werden sie für sich rechnen und wahrscheinlich zum gleichen Ergebnis kommen. Sie werden versuchen die Schlachtgewichte zu senken.
JBH hat aber schon aufgezeigt welche rein praktischen Probleme damit verbunden sind. Um aber eine Marktwirkung über niedrigere Gewichte zu erreichen, müssen 15.000 oder mehr Mäster das Gleiche tun.
Sie unterstellen wirtschaftlicher Unvernunft denjenigen, die im Moment alles versuchen wirtschaftlich über die Runden zu kommen. Sie glauben gar nicht wie schwierig es ist gezielt 2 kg leichter zu verkaufen. Eine Aufschiebung des Abholtermins um 1 Tag, ein zusätzlicher Feiertag erhöht das Gewicht um je 0,9 Kg/Tag.
Sind nur einige Schweine zu leicht, unter 84 Kg, schmeißt man das von Wollewatz errechnete Geld zum Fenster raus. Gezwungenermaßen müsste man öfter kleinere Partien abliefern, dadurch steigen die Vorkosten je Tier.
Wollewatz hat mit seinen Feststellungen recht, die Durchführung ist auf breiter Praxisfront aber sehr schwierig.
Was sollen die "Kollegen" zu diesem Thema antworten?
Gruß Paul
Darüber haben wir uns schon lang und breit ausgelassen...
Aber; seit drei Wochen wollen die Schlachtbetriebe die leichten Schweine garnicht mehr.
Maskenausweitungen bis 110 kg sind keine Seltenheit; je mehr Gewicht; je geringer die Schlachtkosten je kg.
Zweitens: Der Oktober ist von je her der bescheidenste Monat; also retten was zu retten ist.
Drittens: Ihr glaubt garnicht; wieviel Betriebe das Problem mit den Vieheinheiten haben. Da wird versucht; möglichst viel mit möglichst wenig zu errreichen.
Viertens: Die Genetik. Sauschweine haben im hohen Gewichtsbereich trotz alledem noch eine rel. gute Futterverwertung. Der Magerfleischanteil sackt nicht so ab; und die bringen dann im Endeffekt dasmeiste Geld.
Fünftens: Warum leichter verkaufen; wenn man dann mit den neuerlichen Einstallen in den Januar/ Februar kommt; um dann nochmehr Geld als eh schon verloren beigibt? Dann lieber vernünftig ausmästen; denn die Ferkel sind immernoch billig. Anders würde das Aussehen; wenn Preisankündigungen von 10 Euro für die Ferkel vorrausgesagt werden....
Also; im Endeffekt ist das leichtere Abliefern wirtschaftlich besser.
Wenn man aber die richtige Genetik hat; und einem der Markt eh nicht davon läuft ( Ferkel), dann spricht nichts gegen schwerere Tiere.
Zumal die Abnehmende Hand diese eh lieber mag als die halbgewachsenen Dänen...
Diese kann man zudem besser verkaufen; und die Schlacht und Zerlegekosten sind geringer als die Abzüge wegen Untergewichte und Magerfleichbonuszahlungen.
Das beste Schwein hat demnach 100 kg Schlachtgewicht mit 54 % MFA....
In dem Sinne
MFG
Mühlenbach
@ paul [#5]
Ich werfe keinem Mäster wirtschaftliche Unvernunft vor. Ich schreibe nur, würde alle Mäster zusammen reagieren, hätten alle Vorteile davon.
So bleibt alles beim alten, von anderen wird weniger Mastkapazität gefordert, selbst wird sie erweitert.
Natürlich sehe ich das nur als aussenstehender, aber lese hier und in anderen Quellen, dass es jede Menge Lösungsansätze gibt, die aber gemeinsam nicht umgesetzt werden. Die 'rote Seite' ist da schon weiter.
@ Herr Ebert
Zitat "Würden alle Mäster zusammen reagieren, hätten alle Vorteile davon."
Durch solche Maßnahmen wie leichtere Schlachtgewichte wird der Markt doch nur kurzfristig entlastet und im Endeffekt hilft es nur den Betrieben die jetzt schon mit finanziellen Engpässen zu kämpfen haben.
Ich persönlich bezeichne dieses Preistief als lange überfällig und wünsche mir das es noch eingige Monate anhält, damit eine ordentliche Marktbereinigung stattfinden kann! Ich halte auch Maßnahmen wie die PLH oder sonstige Subventionen in der momentanen Situation für völlig falsch!!
Die 25% der schlechteren Betriebe müssen zum aufgeben gezwungen werden damit danach wieder eine Preiserholung einsetzen kann.
Der Durchschnitt von heute sind die 25% schlechteren Betriebe von morgen!!!
Wirtschaftlich gesehen liegt in unserem Betrieb das optimale Schlachtgewicht übrigens bei 96-97 kg!! Und unserere Futterwertung liegt auch in der letzten Mastwoche deutlich unter 1:4,1!Genetik unserer Ferkel ist dänische Sau x dänischer Duroc!! Ich glaube nicht das ein Großteil der Topbetriebe Futterkosten von 26,00 €/dt in der Endmast hat!! Von daher sollte man von diesen Pauschalaussagen Abstand nehmen!!
Gelegentlich schadet es nicht, vor dem Verfassen eines Beitrages gründlich nachzudenken.
Wie lange, glauben Sie, Herr p., durchhalten zu können ?
Und wann sind Sie an der Reihe, zu den glücklichen 25 % zu gehören, die leider ausscheiden müssen ?
Halten Sie sich allein für denjenigen, der weiß, wie Schweinehaltung wirtschaftlich betrieben wird ?
Glauben Sie, diejenigen, die jetzt " ausscheiden" müssen, haben das nicht gewußt ?
Oder diejenigen, die schon in der letzten Runde auf der Strecke geblieben sind ?
Ist Ihnen nicht klar, daß die Nahrungsmittelversorgung ein Politikum ist und die Frage, ob der Landwirt " gut" oder " schlecht" ist, von geringerer Bedeutung für sein Überleben ist, als in anderen Wirtschaftsbereichen ?
Hallo,
ich denke, dass es nicht nur darum geht wie gut man wirtschaftet, sondern wie hoch ist mein Kapitaldienst. Nach meiner Meinung werden die Gewerblichen, mit Fremdkapital finanzierten, Betriebe zuerst die Löffel abgeben.
mfg
Bigpig
Außerdem kenne ich nicht die Einlagen ( Nebeneinünfte jedlicher Art ) die ein anderer Betrieb zur Verfügung hat. Das bedeutet, wenn der eine es kann (die Produktion) bedeutet es noch lange nicht, das er die Durststrecke übersteht.
Daher Vorsicht mit den Äußerungen. Die Liquidität ist immer noch das wichtigste.
MfG
Lukas
@Lukas
Das sehe ich auch so: am längsten halten die Betriebe durch, die ihren Stall mit Baulandgeld bezahlt haben und nicht die, die in ihrem Arbeitskreis jedes Jahr die beste Futterverwertung ausrechnen!
@Herrn Ebert
Sehen Sie Herr Ebert, das ist das schöne an der Betriebswirtschaft: jeder rechnet sich sein eigenes Süppchen zusammen und ist davon überzeugt Recht zu haben. Deshalb gibt es auch keine einheitlichen Reaktionen der Marktteilnehmer.
Die einen lassen Mastabteile leerstehen und die anderen bauen noch welche dazu.
@ wollewatz
Schon eine interessante Auffassung die Du hast!
Was nützt mir ein bezahlter Stall der Verluste einfährt!!
Dann doch lieber ein Stall auf 50% Fremdkapital finanziert, mit guten Leistungen und Gewinnen!!
Am längsten halten die Betriebe durch die die höchsten Gewinne nach Vollkostenrechnung einfahren!!
Wenn ich hier so manche Zeilen bezgl. Fremdkapital lese dann erinnert mich das immer an den Wortlaut meines Nachbarn, der zu mir sagte "Wenn ich 100.000 € Schulden hätte könnte ich Nachts nicht mehr schlafen", worauf ich Ihm antwortete "Dann wäre ich schon lange Tod"!!
Welche Verbindung hat die Gewinn- und Verlustrechnung in der Schweinemast zum Fremdkapital!??
@ p.
Ich wollte Dich nicht verunsichern. Natürlich ist es langfristig richtig, einen Schweinestall gewinn maximierend zu betreiben. Es ging in der Diskussion allerdings darum, wer am längsten durchhält. Und da geht es eben wie Lukas so richtig bemerkt hat erst einmal um die Liquidität.
Ich kenne beispielsweise einen Sauenhalter, der wirklich hervorragende Aufzuchleistungen in den letzten Jahren vorweisen kann und der seinen Betrieb ständig weiterentwickelt und modernisiert hat. Dem steht unter den derzeitigen Bedingungen bald das Wasser bis zum Hals. Andere, die nicht so viel investiert haben und eventuell noch andere Geldquellen als die Landwirtschaft haben, können in einer solchen Durstphase tatsächlich länger durchhalten als der "Profi". Das ist eben der Unterschied zwischen Rentabilität und Liquidität.
Zu Deiner Frage "Welche Verbindung hat die Gewinn- und Verlustrechnung in der Schweinemast zum Fremdkapital?" ein Hinweis:
Die Verbindung entsteht durch die Berechnung des Cash-Flows und des Liquiditätsüberschusses eines Unternehmens.
Cash Flow = Gewinn + AfA
Liquiditätsüberschuß = Cash Flow - Tilgung - Entnahmen + Einlagen +- Steuern
Wenn Du verschiedene Unternehmenskonstellationen über eine solche Rechnung vergleichst, wirst Du feststellen, dass neben der Kennzahl Gewinn auch andere Größen ihre Berechtigung haben. Und dabei spielt die Art der Unterehmensfinanzierung (Eigen-/ Fremdkapital) eine große Rolle.
Ich glaube nicht, dass es nötig ist Dich hier zu belehren, weil Du ja Deine Zahlen im Griff hast, ich möchte nur vermeiden, dass wir aneinander vorbei reden.
Gruß,
wollewatz