Kartoffeln: Schwache Exporte aus Holland

Steigender Kontraktbestand an der Eurex

Während Deutschland und Frankreich (Rohwa-re) sowie Belgien (Produkte) in den letzten Jahren ihre Kartoffelexporte stetig steigern konnten, blicken die Exporteure in den Niederlanden ernüchtert auf eine vergleichbar schwache Exportsaison zurück. Die Vorjahresmenge von 733.430 to bis April wird um ca. 50.000 to verfehlt, obwohl alleine die Aprilexporte mit über 100.000 to erfreulich hoch ausfielen. Exporte nach Russland waren zuletzt wegen Auflagen aus Moskau ins Stocken geraten.

Nun müssen die klassischen Absatzgebiete Belgien, Großbritannien und Deutschland die Exportbilanz der Niederlande wieder ins Lot bringen. Die AMI schreibt, dass die Lieferungen nach Ost- und Südeuropa schon wieder abflauen. Wie viel noch nach Russland gehen wird, steht in den Sternen, denn ein Importverbot für Obst- und Gemüse für Lieferungen von Holland nach Russland wirkt sich nun auch auf Kartoffellieferungen aus. Schiffsladungen mit Kartoffeln werden nicht entladen, obwohl dieser Artikel eigentlich gar nicht von den phytosanitären Auflagen betroffen war. Bei den Lieferanten entsteht nun eine erhebliche Verunsicherung, sodass weitere Lieferungen erst einmal ins Stocken geraten. Dafür wird ein alternativer Absatzweg gesucht.

Die logische Folge ist ein erhöhtes Angebot, das bisher allerdings kaum zu Preisdruck führte, sondern lediglich weitere Preisanhebungen verhinderte. Die Stimmung ist also schlechter, als die tatsächliche Lage. Denn die Experten sind sich darüber einig, dass alles, was an einigermaßen verwertbaren Kartoffeln noch am Markt ist, von der Industrie aufgenommen wird. Aber die Schere zwischen guten und nicht mehr verwertbaren Partien weitet sich. Hatten doch die Osteuropäer stets die Partien abgenommen, die hierzulande keiner mehr haben wollte. Im Osten Europas waren die Konsumenten bei Konsumkartoffeln bislang noch preissensibler als die Verbraucher hierzulande. Das dürfte dafür sorgen, dass trotz eines zunehmenden Angebots neuer Kartoffeln die restlichen alterntigen Partien ihre Käufer finden. Wegen einer allgemeinen Ernteverzögerung und zum Teil stark verkleinerten Anbauflächen in Südeuropa waren die Preise für Frühkartoffeln auf ein rekordverdächtiges Preisniveau gestiegen. Man spricht sogar von Lieferengpässen und befürchtet in den nächsten Wochen anhaltend hohe Preise. Davon dürften auch die ersten deutschen Frühkartoffelerzeuger profitieren. Es wird deshalb erwartet, dass die besseren Qualitäten aus der Vorjahresernte im kommenden Monat noch deutlich an Wert gewinnen.

Auf den nächsten Eurex-Veredelungskartoffel-Index wird das aber kaum noch einen Einfluss nehmen, denn die letzte Feststellung dieses Marktzeigers vor der Sommerpause wird wohl noch von der Verunsicherung niederländischer Exporteure beeinflusst. Dagegen konnten sich in der zurückliegenden Woche die Futures auf den April-11-Termin an der 14-Euro-Marke halten.

Es ist nicht ungewöhnlich, zu dieser Jahreszeit solch hohe Kurse an der Börse vorzufinden. Das war beispielsweise auch im Vorjahr so. Erst als sich im Sommer herausstellte, dass die Ernte gute Erträge versprach, brachen die Börsenkurse ein und notierten sogar noch vor Beginn der Einlagerung unter neun Euro. Das nutzten viele Verarbeiter, um sich ihre Rohstoffpreise zu sichern, womit sie auch außerordentlich gut kalkulieren konnten. Diese positive Erfahrung mit dem Preissicherungsinstrument Börse veranlasst sie auch in diesem Jahr wieder mit dem Kauf von Terminkontrakten Risikomanagement zu betreiben.

Allerdings gab es bislang kaum die Gelegenheit unter 13 Euro einzusteigen. Die Vegetation liegt in den maßgeblichen Anbauregionen um 14 Tage zurück und es gibt es vielerorts Auflaufschäden, die die Landwirte nicht mehr dazu motivieren, sich weder mit Terminkontrakten, noch mit Festpreisverträgen gegen fallende Preis abzusichern. Und so manch einer, der bereits einen Teil seiner Ernte verkauft hat, wahrt seine Chancen auf zukünftige Preissteigerungen dadurch, dass er stellvertretend eine entsprechende Menge Kartoffeln an der Börse kauft.

Die hohe Erwartungshaltung, die derzeit für die kommende Vermarktungssaison zu verspüren ist, lädt auch immer mehr Teilnehmer ein, an der Eurex Kartoffeln zu handeln. Der Kontraktbestand war zu dieser Jahreszeit selten so hoch wie jetzt.

Joachim Tietjen
HANSA Terminhandel GmbH

Geschrieben von HANSA Terminhandel am
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