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12:25

Indien: Agrarexporte und das Hungerproblem im eigenen Land

Indiens Spagat zwischen Nahrungsverderb in Vorratslagern, Agrarexporte und Hunger

Indien macht als Agrarexporteur in den letzten Jahren zunehmend von sich reden. Im laufenden Jahr kommen wieder beachtliche Mengen an den Weltmarkt. Herumgesprochen hat sich  mittlerweile die globale Spitzenposition beim Rindfleisch-/Büffelfleischexport  noch vor Brasilien oder den USA. Auslöser hierfür ist die rasant steigende Milchwirtschaft im Inland.

In den letzten 3 Jahren kommen steigende Reis-/Weizen-/Futtergetreide-Exporte dazu. Im abgelaufenen Jahr 2012/13 wurden rd. 22 Mio. t exportiert Für das laufende Jahr 2013/14 schätzt man die Größenordnung auf knapp 18 Mio. t. Das sind marktrelevante Mengen, die die Preisentwicklung spürbar beeinflussen können.

Maßgeblichen Anteil an dieser Entwicklung hat der indische Staat, der peinlich darauf bedacht ist, dass die Grundversorgung im eigenen Lande gesichert ist.

Indien betreibt seit jeher eine intensive staatliche und private Vorratshaltung aufgrund der unzuverlässigen Monsunregenfälle.  Im Falle von Weizen werden im Normalfall 20 Mio. t in staatlichen Zentrallägern gehortet, die zu attraktiven Preisen von den Farmern gekauft werden.  Infolge mehrerer großer Ernten in Folge hatten sich jedoch im Juli 2012 rund 50 Mio. t Weizen angesammelt. Da die Lagerkapazität bei weitem nicht reichte, wurde unter freiem Himmel gelagert mit katastrophalen Schäden infolge Witterung und Fraß durch Ungeziefer und sonstigem Verderb. Von offizieller Seite wird von Lagerkapzitäten von 70 Mio t und nur von 0,7 % Verlusten gesprochen,  Behauptungen, die ganz offensichtlich falsch ist. Schätzungen zufolge sollen jedes Jahr zwischen 17 und 21 Mio. t Getreide verderben.

Um dieser ruinösen Vorgehensweise zu begegnen, erlaubte die Regierung privaten Kaufleuten Überschußmengen  zu exportieren. Allerdings sollte ein bestimmter Mindestpreis deutlich oberhalb von 300 $ je t nicht unterschritten werden. Das Ergebnis war, dass die indischen Exportpreise für den Weltmarkt zu teuer waren und entsprechend geringe Mengen abgesetzt wurden.  In den Lagern wurden die Schäden immer größer.

Für das Jahr 2013/14 waren die festgesetzten Mindestpreise von rd. 300 $ je t Weizen angesichts gefallener Weltmarktpreise ebenfalls zu teuer. Erst die Herabsetzung auf rd. 260 $ je t brachte das Exportgeschäft wieder  in Schwung.  

Wie geht das Exportverhalten  mit dem Hunger zusammen?  Das Problem ist vielschichtig. Hohe Überschussmengen entstehen stoßartig und unkalkulierbar in Einzeljahren. Die staatlichen Vorratsläger sind auf mehrjährig durchschnittliche Verhältnisse mit bestimmten  Vorhaltemengen ausgelegt. Wie groß sie wirklich  sind, bleibt im Dunkeln. Eine schlagartige Verteilung der Überschussmengen im Staatsgebiet von der 12 fachen Größe Deutschlands  überfordert die Logistik zwischen den Überschuss-  und Zuschussregionen,  zwischen Stadt und Land. Es fehlt eine leistungsfähige Infrastruktur. Korruption ist an der Tagesordnung.  

Und nicht zuletzt: Hunger ist eine Folge unzureichenden Einkommens bzw einer Einkommensverteilung. Das aber ist ein Dauerproblem. Bei der Aufteilung der knappen Ressourcen ist zu entscheiden zwischen  vorübergehender kurzfristig verbesserter Nahrungsmittelversorgung  und nachhaltigen Einkommensaufbaus. Die Kompromissfindung dürfte nicht einfach ausfallen, es muss aber entschieden werden. Ob immer zufriedenstellend? Die Spannbreite der Meinungen ist groß.

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