Der Weltzuckermarkt erwartet sein erstes Produktionsdefizit seit Jahren. Zu dem Ergebnis kommt der Marktanalyst Green Pool gestern in einer Verlautbarung und verspricht auch in den kommenden Jahren Defizite. Die Zeit der Überproduktion sei erst einmal vorbei.
Im Vermarktungsjahr 2015/16 werden nach dieser ersten Prognose für die kommende Saison 5 Mio. Tonnen mehr verbraucht als produziert. Im Vorjahr war noch ein Überschuss von 1,7 Mio. Tonnen verzeichnet worden.
Maßgeblich für das Defizit sei der kontinuierlich steigende Verbrauch in Kombination mit einer kleineren Produktion in erster Linie im Center-South Brasil, in China und in Indien. In vielen Ländern stößt der Anbau an seine Grenzen, sodass zunächst mit einer Stagnation oder gar sinkenden Mengen zu rechnen ist. Währenddessen werde sich der Zuckerkonsum leicht steigern.
Der Marktanalyst sieht jetzt den Start eines Defizit-Zyklus. Die schlechte Kapitalisierung in den Kern-Produktionsregionen der Welt – das sind Süd-Brasilien, Indien, China und auch Mexiko – begünstigt den Umschwung zu mehreren Jahren der Unterproduktion auf der Welt. Der Zuckerkonsum wird im Jahr 2015/16 von Green Pool auf 181,64 Mio. Tonnen geschätzt (Vj.178,58 Mio. Tonnen). Das ist einen Steigerung von 1,7 % nach 1,8 % jährlichen Steigerungen in den Jahren zuvor.
Die Zuckerproduzenten litten lange unter niedrigen Preisen wegen fortwährender Überproduktion und zu hohen Verarbeitungskapazitäten. In Brasilien sind die Anfangsbestände wegen der Trockenheit vielleicht sogar zu hoch bewertet, auch die Verarbeitungsanlagen seien in schlechtem Zustand.
Die weltweiten Zuckerbestände werden nach dem Überschuss des Vorjahres auf 81 Mio. Tonnen geschätzt. Das ist der höchste Wert seit 2007/08. Der „stock-to-use“-Indikator, der den Bestand mit dem Verbrauch in Bezug setzt, sinkt bereits.
Die Zuckermarktordnung in der EU ist nur noch bis 2017 in Kraft. In diesem Jahr lastet eine Rekordernte auf den Markt. Als Konsequenz werden Landwirte in Deutschland 2015 weniger Zuckerrüben anbauen.