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Kartoffeln: Das Preistal ist durchschritten

Mittlere Sortiermaße kosten mehr

Die Kartoffelbauern in Deutschland können aufatmen: Nach Meinung von Fachleuten ist das Preistal dieser Saison bereits durchschritten. Am Niederrhein stiegen die Preise für Knollen der Kaliber 50 mm+ zuletzt auf 5,25 bis 5,5 €/dt an. Die 35/50er Sortierung notiert mit 8 €/dt deutlich darüber. Damit erzielen deutsche Produzenten wesentlich höhere Preise als ihre belgischen Kollegen, die für feldsortierte Ware „0 aufwärts“ nur 4,75 €/dt erzielen. Dort lagen die Preise vorher bereits auf 3,5 €/dt. Die ersten französischen Notierungen für 50 mm+ Frittenrohstoff liegen bei 7,5 €/dt

Nachdem mittlerweile alle industriellen Verbraucher Kartoffeln der neuen Ernte verarbeiten, stieg die Nachfrage deutlich an. Weil es zudem immer wieder zu Rodebehinderungen aufgrund von Regen kam, konnte der zwischenzeitlich angestaute Lieferdruck abgebaut werden. Die Frühkartoffelflächen räumen in Mitteleuropa rasch, sodass nun wieder normale Marktverhältnisse einkehren. Die ZMP spricht sogar schon wieder von einem Vermarktungsvorsprung. Das gilt insbesondere für Speisekartoffeln, die deshalb während der letzten Wochen dem Preisrückgang des Frittenrohstoffs nicht folgen mussten. Hier notierte man zuletzt stabile Preise bei mindestens 14 €/dt.

Für Sorten des Anschlusssortiments fordert der Versandhandel mittlerweile deutlich höhere Preise. Die Kartoffelbranche muss sich deshalb nicht der Preistreiberei verdächtigen lassen, wie es zurzeit der Milchwirtschaft widerfährt, denn die Kartoffelnotierungen liegen immer noch deutlich unter denen der Vorsaison. Ob in der kommenden Saison Preise von 30 €/dt zum Tragen kommen, wie es im letzten Jahr der Fall war, wird allgemein bezweifelt. Kommen die herangewachsenen Knollen gesund über den Winter dürfte die Gesamternte für den Eigenbedarf gut ausreichen. Die laufenden Proberodungen zeigen, dass es bei einer um 0,7 % ausgeweiteten Anbaufläche durchschnittliche Hektarerträge gibt. Man wird also sogar wieder umfangreich exportieren können. Aufgrund des relativ niedrigen Preisniveaus hierzulande, liegen bereits jetzt viele Anfragen vor.

Das ist auch gut so, denn hierzulande könnten die viel zu dick geratenen Knollen gar nicht alle untergebracht werden, im östlichen Ausland schätzt man dagegen die Übergrößen umso mehr. Die kommende Saison wird sich insofern schon deshalb vom letzten Jahr unterscheiden. Denn auch die Verarbeiter fragen bevorzugt dicke Kaliber nach, die in Hülle und Fülle da sind.

Die Packstationen werden aber keine Knollen über 65 mm eintüten wollen. Sie bezahlen schon jetzt deutliche Aufschläge für mittlere Sortiermaße und geben damit Anreize für eine frühzeitige Begrenzung des Wachstums. Viele Bauern werden das Ertragspotential der Speisorten also nicht bis zum Letzten auszuschöpfen. Sobald die Gelbreife erreicht ist, wird abgetötet.

Im Gegensatz zum letzten Jahr werden die Verarbeiter wohl nicht zum Preistreiber, schließlich erbringen dicke Knollen eine wesentlich höhere Produktausbeute. Ausfälle wegen Glasigkeit sind auch nicht zu erwarten. Die Auswertung erster Proberodungen zeigen schon jetzt bis zu 80 % 50 mm+ Knollen. Die Partien vermitteln deshalb meist den Eindruck von enormen Ernten. Beim systematischen Auswiegen stellen die Kontrolleure allerdings fest, dass der Hektarertrag die Vorjahreswerte kaum erreicht. Der Knollenansatz war bei den meisten Parzellen recht klein. Zudem wird davon berichtet, dass die Abreife vieler Partien zwei bis vier Wochen früher beginnt; das entspricht der Zeitspanne, die das Wachstum in diesem Jahr früher in Gang gekommen ist.

Die VSD (Versuchsstation Dethlingen) gibt seinen Mitgliedern deshalb Tipps, wie mit der frühen Ernte umzugehen ist. Eine längere Lagerdauer erhöht nämlich die Gefahr von Lagerdruckstellen. Dagegen sinkt das Risiko des Silberschorfbefalls, die Beschädigungsgefahr durch Schädlinge und des Durchwuchses. Die meisten Landwirte müssen aber nach der völligen Abreife mit der Ernte mindestens noch vier Wochen warten. Überall dort, wo trotz intensiver Pflegemaßnahmen Krautfäule beobachtet wurde, besteht nun die Gefahr von Knollenfäule. Derart infizierte Knollen dürfen unter keinem Umstand ins Lager gelangen; man muss auf den völligen Zerfall der Knolle warten und das kann bis zu vier Wochen dauern. Trockenes Wetter ist dabei von Vorteil.

Das Know-How der deutschen Bauern, die intensiv Kartoffeln anbauen dürfte ausreichen, trotz der problematischen Vegetationsphase beste Qualitäten anzubieten. Aber genau diese Bauern haben es aber auch gelernt, Kartoffeln zu verkaufen, statt sie nur abzuliefern. Mit einem Blick über das eigene Produkt und die eigene Region hinaus, wissen sie was Kartoffeln kosten müssen. Die Chancen für erzeugerfreundliche Preise stehen deshalb gut.

Joachim Tietjen
HANSA Terminhandel GmbH

Geschrieben von HANSA Terminhandel am
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