FED - Zinserhöhungen können unter diesen Umständen nur bis zu einem bestimmten Level stattfinden

Hallo zusammen. Grüss Euch. Nach nun fast vier Jahren ohne TMW-Forum, habe ich mich heute entschlossen wieder am neuen ZMP-TMW Forum teilzunehmen.

Seitdem ist ja viel passiert, aber der Markt ist meiner Meinung nach immer noch nicht auf den Trichter (auf das wahre Problem) gekommen.

Nun wird die Zinserhöhungspanik in den USA gespielt. Naja, wenn da mal nicht einige "voll" auf die Nase fallen werden. Ich will Euch einige Fakten präsentieren und frage Euch, ob es nach reiflicher Überlegung überhaupt zu einem "gefährlichen" Ansteigen der US-Leitzinsen kommen kann,oder ob das ganze nicht ein riesiger "Bluff" ist.

Das Ergebnis meiner Analyse ist, dass aus den nun folgenden Punkten eine eventuelle Zinsanhebung seitens der Federal Reserve Bank nur "sehr gedeckelt" ausfallen kann und damit eine "befürchtete" bedrohliche Liquiditätsverknappung an den Finanzmärkten (Gefahr stark fallender Aktien- und Rohstoffkurse) meines Erachtens unwahrscheinlich ist.

Die folgenden Dokumente, die öffentlich auf den Seiten des US-Schatzamtes einsehbar sind, unterstützen mich in meiner Behauptung.

- https://www.treasurydirect.gov/govt/rates/pd/avg/avg.htm (...der durchschnittliche Zinssatz der emittierten US-Staatsanleihen beträgt per 31.5.2015 = 2,368 %)

- https://www.treasurydirect.gov/govt/reports/pd/pd_debttothepenny.htm (...bei einer aktuellen Gesamtverschuldung von rund 18,15 Billionen US-$ würde eine 1 %ige Erhöhung des Durchschnittszinssatzes einer Zins-Mehrbelastung des US-Staatshaushaltes von 181,5 Milliarden US-$ gleichkommen)

- https://www.treasurydirect.gov/govt/reports/ir/ir_expense.htm (...bedingt durch die sehr hohe Gesamtverschuldung betragen die jährlichen Zinsausgaben schon jetzt fast 450 Milliarden US-$ jährlich -trotz der sehr niedrigen Durchschnittszinsen- ein unlimitiertes, quasi ungedeckeltes Ansteigen der US-Leitzinsen würde damit den US-Staatshaushalt an die Grenzen der Handlungsfähigkeit bringen bzw. ohne eine imense Ausweitung der Verschuldung, Handlungsunfähig machen --- das wissen -meines Erachtens- auch die Federal Reserve Bank und das US-Schatzamt)

Ich denke daher, dass der Markt die Sachlage absolut falsch einschätzt und das wahre Problem der brisanten US-Staatsverschuldung bisher immer noch nicht in den Fokus gelangt ist. Die Federal Reserve Bank ist quasi schon seit Jahren zum Versorger des Staates mit zinsgünstigem Geld geworden und sie kann die Geldpolitik eigentlich nicht mehr straffen, ohne damit den US-Haushalt und damit die US-Wirtschaft kollabieren zu lassen.

Und von wegen Krise im Herbst 2008 - seht Euch mal bitte den folgenden Chart an. Die durchschnittliche Laufzeit der US-Anleihen hatte damals einen sehr niedrigen Punkt erreicht. Mit den damaligen Zinssätzen eine unbezahlbare Sache, allerdings tragbar mit den heutigen. QE etc. halfen wohl auch kräftig bei der Streckung der Laufzeit.

http://www.treasury.gov/connect/blog/Pages/Chart-of-the-Day-Lengthening…

Selbst wenn es zu "Zinserhöhungen" kommen sollte, so werden diese meines Erachtens "nur" kosmetisch ausfallen und 1 % nicht übersteigen können, ohne den US-Haushalt -der ohnehin angespannt ist- durch die daraus resultierenden höheren Zinsbelastungen zu belasten.

Und in die Zukunft geschaut ist diese "limitierte" Zinserhöhung dann wirklich so bedrohlich ?

Also dann, bis zum nächsten Mal (ich werde nicht mehr so häufig schreiben, aber bis zum nächsten Posting wird´s keine vier Jahre dauern :o).

Macht´s gut, viel Erfolg und noch eine gute Zeit.

Franjo

Myrrdin
Member for 10 years 9 months

Schön, dass Du wieder hier bist.

Erstens stimme ich Dir zu. Der Zinsanstieg wird sehr massvoll ausfallen und - das was vor Yellens Zeit nicht immer so - gut im Voraus kommuniziert werden.

Zweitens wurde bereits in der Vergangenheit - beginnend mit Juni 2004 - der Zinssatz von 1 % in Schritten von 0,25 % angehoben. Der Chart für den S&P ist gleichmäßig angestiegen.

Wenn es zu einem ernsthaften Kurseinbruch kommt, dann meines Erachtens nicht in Folge des Zinsanstieges. 

Mit besten Grüßen, Myrrdin 

benedikt54
Member for 10 years 9 months

Franjo

Ja der Meister ist wieder da, freut mich sehr.

Ist zwar bei uns nicht mehr sehr viel los, aber das ist mal eine sehr freudige Nachricht von Dir.

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SPOMI
Member for 10 years 9 months

Willkommen im Club. Du hast gefehlt und bist eine Bereicherung. Deine obigen Ansichten teile ich. Allein das Auslaufen der Anleihen , welche die FED gekauft hat, bedingen einen Zinsdruck am langen Ende nach oben. Da wird man nicht zusätzlich Öl ins Feuer giessen. Grüsse SPOMI

scorpion260
Member for 10 years 9 months

@Franjo Paljusevic

Gleiche Meinung.
Du postest hier?! Nasse Bude zu Hause?
Wie dem auch sei, schön, von Dir zu hören.

:-)

rodeonrwdeo
Member for 10 years 9 months

Guten Abend Franjo,

auch ich freue mich wieder von Ihnen zu lesen.

Ihr Sicht zur Entwicklung der Zinsen ist schon fundiert. Allerdings wikt sich ein eventuelles Anheben des aktuellen Zinsneveaus um 1% nicht schlagartig mit 181 Mrd. $ höheren Belastungen das Bundes-Staatshaushaltes aus. Bei einer Durchschnittlaufzeit der Kredite von z.B. 5 a (wie ihn Ihr Verweis für 2012 etwa zeigt) stiege der Durchschnittszinssatz, bel gleichbleibender Verschuldung jedes Jahr um 0,2 % (36,2 Mrd.§). Die Durchnschnittslaufzeit könnte 2015 auch noch gestiegen sein, dann wäre es noch weniger. Vielleicht kommt mit dem nächsten Präsidenten auch wieder mal einer der die Kredite auf Bundesebene zurückfährt.

Franjo
Member for 8 years 9 months

Vielen Dank für Eure Willkommensgrüsse. Ich freue mich auch, dass ihr als Urgestein des ursprünglichen TMW-Forums, auch weiterhin im ZMP-Forum mitmacht (eben die Crème-de-la Crème :o)).

Die ganzen Jahre war ich zwar kein aktiver Forumteilnehmer gewesen, aber trotzdem habe ich weiterhin Eure interessanten Postings mitgelesen. Hier und da fragte man auch, ob ich wohl noch mitlesen würde......ja klar habe ich mitgelesen :o) 

TMW ist eben TMW - da kommen andere Börsenforen nicht mit. Irgendwie fehlt mir persönlich dort die Diskussionsqualität und auch das gute kollegiale Klima.

Die ganzen TMW-Jahre seit 2000 hätte es in einem "guten" Handelsraum nicht anders sein können. Eine tolle, kollegiale Atmosphäre. TMW hat auch oftmals über "schlechte Tage" geholfen.

15 Jahre sind es nun schon und man merkt dass man älter, vielleicht auch reifer wird, auf jeden Fall aber, dass die Zeit immer schneller vergeht und man sich nun auf das Wesentliche im Leben konzentrieren sollte und das sind Familie, Verwandte, gute Bekannte und Freunde.

Ein Blick auf die Märkte zeigt auch offensichtlich, dass ein Laissez-faire -sowohl seitens der Zentralbanken, wie auch mit einigen wenigen Ausnahmen fiskalpolitisch- eingesetzt hat.

Die Inflation klopft schon seit längerem immer lauter an die Tür. Man versucht wohl zu stauen, aber ob das langfristig von Erfolg gekrönt sein wird ?

rodeonrwdeo, Sie haben Recht. Schlagartig wird das nicht stattfinden, allerdings schlagen Zinserhöhungen ziemlich schnell im zinssensitiven Bereich, dem kurzfristigen Bereich von 1-5 Jahren zu Buche und genau hier befindet sich der Fälligkeitsraum des grössten Teils (!) der US-Anleihen.

Es bedeutet also, dass die Rollovers der über den Zeitraum von 1-5 Jahren fälligen Anleihen zu den dann schon durch eventuelle FED-Erhöhungen "gelifteten" Zinssätzen stattfinden würde. Und da haben wir schon das Problem.

Sehen wir uns doch einmal folgend den gegenteiligen Effekt einer rapiden Zinssenkung auf die Zinszahlungen an

https://www.treasurydirect.gov/govt/reports/ir/ir_expense.htm

2008 -bei sehr viel niedriger Gesamtverschuldung- noch etwas mehr als 451 Mrd. US-$ jährlich, fiel die Zinsbelastung in 2009 auf 383 Mrd. US-$, um dann bei kontinuierlich stark ansteigender Verschuldung zwischen 400 - 450 Mrd. US-$ jährlich zu verharren.

800 Mrd. bis 1,2 Billionen US-$ jährliche Zinszahlungen sind vom US-Haushalt unter diesen Umständen -und das wären ungefähr die jährlich anfallenden Zinszahlungen bei "normalen" Zinssätzen von vor 2008- nicht zu tragen.

Ergo, muss es also bei sehr niedrigen Zinsen bleiben bzw. man nur um den Anschein von Aktion zu zeigen kleine, zeitlich gestreckte Steigerungen kosmetischer Natur vorzunehmen (bis zu einem zwangsläufig nur sehr niedrigen Deckel).

Oder aber, man weitet die Staatsverschuldung aus = höhere Zinsausgaben werden in einem immer weiter -auf Pump- ausgeweiteten Staatshaushalt bedient. Dieser Weg wird aber zwangsläufig in die Hyperinflation führen. So oder so ist man in der Zwickmühle.

Im Endeffekt ist die Schuldenfalle schon zugeschnappt und QE hat in den letzten Jahren viel Zeit und Luft verschafft.

Die Zukunft kann aber -meines Erachtens- keine Hochzinszukunft sein. Weder in den USA, noch in der Euro-Zone und in Japan.

Dies vorausgesetzt kann es gar nicht anders als aufwärts an den Aktien- und Rohstoffmärktengehen, wohlgemerkt inflationiert, da die Notenpresse zwangsläufig weiterlaufen werden muss.

Aber das ist nur meine persönliche Analyse.

Noch ein schönes Wochenende wünscht Euch

Franjo

Franjo
Member for 8 years 9 months

Zuerst auch an peterg meinen herzlichen Dank für das Willkommen seinerseits.

Der damalige Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank -Dr. Alfred Herrhausen- sprach vor über 30 Jahren einmal davon, dass es in einer Zeit starker und häufiger Veränderungen -in einer Zeit in welcher es dringender als je zuvor geboten wäre-, allgemein nur noch schwer erkennbar ist, was gut und schlecht sein mag oder welche Folgen eintreten.

Ein ""Quidquid agis, prudenter agas et respice finem = "Was auch immer du tust, tu es klug und bedenke die Folgen"" nicht mehr möglich scheint.

Dadurch das Informationen realtime sofort verfügbar sind, bewirkt es auch "realtime" Reaktionen. Alle (bis auf sehr wenige Ausnahmen, die breite Masse) handeln gleichzeitig und in dieselbe Richtung. Dadurch kommt es zu einem "Mitläufer- bzw. band-wagon Effekt" https://de.wikipedia.org/wiki/Mitläufereffekt , dem keine ausgleichende, stabilisierende Gegenspekulation mehr gegenübersteht.

An dem Punkt aber, an dem klar zu werden scheint, dass die breite Masse Falsch liegt, folgt der "grosse Schwung" in die andere Richtung, der dann "richtig teuer" für die falsch liegenden werden kann.

Niemand kann in die Köpfe der Verantwortlichen schauen und wissen welche Entscheidungen sie letztendlich treffen.

Man weiss aber um die physikalischen Gesetze, die Naturgesetze, die eben auch in der Finanzwelt gelten. Und dieses im Hinterkopf kann man schon sagen, dass sich die Verantwortlichen diesen Naturgesetzen nicht entgegenstellen können und es immer nach diesen Naturgesetzen laufen wird.

Lässt man einen Stein aus einer bestimmten Höhe fallen, wird er ohne Umwege auf dem Boden landen. Während seines Fluges eventuell irgendwo abprallen aber letztendlich doch erst am tiefsten Endpunkt zur Ruhe kommen und landen.

Wenn jemand in der Schuldenfalle steckt, ist es sehr schwer wieder herauszukommen. Sei es als Privatperson oder als Staat. Griechenland und viele andere Staaten in der jüngeren Vergangenheit lassen grüssen.

Will man Stabilität suggerieren in dem man schon Zinserhöhungen ankündigt, obwohl es die Schuldenlast nicht zulässt (unter den gegebenen wirtschaftlichen Umständen = Wachstumsraten), bleibt eigentlich nur die Notenpresse bzw. ein immer weiter ausgedehnter Haushalt oder man rückt von solchen Zinserhöhungen ab.

Aber das sind nur meine persönlichen Überlegungen.

Noch einen schönen Abend und eine gute Zeit.

Franjo

scorpion260
Member for 10 years 9 months

@Franjo

"Niemand kann in die Köpfe der Verantwortlichen schauen und wissen welche Entscheidungen sie letztendlich treffen."

Nein, die Kunst ist es, selbst so zu denken, und solche Entscheidungen vorherzusehen.
Nur, wenn eigenes Denken selbst so situiert ist, dann ist man fähig, dies zu bewerten.

Franjo
Member for 8 years 9 months

Hallo scorpion260.

Sehr richtig.

Meine Bankausbildung ist schon lange her und während meines damaligen Einsatzes in einer Filiale, kam es desöfteren vor, dass dort Kunden vorstellig wurden, deren Konto ziemlich überzogen war und es noch einige Tage bis Wochen zum Monatsende hin dauerte, bis entweder deren Gehalt, Rente oder Sozialhilfe überwiesen wurde.

Man nahm also die Kundenanfragen auf weitere Auszahlungen über das Dispolimit hinaus am Schalter an und ging zum Filialleiter, der letztendlich die Entscheidung traf, ob die Kunden den gewünschten Betrag trotz Limitausschöpfung erhielten oder nicht.

Es gab diejenigen, die mit 50 DM zufrieden waren und von denen man auch wusste, dass sie ihr Konto im Folgemonat auch wieder ausgleichen (in den Disporahmen zurückkommen) würden. Dann wiederum auch diejenigen Kunden, die immer zur Monatsmitte "blank" waren, entsprechend mehr -zwischen 50 bis 200 DM- "brauchten" und dieser Dauerzustand (damals) auch toleriert wurde.

Es kam immer darauf an "wie" der Kunde vorstellig wurde.

Die "Dauerüberzieher" hatten immer die besten Erklärungen parat, weshalb es in dem Monat wieder nicht reichte.

Was ich im Grunde damit andeuten möchte ist, wenn jemand stark verschuldet ist, mangelt es oftmals nicht an "kreativen" Erklärungen, wenn es um die Akquirierung von frischen Mitteln geht.

Ob nun eine Zentralbank in der Geldpolitik eigene -restriktive- Wege gehen kann, wenn es dadurch offensichtlich zu zukünftigen, erheblichen Schwierigkeiten bei der "günstigen" Staatsfinanzierung kommt, wage ich zu bezweifeln. Auch deshalb, weil der Staat durch seinen Kapitalbedarf nichts mehr für die private Wirtschaft übriglassen würde, mit den entsprechend verheerenden Folgen.

Ein Hinhalten von Sitzung zu Sitzung -auf der jeweils nichts passiert- verschafft da Zeit. Ob sich unter den Umständen jemals etwas ändert ? Langfristig Geldwert ade ?

Zwei Links zu interessanten Artikeln habe ich folgend beigefügt:

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http://www.federalreserve.gov/newsevents/speech/yellen20121113a.htm

(Revolution and Evolution in Central Bank Communications - November 2012)

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http://www.federalreserve.gov/newsevents/speech/yellen20130404a.htm

(Communication in Monetary Policy - April 2013)

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Noch ein schönes Wochenende wünscht

Franjo

benedikt54
Member for 10 years 9 months

franjo

Mit der Verschuldung ist es wie mit den Drogen. Man tut alles um neuen Stoff zu bekommen.

In beiden Fällen gibt es nur eine Radikallösung. Für die Wirtschaft bedeutet dies das es eine Insolvenz geben muss, damit man wieder von neuen beginnen kann.

Verlierer sind die Gläubiger, welche die über Jahre hinweg gute Zinsen erhalten haben. Im Falle einer Insolvenz überlegt man sich künftig besser wen man sein Geld gibt.

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