Kartoffeln: Eurepgap und IFS liegen vorn
Internationalisierung des Marktes erfordert Qualitätsmanagementsysteme
Die Qualitätssicherungssysteme QS und Eurepgap konkurrieren in Deutschland auf der Erzeugerstufe, im Ausland hat sich Eurepgap als alleiniges System etabliert. Auf der Fruit Logistica in Berlin kritisierte der Fruchthandelsverband (DFHV) den unnötigen Wettbewerb, da Doppelprüfungen eine massive Zusatzbelastung für Produzenten und Handel nach sich ziehen.
Da der Handel keine verschiedenen Standards will, wächst der Harmonisierungsdruck nun spürbar. Im Gegensatz dazu hat sich auf Handelsebene der so genannte IFS (International Food Standard) flächendeckend etabliert. Mittlerweile bewegt ich die QS-Gesellschaft, denn ihr System wird bislang nur von 10 % der Landwirte angenommen, und kündigt an, ihren Standard an Eurepgap anzupassen. Grundsätzlich sind diese Bemühungen zwar zu begrüßen, die Notwendigkeit zweier Systeme bestehe jedoch nach wie vor nicht, betont der DFHV in einer Presseverlautbarung.
Durch den anhaltenden Wettbewerb beider Gesellschaften sind viele Landwirte verunsichert und haben sich noch für gar kein Qualitätssystem entschieden. Die Betriebsleiter fragen sich zum Teil, ob sie ihre Unternehmen überhaupt zertifizieren lassen wollen. Schließlich bezahlte der Handel die Erzeugnisse bislang nur nach Angebot und Nachfrage. Trotz anders lautender Ankündigungen wurde auch beim Handel mit Frischkartoffeln nur selten unterschieden, ob die Betriebe zertifiziert sind, zumal nicht automatisch die Produktqualität verbessert wird, wenn die Arbeitsprozesse systematisiert sind. In einer Vermarktungssaison wie der jetzigen, kauft der Handel ganz pragmatisch nur nach Preis und Qualität. Ihm bleibt auch nichts anderes übrig, denn diese Vorgaben erhält er von seinen Kunden, dem LEH bzw. den Discountern.
Anders sieht es bei den Erzeugern von Verarbeitungsrohstoff aus. Die Produktion konzentriert sich im Nordwesten Deutschlands und wird durch eine überschaubare Anzahl von Handelsunternehmen vermarktet. Durch diese wurde schon frühzeitig die Notwendigkeit zur Zertifizierung unmissverständlich deutlich gemacht und erfolgreich vorangetrieben. Die Abdeckung liegt hier bei deutlich mehr als 80% der landwirtschaftlichen Betriebe. Schließlich werden die Kartoffeln vielfach grenzüberschreitend gehandelt und die Absatzwege ins benachbarte Ausland wollte man sich nicht verschließen.
Angesichts der 110%igen Eigenversorgung mit Konsumkartoffeln in diesem Jahr wird deutlich, dass deutsche Produzenten sich den internationalen Gepflogenheiten anpassen müssen, um im Bedarfsfall ihre Übermengen zu exportieren. Die ZMP schreibt dazu, dass das Wechselspiel der einzelnen Marktplätze in der erweiterten EU an Bedeutung gewinnt und die Märkte insofern schwierig bleiben. Dringend nötige Absatzchancen für deutsche Versender ermöglichen gerade die Wetterrisiken in Osteuropa, wenn dort das kontinentale Klima in trockenen Jahren zu kleineren Ernten führen sollte. In diesen Ländern fragt kein Käufer nach QS, Eurepgap ist jedoch auch dort ein Begriff. nicht nur bei Veredelungsrohstoff.
Auch der deutsche Einzelhandel fordert ein System der Rückverfolgbarkeit und Hygienekontrolle. Man erwartet insofern eine weitere Marktdurchdringung des IFS auf Handelsebene. Eine Dokumentation zur Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln wird von Handels- und Produktionsunternehmen seit Jahresbeginn per Gesetzt verlangt. Außerdem arbeiten große Konzerne bevorzugt mit Unternehmen zusammen, die ein etabliertes Bewertungssystem kritischer Kontrollpunkte (HACCP) vorhält. Beide Anforderungen sind sowohl durch IFS vom Handel, als auch durch Eurepgap durch die Landwirte abgedeckt.
Damit beantworten sich nun die Fragen nach dem "ob" und dem "wie". Dass sich landwirtschaftliche Unternehmen zertifizieren lassen müssen, steht außer Frage, denn man verbaut sich zu viele Absatzwege, wenn man überhaupt nicht dabei ist. Allerdings muss man auch den Aspekt der laufenden Kosten berücksichtigen. Eurepgap ist weit genug gefasst und erfüllt im Groben und Ganzen sowohl die gesetzlichen als auch die handelsseitigen Anforderungen. Außerdem ist zu erwarten, dass sich die systembedingten regelmäßigen Aufwendungen in engeren Grenzen halten, als bei QS. QS ist sehr speziell auf wenige deutsche Handelsunternehmen zugeschnitten, sodass sich schon alleine wegen der hohen Folgekosten eine langfristige Absatz- und Preisgarantie benötigt. Auf ein solches Zugeständnis lässt der Handel sich aber nicht ein.
Ihr Joachim Tietjen
HANSA Terminhandel GmbH, Farven