BOGK kündigt Preiserhöhung für Kartoffelprodukte an
RMX-Index in Test- und Sondierungsphase
In einer Presseerklärung der BOGK (Bundesverband der obst-, gemüse- und kartoffelverarbeitenden Industrie e.V.) äußern sich die Verarbeiter besorgt über eine viel zu kleine Kartoffelernte, die zugleich auch wegen schwacher Qualitäten hohe Anforderungen stellt. Man schließt nicht aus, dass es im weiteren Verlauf der Verarbeitungskampagne zu ernsthaften Versorgungsschwierigkeiten kommt. Preiserhöhungen sind vorprogrammiert.
Die kartoffelverarbeitende Industrie muss in den nächsten Monaten deutliche Preiserhöhungen durchsetzen, denn der Aufwand für die Produktion ist ungleich höher als in anderen Jahren. Zum einen fehlt die Menge, denn überall in Europa beklagt man kleinere Gesamternten und die qualitätsbedingten Ausfälle werden diese Situation noch verschärfen. Zum anderen erhöht sich der Produktionsaufwand durch zusätzliche Sortier-maßnahmen erheblich. Selten war das Ausgangsmaterial in Ertrag und Qualität so heterogen, wie in diesem Jahr. Deshalb müssen sich die Rohstofflieferanten auf sehr viel differenziertere Preise einstellen als in anderen Jahren.
Schon heute variieren die Notierungen für Frittenrohstoff in einer Spanne von zum Teil weit unter 10 €/dt für belgische Bintje als Feldware mit weniger als 330g UWG (Unter-Wasser-Gewicht) bis zu 17 €/dt für Agria deutscher Herkunft ohne Glasigkeit und einem UWG von 350g UWG. Dieses Durcheinander zu standardisieren ist nicht nur für die Verarbeiter eine Herausforderung, sondern auch für die Notierungskommissionen. In vielen lang laufenden Verträgen ohne Festpreis ist eine Preisbindung zu einer Notierung vereinbart, wie z.B. der holländischen Rotterdamer-, der belgischen PCA-, der französischen SNM- oder der deutschen ZMP-Notierung. Da die derzeitige Lage absolut unübersichtlich ist, tun sich alle Verantwortlichen mit den Preisnennungen extrem schwer. Am Schlimmsten ist es wohl zurzeit in Belgien, dort hat man die Notierung auf unbestimmte Zeit ausgesetzt und lässt damit die Marktbeteiligten bei der Preisfindung im Regen stehen. Da dort nur wenige qualifizierte Langzeitläger vorhanden sind und die Haltbarkeit vielfach in Frage gestellt ist, hat sich trotz der eigentlich knappen Marktversorgung ein Käufermarkt entwickelt. Es wurden sogar Preise von nur noch 5 €/dt berichtet.
Auch Frankreich notiert für 40 mm+ Frittenrohstoff mit 12,5 €/dt viel niedriger als zum Beispiel in Deutschland. In den Niederlanden beginnt die Rotterdamer Kommission obligatorisch erst Anfang Oktober, in diesem Jahr wird sich das wohl nochmals um vier Wochen verschieben.
Die ZMP hat in den letzten Tagen die Sondierung für den Index der Hannoveraner Terminbörse RMX aufgenommen. Dabei erhebt sie zum einen den deutschen Anteil in diesem Referenzpreis und zum anderen schlägt sie der Handelssteuerung unter Berücksichtigung der erwähnten ausländischen Notierungen den Index vor, der am letzten Handelstag einer Fälligkeit als Abrechnungspreis der noch offenen Positionen gelten soll. Auch in Deutschland tun sich die Preismelder noch schwer, für den Index zu melden. Deshalb startet Christoph Hambloch zunächst einmal mit einer Test- und Sondierungsphase, bevor er dann hoffentlich Ende Oktober den ersten Vorschlag für den Index vorlegt. Bezieht man heute alle bekannten Notierungen unter Berücksichtigung von Sortier- und Kaliberaufschläge ein, käme nach meiner Berechnung in dieser Woche ein Index von 14,2 €/dt zustande.
Ein ganz anderes Bild zeigt der deutsche Speisekartoffelmarkt. Dort konnte bereits in der zurückliegenden Woche der erste Index mit 19,4 €/dt ermittelt werden. Die Ernte ist bald abgeschlossen und schon wird heftig darüber spekuliert, wann die ersten Lageraufschläge durchgesetzt werden. Im Vergleich der beiden Marktsegmente wird deutlich: Speisekartoffeln kosten zurzeit gut 5 €/dt mehr als Veredelungskartoffeln. Die Akteure an der Terminbörse haben offensichtlich jedoch völlig andere Erwartungen. Vergleicht man die April-07-Notierungen von Speise- mit Veredelungskartoffelfutures dürften dann die Veredelungskartoffeln um 5 €/dt teurer sein als Speisekartoffeln. Die Differenz von rund 10 €/dt hat die Aufmerksamkeit von Arbitrageuren auf sich gezogen die hierin eine gute Anlagemöglichkeit sehen. Sie verkaufen Veredelungskartoffeln und kaufen gleichzeitig Speisekartoffel an der Börse auf Termin April 07 in der Hoffung, dass sich das Verhältnis auch im kommenden Frühjahr ähnlich darstellt wie heute. Da die Kartoffelverarbeiter aufgrund der knappen Marktversorgung auch im weiteren Verlauf der Saison immer mal wieder auf geeignete Speisekartoffeln zurückgreifen werden, kann diese Spekulation auf die Kursdifferenz sehr lukrativ werden.
Joachim Tietjen
HANSA Terminhandel GmbH Farven