Kartoffeln: Beängstigendes Niederschlagsdefizit

Hohe Preise zieht Ware an

In weiten Teilen West- und Mitteleuropas hat es seit Monaten viel zu wenig geregnet. So meldete bereits in der letzten Woche die französische Wetteragentur Meteo France, dass das diesjährige Frühjahr das trockenste seit 1959 sei. Der Grad der Trockenheit reiche bereits an das Niveau heran, dass üblicherweise Mitte Juli herrsche. Die dortige Getreideernte wiese bereits jetzt irreparable Schäden aus. Hierzulande stellen Beregnungsverbände seit dem Vegetationsbeginn ein Niederschlagsdefizit von 150 mm fest. Die Fehlmenge sei bereits doppelt so hoch wie in anderen Trockenjahren.

Bei Kartoffeln wirkt sich das In erster Linie auf die Verfügbarkeit von frühem Frittenrohstoff aus. Die Ernte in Belgien hierfür ist üblicherweise Ende Juni bis Anfang August. Auf 12.000 bis 13.000 ha produzieren belgische Bauern hier die ersten neuerntigen Rohstoffe für die meisten weltweit agierenden und in Europa ansässigen Erzeuger für Kartoffelprodukte. Am Deutschen Niederrhein gibt es darüber hinaus noch weitere 2.900 ha, die die frühe Versorgung der Industrie sicherstellen sollen. Die Trockenheit wirkt sich gerade in Belgien besonders stark aus, zumal es auf dem sandigen Lehm in Flandern kaum Beregnungsmöglichkeiten gibt.

In Frankreich sorgt man sich darüber hinaus bereits jetzt um die Erträge der Anschlusssorten. Die Bestände sehen recht mager aus und teilweise beginnt die Blüte bereits vor dem Reihenschluss. So schlimm wie dort ist es aber nicht überall, obwohl es nirgends in Europa eine ausreichende Wasserversorgung gab. Für späte Sorten, deren Ernte im kommenden Winter und Frühjahr die Versorgung der nach wie vor boomenden Frittenindustrie sicherstellen soll, ist noch alles drin, so die meisten Experten.

Auch wenn jetzt der Knollenansatz kleiner ausfallen sollte, ist nicht automatisch eine kleine Ernte zu befürchten. Sollte sich das Wetter bald ändern und der Sommer nass und regnerisch werden, so können noch große Erträge heranwachsen.

Diese Hoffnung veranlasst denn auch viele Landwirte zu einer Preissicherung an der Terminbörse in Frankfurt. Bei hohen Umsätzen und steigenden Kursen baut sich zügig ein ansehnlicher Kontraktbestand auf. Die Wetterphantasien waren auch selten so früh und so stark ausgeprägt wie in diesem Jahr. Ende Mai gab es noch niemals so hohe Börsenpreise wie derzeit. Gestern erreichte die April-12-Fälligkeit den vorläufigen Spitzenwert von 20,3 €/dt. Das sind gut zwei Euro mehr als die bis dato teuerste Mai-Notierung des Apil-09-Future Ende, bevor die Preiskurve damals den Preisverlauf nahm, der bei wüchsigem Sommerwetter für alle Kartoffelpreise zu erwarten ist.

Ein weiteres Beispiel für die These, dass hohe Preise Ware anzieht, spielt sich unterdessen am Speisekartoffelmarkt ab. Da die Speisekartoffelpreise im Gegensatz zu den Preisen für Frittenrohstoff wegen unbefriedigender Nachfrage stark unter Druck geraten sind, überlegen Landwirte in der Pfalz bereits, ihre bald zu grob werdenden Berber für die Kartoffelverarbeiter zurück zu halten. Die Fabriken sind nämlich in den letzten Tagen aufgrund absehbarer Rohstoffengpässe derart in Bedrängnis geraten, dass Preise für alterntige Kartoffeln von 25 €/dt in vielen Teilen Europas die Unterkante darstellen.

Joachim Tietjen
HANSA Terminhandel GmbH

Geschrieben von HANSA Terminhandel am
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