Kartoffeln: Frost behindert den Kartoffelumschlag in St. Petersburg

Estland ist ab April ohne Eigenversorgung

Tagestemperaturen von -10°C und nachts bis zu -25°C erschweren zurzeit den Umschlag von Kartoffeln, die über die Ostsee kommend in St. Peterburg umgeschlagen werden sollen. Bis zu 80 Schiffe warten dort auf Entladung und längst nicht alle Ladungen sind genügend gegen diese tiefen Temperaturen geschützt. Es drohen große Verluste. Um den dringenden Bedarf erfüllen zu können, kommt es nun vermehrt zu LKW-Lieferungen über Polen. Dort waren die Preise zuletzt wieder deutlich angestiegen.

Da aber die Verladungen aus Benelux ins Stocken geraten und die ersten Exporteure scheinbar vor den vielen Problemen beim Russlandexport kapitulieren, fallen sie als Einkäufer aus und die Preise in Belgien und Frankreich verfallen wei-ter. Die Belgapom-Notierung gab am gestrigen Freitag um 2,5 €/dt nach und steht nun auf 20 €/dt. Der französische SNM-Preis verfiel um 80 Cent. Dass die Preise in Belgien mittlerweile so niedrig liegen liegt aber daran, dass die meisten der nun auf den Markt drängenden Partien kleinkalibrige Bintje sind. Sie eignen sich nur selten zur Verarbeitung zu Fritten.

Kartoffeln in der gewünschten Qualität können aber weiterhin das hohe Preisniveau verteidigen. Davon profitieren auch die deutschen Lagerhalter in Niedersachsen. Dort wurde meist eine gute und optisch ansprechende Ernte eingefahren bei der auch die Stärkegehalte stimmen. Von Lagerproblemen ist hier nur selten zu hören. Die Erzeugerpreise liegen unverändert auf 24,0 €/dt. Das ist für die Packstationen deutlich weniger als ein möglicher Zukauf aus Frankreich. Dort verlangt man zurzeit ab Station schon 27 bis 32 €/dt. Nur vereinzelt nehmen die Packer im Westen dieses Angebot an. Viel lieber wollen sie aber deutsche Herkünfte aus Kisten- und Kühllägern mobilisieren. In diesem Jahr beginnen diese Verladungen schon vier Wochen früher als üblich.

Der Markt für hiesigen Frittenrohstoff kann sich aber von der Baisse im Westen nicht lösen. Mit fallenden Preisen, nahm das Angebot sogar noch zu, was den Preisdruck unnötig verstärkt. Diese Hast ist aus fundamentaler Analyse des Marktes völlig unverständlich. Die Kartoffelverarbeitung steigt weiter an. Im Januar wurden allein in Holland 291.000 Tonnen Rohstoff eingesetzt, um daraus Produkte herzustellen. Das ist trotz der hohen Preise eine Steigerung von 5,5 % gegenüber dem Vergleichsmonat in 2010. Auf Jahressicht setzte man 3,4 Mio. Tonnen ein, ein Plus von gut 30.000 Tonnen. Lagerkartoffeln aus der letzten Ernte waren am 15.02.2011 bereits zu 54 % verbraucht. In den Vorjahren waren es zum Stichtag 48 bzw. 46 % (Quelle: VTA). Je näher wir an Russland herankommen, umso greifbarer wird die drohende Knappheit. Die Baltischen Republiken haben nur noch bis Anfang April eine Eigenversorgung. Dann werden sie entweder noch mehr aus Mitteleuropa beziehen oder schon völlig auf Importe aus dem Mittelmeerraum angewiesen sein. Seit Dezember sind die Kartoffelpreise in Estland bei-spielsweise um 80 % gestiegen; sie kosten jetzt rund 60 €/dt.

Frühkartoffeln aus dem Süden kommen zwar etwas verspätet, werden von hiesigen Marktteilnehmern aber noch wenig beachtet. Die ersten für Deutschland bestimmten 5.000 Tonnen aus Ägypten sind in Triest angekommen. Sie sollen frei deutscher Packstation für 60 €/dt zu haben sein. Die Ägypter liefern aber auch schon nach Russland. In Israel freut man sich über den lang ersehnten Regen, der für die zweite Ernte noch rechtzeitig kommt. Die ersten Lieferungen nach Großbritannien werden zügig aufgenommen.

Der Eurex-Index sank Erwartungsgemäß unter die 24-Euro-Marke und die April-11-Futures folgen ihm auf den Fuß. Gestern lag der Schlusskurs auf dem tiefsten Stand seit Anfang Oktober. Der Kontraktbestand baut nur langsam ab. Während die einen mit abnehmenden Vorräten ihre Börsenpositionen liquidieren, kommen scheinbar auch ständig neue Marktteilnehmer hinzu. Auf der Verkaufseite sind es wohl vermehrt spekulative Trendfolger. Den Käufern hingegen gelingt es, an der Börse preiswerter einzukaufen, als man es für den Lieferzeitraum April noch kürzlich tun musste. Die Börsenumsätze bleiben hoch, was für eine weiterhin spannende Marktlage spricht.

Joachim Tietjen
HANSA Terminhandel GmbH

Geschrieben von HANSA Terminhandel am
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