Kartoffeln: Bei höherem Angebot fallende Preise ?
Weuthen-Tag: weitere zehn anspruchsvolle Monate für Kartoffelleute
Zu Beginn der zurückliegenden Woche waren die Rohstoffvorräte bei Packern, Schälern und Verarbeitern nahezu erschöpft. Starkregen mit bis zu 50 Litern pro Quadratmeter am Tag in vielen Teilen Mitteleuropas am Wochenende zuvor brachte die Kartoffelernte fast überall zum Erliegen. Erst als am Dienstag erste Flächen wieder befahrbar wurden, entspannte sich die Lage. Der Angebotsengpass spiegelte sich in stark schwankenden Preisen wider.
Im Kassamarkt konnten am Dienstag für Frittenrohstoff noch Preise von deutlich über 20 €/dt erlöst werden. Einige Tage zuvor zahlte man für vergleichbare Ware 17 €/dt, was auch wieder zum Ende dieser Woche notiert wurde. Die Notierungen an Terminbörse RMX in Hannover zeigte ähnliche Reaktionen: Am Dienstag stieg der April-07-Termin auf 27 €/dt und fiel bis zum Wochenende wieder auf die Unterstützungslinie von 24 €/dt zurück.
Unter dem Eindruck dieser Turbulenzen stand dann auch der Weuthen-Tag am Donnerstag am deutschen Niederrhein. Das internationale Publikum erwartete mit viel Spannung die Markteinschätzungen von Ferdi Buffen, dem Leiter der Handelabteilung des größten deutschen Kartoffelhändlers. Er stellte fest, dass wir sechs bis sieben schwierige Wochen dieser gerade begonnenen Saison hinter uns hätten und wohl weitere zehn anspruchsvolle Monate vor uns haben werden.
Seit Vermarktungsbeginn ist ein übergebietlicher Absatz möglich und es gibt auch für den weiteren Verlauf viel Kaufinteresse aus allen Teilen Europas. Für den deutschen Niederrhein, einigen Teilen Frankreichs, Belgiens und Hollands entspannte sich die Lage nach dem ausgesprochen nassen August deutlich.
Ertragszuwächse von fünf bis sechs Tonnen pro Woche und Hektar haben das Ertragsdefizit, das durch Hitze und Trockenheit im Juli entstand, zumindest auf den bindigen Böden bei spätreifen Sorten fast wieder ausgeglichen.
Dennoch muss man feststellen, dass in vielen Teilen Europas auf einer eingeschränkten Anbaufläche geringere Erträge zu erwarten sind. Eine Ernteschätzung wagte Buffen nicht. Viel bedeutender sei allerdings die Tatsache, dass es wohl überall große Qualitätsprobleme gibt. Staunässe führt aktuell nicht nur zu Rodebehinderungen, sondern auch zu faulen Knollen, die, einmal eingelagert, zu Lagerproblemen führen können. Gerade die Sorte Agria machte diesbezüglich schon immer Sorgen.
Obwohl die Industrie erstaunlich lange auf Kartoffeln der alten Ernte zurückgreifen konnte, sind die Produktläger der großen Verarbeiter leer. Die Frühkartoffelsaison wurde bereits Ende August beendet, in anderen Jahren versorgte man sich mit Premiere und Co. bis weit in den Oktober hinein. Importe von außerhalb Europas sind nicht zu erwarten, auch in Amerika ist die Anbaufläche kleiner und die Preise dreimal zu hoch, wie in 2003, als der Markt hierzulande zum letzten Mal derart knapp versorgt war.
Die Folge von teuren Kartoffeln in nicht so optimaler Qualität ist meist ein geringerer Frischkartoffelverbrauch. Dieser dürfte aber auch in diesem Jahr zum Teil wieder durch Verbrauchssteigerungen von Kartoffelprodukten ausgeglichen werden. Nordafrika dürfte im kommenden Winter früher und mit größerem Mengen kommen – teure Preisen zieht Ware an! Die Marktbeteiligten werden auch in diesem Jahr viele Ansprengungen unternehmen, den Bedarf in Menge und Qualität ordnungsgemäß zu bedienen.
Trotz der historisch hohen Preise schon zu Beginn der Saison erwartet Buffen in den nächsten Wochen stabile Notierungen, denn das anbaustärkste Bundesland Niedersachsen ist bereits jetzt dabei, seine Haupternte in alle Richtungen zu verladen. Sollten die Preise in den nächsten Wochen nachgeben, dürften schon sofort große Mengen nach Osteuropa abfließen. Die großen Packstationen in den Überschussregionen rätseln noch, wie sie das verhindern, denn sie brauchen den Rohstoff später selber. Deshalb gingen die meisten Besucher des Weuthen-Tages nur von einem vorübergehendem und geringem Preisdruck während der Ernte aus.
Buffens Preisprognosen für das Frühjahr 2007 lassen viel Raum für Spekulationen: Im Zeitraum Januar bis Juni er-wartet er 20 bis 30 €/dt.
Die nächste Fachmesse dürfte wiederum von großem Interesse für die europäische Kartoffelwelt werden. Am 06. und 07. September trifft sich die Branche in Bockerode bei Hannover zu der PotatoEurope 2006. HANSA Terminhandel finden Sie auf dem Stand DO1,i – wir freuen uns auf Ihren Besuch.
Joachim Tietjen
HANSA Terminhandel GmbH