Kartoffeln: Exportnotierung fällt

Festpreisverträge zu niedrigeren Preisen – Börse für das Risikomanagement nutzen

Am vergangenen Freitag notierte die holländische Regionalbörse Emmeloord die Preise für Kartoffeln, die exportiert werden sollen, nur noch mit 5,5 -7,5 €/dt, also um einen Euro/dt niedriger als in den zurückliegenden vier Wochen. Die Stimmung im Auslandsabsatz sei flau, wird festgestellt. Stattdessen wird der Absatz zur Kartoffeln verarbeitenden Industrie im Inland als fest bezeichnet. An der Oberkante stiegen die Preise sogar noch einmal etwas an.

Die großen Lagerbestände von Frittenrohstoff in mittlerer Qualität bereiten den Marktbeteiligten jedoch immer mehr Sorgen. Obwohl die Frittenfabriken fast kontinuierlich an ihre Auslastungsgrenze stoßen, reicht die Inlandsnachfrage nicht aus, um die große Vorjahresernte aus eigenen Kräften aufzuzehren. Um die Produktläger aufzufüllen, wollen einige Verarbeiter an den kommenden Wochenenden sogar wieder Sonderschichten fahren und darüber hinaus gibt es immer mehr Anfragen aus dem Ausland, die die Hoffnung nähren, dass es bald einen großen Auftragsboom geben wird. Anfragen alleine nützen aber nichts, die Lieferungen stocken immer noch. Der außerordentlich lange und kalte Winter konnte aber den Warenabfluss wirksam verzögern. Problematisch ist, dass eine meist viel zu frühe Ernte die Alterung der Lagerware begünstigt hat, sodass schon jetzt immer mehr Landwirte zu Preiszugeständnissen bereit sind. Die Kartoffeln müssen bald verladen werden, bevor es dafür gar kein Geld mehr gibt – das Angebot ist also schon vor der Nachfrage da.

Für Speisesorten gilt das nur bedingt. In Niedersachsen melden die Statistiker sogar einen rasanten Bestandsabbau. Am 31.12.2009 lagerten hier nur noch 30,9 % der letzten Kartoffelernte. Im Vergleich zum langjährigen Mittel (33 %) sei das eher unterdurchschnittlich, bewertet der AMI die Lage. Allerdings sei nicht mit einer knappen Versorgung zu rechnen. Mittelfristig komme genügend Ware aus Frankreich oder aus den Ländern am südlichen Mittelmeer. Für Kartoffeln, die im klimatisierten Kistenlager die Zeit seit der Ernte am besten überstanden haben, dürfte trotzdem schon bald mehr herausspringen. Man kann damit seinen Frachtvorteil ausspielen, da diese Partien den mittleren französischen Qualitäten in Nichts nachstehen.

Ein Mengenproblem haben wir also nur beim Frittenrohstoff – dort aber massiv - und offensichtlich ist das auch weltweit so. Denn die Fachverbände in den USA stellten zum ersten Februar mit +12 % ebenfalls mehr Lagerbestand fest; das entspricht immerhin eine Mio. Tonnen Kartoffeln mehr als zum gleichen Stichtag des Vorjahres. Weltwirtschaftkrise und schwindende Konkurrenzfähigkeit werden als Begründung angeführt. Die Produktionskosten seien in den USA zu hoch und der Konsum von Kartoffelprodukten sei in der EU wesentlich stärker gewachsen. International operierende Konzerne hätten mehr in Belgien und Deutschland investiert, meldete gestern der niederländische Internetdienst Aardappelinfo. Das sei bereits in den hohen Verarbeitungszahlen der EU ersichtlich.

Um ihre Erfolgsgeschichte am Leben zu erhalten oder gar noch weiter auszubauen, bieten die Verarbeiter ihren Vertragslandwirten hierzulande wieder lang laufende Abschlüsse an, deren Preise allerdings zum Teil deutlich unter denen der Vorjahre liegen. In welchem Umfang die Landwirte darauf eingehen, ist noch offen. Die Begeisterung hält sich in Grenzen. Insbesondere Verträge in der frühen Reifegruppe werden billiger und offensichtlich mit den Erzeugergemeinschaften nicht im Vorfeld besprochen. Aus der Preisgestaltung wird deutlich, dass die Vermarkter erwarten, dass der Rohstoff aus der alten Ernte den Bedarf noch weit in den Sommer hinein abdecken kann. Das dürfte dann auch einer der Gründe sein, weshalb die Eurex-Notierungen für Veredelungskartoffeln wieder unter Druck gerieten.
Obwohl der Index am vergangen Donnerstag noch einmal um 10 Cent auf 8,4 €/dt anstieg, gaben die Preise für die Futures im Wochenverlauf um 50 bzw. 70 Cent nach. Damit steht die April-2010-Fälligkeit aber immer noch 1,4 €/dt über der derzeitigen Kassanotierung, was angesichts hoher Vorräte mit mäßigen Qualitäten sehr optimistisch erscheint.

Landwirte, die an einen solchen Preisanstieg nicht glauben, sichern sich ihre Kartoffeln weiterhin gegen Kursverluste ab. Das gleiche gilt auch für die nächste Ernte, wo man mit deutlich über 13 € deutlich positive Deckungsbeiträge fixieren kann.

Der Kontraktbestand aller Veredelungskartoffeln steht seit Mitte der Woche wieder über 4.000 Lots. Das spricht für die steigende Akzeptanz der Terminbörse als Instrument für das eigene Risikomanagement.

Joachim Tietjen
HANSA Terminhandel GmbH

Geschrieben von HANSA Terminhandel am
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