Kartoffeln: Hohe Vorräte bereiten Unbehagen

Bisher wird alles verbraucht

Der lang anhaltende Winter mit frostigen Temperaturen, verzögert die Alterung von Lagerkartoffeln. Selbst im Flächenlager haben Landwirte die Kartoffeltemperaturen gut im Griff, sodass qualitativ grenzwertige Partien den Ansprüchen vieler Verarbeiter immer noch genügen. Von kompletten Ausfällen ist bisher nichts bekannt, obwohl seit der Ernte beklagt wird, dass der Anteil an Beschädigungen und Lagerdruckstellen deutlich höher ist, als in anderen Jahren. Da im Vergleich zum Vorjahr zum Stichtag Mitte Februar in Westeuropa neusten Erhebungen zufolge noch mindesten 700.000 Tonnen mehr Kartoffeln auf ihre Verwertung warteten, stehen die Preise für Verarbeitungsrohstoff weiterhin unter Druck.

In Belgien waren 200.000 to mehr gemeldet worden, in Großbritannien waren es gar 500.000 Tonnen. In den Niederlanden wird von gleichen Mengen, wie im Vorjahr berichtet. Davon ist auch in Deutschland auszugehen. Die viel beschworenen Ausfälle hat es aber bisher nicht gegeben. Zum einen ist die Schältechnik immer weiter verbessert worden, sodass selbst schwierige Partien verarbeitet werden können. In erster Linie profitieren davon Landwirte, die jahrelange Handelsbeziehungen mit den Verarbeitern unterhalten. Wenn dann mal eine Partie misslingt, sind die Einkäufer dennoch bemüht, diese zu verwerten. Darunter leiden aber Halter von so genannter freier Ware. Den Umfragen zufolge, ist der Anteil freier Kartoffeln in diesem Jahr außerordentlich hoch. In den Niederlanden sind es sogar 43 % der verbliebenen Mengen. Zum anderen liegen die Stärkegehalte bei bestimmten Sorten, wie Agria um bis zu 2 % höher, was die Ausbeute des Rohstoffs wesentlich verbessert.

Langfrist-Verträge werden sogar sehr viel früher abgenommen, als vertraglich vereinbart. Das erspart den Landwirten den Schaden durch im Frühjahr üblichen rasch fortschreitenden Qualitätsverlust. Den müssen die Lagerhalter von freien Kartoffeln in Kauf nehmen, denn sie werden erst am Ende der Vermarktungssaison zum Zuge kommen. Sie unterliegen zudem dem Risiko höherer Preisschwankungen. Angesichts der im wahrsten Sinne erdrückenden Mengen, sind die Aussichten auf höhere Erlöse vorerst nicht in Sicht.

An der Eurex gaben in der zurückliegenden Woche die Terminmarktnotierungen auf Veredelungskartoffeln wieder leicht nach. Die April-10-Fälligkeit sank am Freitag auf 8,7 €, dem bisherigen Tiefsstand in dieser Laufzeit. Selbst die Belgapom-Notierung, bisher im Konzert des Index die niedrigste Kassanotierung, gab gestern noch einmal um 25 Cent nach. Die anderen Kassanotierungen werden indes stabil erwartet, da Frankreich sein Mengenproblem möglicherweise besser im Griff hat, als zuvor befürchtet. Zu niedrigen Preisen floriert der Export nach Osteuropa mittlerweile viel besser.

Wenn der jüngste Wintereinbruch hierzulande die Pflanzungen von frühem Frittenrohstoff weiter verzögert, könnten die Absatzbedingungen für freien Rohstoff schon bald in Schwung kommen. Da Vertragsware vielfach schon vorgezogen wurde, muss man bald in größerem Umfang freien Rohstoff ziehen. Ob die Fabriken dann auch noch so kulant mit der Qualitätsbewertung umgehen, ist noch offen. Ihr Verhalten wird im Wesentlichen dazu beitragen, wie schnell die noch viel zu hohen Vorräte verbraucht werden. Man hat bereits in den Vorwochen bevorzugte Sorten und einwandfreie Partien zu ganz ansehbaren Preisen von bis zu 10 €/dt abgenommen. Nun stellt sich die Frage, ob hauptsächlich die schwachen Qualitäten übrig geblieben sind, oder ob auch in dieser Saison die besten Partien zu Schluss kommen.

Die Vermarktungsstrategie Frankreichs, nämlich die schwachen Qualitäten frühzeitig und zu kleinen Preisen zu verbrauchen oder ins Ausland zu verladen, ist wohl typisch für diese Saison. Damit hatten auch Deutsche Versender bisher Erfolg. Dank ihrer günstigen Lage in Europa waren die Erlöse sogar recht erträglich. Einzig Großbritannien mit seiner frachtfernen Lage muss noch warten, bis ein Hoffnungsschimmer am Horizont aufleuchtet. Da Belgien traditionell viel auf die Insel abgesetzt hat, dauert es auch dort mit dem Bestandsabbau auch etwas länger.

Von Entwarnung kann man also längst noch nicht reden, sollten die Abzüge der Verarbeiter allerdings bei freien Kartoffelpartien später zu Zurückweisungen werden und der Export wieder Fahrt aufnimmt, könnte der Kassapreisrückgang gestoppt werden.

Joachim Tietjen
HANSA Terminhandel GmbH

Geschrieben von HANSA Terminhandel am
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