Kartoffeln: Frühe Abreife, mittlere Erträge und kleine Ausbeute
Sorgen um die Haupternte
Die diesjährige Haupternte von Speisekartoffeln wird schon früh beginnen, der Vegetationsvorsprung von mindestens 14 Tagen hat sich allerdings nicht in hohen Erträgen niedergeschlagen. Im Gegenteil: Im Allgemeinen wird ein kleiner Knollenansatz beobachtet; die Kaliber fallen dafür umso größer aus. Absortierungen von faulen, missgebildeten und ergrünten Knollen und sowie Beschädigungen fallen deshalb schwerer ins Gewicht. Die Ausbeute für den menschlichen Konsum, also die netto verfügbare Menge, dürfte deshalb entgegen früheren Annahmen, nur bedarfsgerecht ausfallen. Das frühe Angebot an Sorten des Anschlusssortiments trifft während der Ferienzeit auf eine ruhige Nachfrage.
Nachdem die deutschen Frühkartoffelregionen Pfalz und Burgdorf bisher von einer guten Nachfrage profitieren und die Flächen vorzeitig geräumt werden konnten, kommen nun auch alle anderen Anbaugebiete mit eigenen Ernten an den Markt. Der überregionale Absatz beschränkt sich insofern nur noch auf völlig reife und schalenfeste Kartoffeln. Diese Ware wird von den Packstationen bevorzugt, da die privaten Haushalte während der Ferienzeit und insbesondere bei hohen Temperaturen weniger Kartoffeln einkaufen, was die Umschlagsgeschwindigkeit im LEH spürbar bremst.
Trotz der ruhigeren Nachfrage privater Haushalte halten sich die Preise für Speisekartoffeln noch auf einem vergleichbar hohen Niveau. Spitzenpreise von bis zu 20 €/dt werden von den Bauern allerdings immer seltener erzielt. Zu den Preisrückgängen bei Speisekartoffeln trägt insbesondere ein Roderückstau in Belgien bei. Am deutschen Niederrhein erzielen auch die Speisekartoffelbauern rundweg vier Euro weniger als in den klassischen Versandregionen. Derart niedrige Preise sollten eigentlich den überregionalen Versand ermöglichen, aber die dortigen Packer kaufen paradoxerweise sogar festschalige Kartoffeln aus anderen Regionen für 17 bis 20 €/dt plus Fracht zu. Solange die Preise am Markt für Frittenrohstoff unter Druck stehen, ist wohl keine grundlegende Besserung in Sicht.
In Belgien verfielen die Abgabepreise beim Frittenrohstoff für feldsortierte Premiere am Freitag, den 20.07.07 um 1,2 €/dt auf nur noch 3,5 €/dt (Belgapom). Die Bauern drängen auf Absatz, um für andere Kulturen wie Blumenkohl die Fläche zu räumen. Es haben noch immer nicht alle Fabriken die Verarbeitung der neuen Ernte aufgenommen.
Diese regionale Absatzkrise in einer bedeutenden Anbauregion vermag die Stimmung am Kartoffelmarkt dennoch nicht generell zu vermiesen. Vielmehr machen sich immer mehr Analysten über die Rohstoffverfügbarkeit in den kommenden Monaten Gedanken. Die ersten Proberodungen werden von allen Marktbeteiligten mit viel Interesse verfolgt. Noch sind die Beobachtungen nur einzelne Mosaiksteinchen, die sich zum Ende zu einem Gesamtbild zusammenfügen werden. Die frühe Krautfäule und die Trockenheit im April werden für einen niedrigen Knollenansatz verantwortlich gemacht. Die Knollenmasse vieler Früh- und Anschlusssorten wuchs im Anschluss in einer sonnenarmen Zeit heran. Schnelle Zuwachsraten bei gleichzeitig geringer Stärkeeinlagerung verursachten rissige und hohlherzige Kartoffeln. Der lang anhaltende Regen wusch darüber hinaus die reichlichen und überall präsenten Krautfäulesporen in den Boden und verursacht damit bei vielen Sorten Knollenfäule. Diese Beobachtungen macht man in nahezu allen Teilen Europas. Man sorgt sich also um die Haltbarkeit von Lagerkartoffeln und es werden schon durch das KTBL (Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft) Tipps für die Ernte gegeben, um Lagerrisiken zu mindern.
Trotz des anhaltenden Preisdrucks in Belgien konnten sich die Terminmarktnotierungen für Veredelungskartoffeln von ihren Tiefstständen von Mitte Juli wieder abheben. Die 10-€-Grenze wurde wieder überschritten. Auffällig ist, wie unterschiedlich die Auswirkungen des Wetters auf Menge und Qualität bewertet werden. Britische Terminmarktnotierungen für den Termin April-08 notieren mittlerweile mehr als 7 €/dt höher als der Frittenrohstoff auf dem europäischen Kontinent. Drei Euro Abstand zugunsten britischen Kartoffeln sind normal.
Joachim Tietjen
HANSA Terminhandel GmbH