Kartoffeln: Stark gealterte Lagerware

Kassapreise für Frittenrohstoff stagnieren

Belgiens Prüfzentrum für den Kartoffelbau (PCA) stellte in der letzten Woche fest, dass die Sorten Bintje und Fontane außerordentlich früh in Keimstimmung gekommen sind, berichtet die Agrarmarktinformationen (AMI). Man misst das an der Keimlänge, die um diese Jahreszeit eigentlich nicht mehr als 3,5 cm beträgt. In diesem Jahr wurden bereits 4 bis 4,5 cm gemessen. Die Folge ist, dass den Knollen früher als sonst die Feuchtigkeit entzogen wird, sodass sie welken und Lagerdruckstellen bekommen.

Die Verarbeitungseigenschaften haben die Kartoffeln indes noch nicht eingebüßt. Nach dem kalten Winter musste befürchtet werden, dass aufgrund niedriger Knollentemperaturen die Backfarben nachhaltig leiden. Das war aber offensichtlich nur ein vorübergehendes Phänomen, denn die Experten berichten, dass der für die unerwünschte Braunfärbung des Endprodukts verantwortliche erhöhte Zuckergehalt sich wieder zurückgebildet hat und die eigentlich schon abgeschrieben Partien nun wieder von den Verarbeitern eingesetzt werden können.

Bislang lag gerade die Sorte Bintje wie Blei; entsprechend hoch sind die Bestände. Zuerst war es den Verarbeitern zu früh für diese Sorte weil sie bevorzugt ihre Lizenzrassen einsetzen, deren Eigenschaften für die Langzeitlagerung aber meist hinter denen der Bintje zurückbleiben. Außerdem wird sie überproportional oft für den freien Markt angebaut. Die Verarbeiter waren aber mit ihrer Vertragsware so lange und über ihre Planungen hinaus versorgt, dass freie Ware erst seit einigen Wochen nachgefragt wird.

Auch im Export war die Sorte Bintje nicht sonderlich stark nachgefragt und so befürchteten die Marktbeobachter schon, dass am Ende der Saison ein Überangebot von nicht verarbeitungswürdiger Ware den Markt belastet, während gleichzeitig Rohstoff in gewünschter Qualität knapper wird. Die Preisschere zwischen guter und kritischer Ware ging immer weiter auf.

Das Zeitfenster, in dem die verbliebenen Lagerkartoffeln noch problemlos verarbeitet werden können, ist in diesem Jahr enger als üblich. Die Fabriken wissen das und produzieren weiterhin auf Hochtouren. Neben der täglichen Marktversorgung sollen die Produktläger so schnell wie möglich befüllt werden. Da diese Lagerung viel Geld kostet, muss der Rohstoff möglichst preiswert beschafft werden. Und das schient mit den beobachteten Qualitätsverbesserungen der Bintje nun möglich, denn die Lagerhalter wissen, dass sie keine Zeit mehr für preistaktische Spielchen mehr haben.

Gar so schlimm wie befürchtet ist die Situation für die Bauern dann doch nicht, kommt die unerwartete Nachfragebelebung ihrer zum Teil schon abgeschriebenen Lagerware doch gerade in einer Zeit, in der die Notierungen einen leichten Aufwärtstrend aufzeigen. Die neuerliche Verarbeitungswürdigkeit der Bintje sorgt indes schon dafür, dass die Notierungen nicht weiter ansteigen.

Das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage bleibt also auch zum Ende der Vermarktungssaison sensibel. Die Pflanzarbeiten sind zwar mittlerweile so weit fortgeschritten, dass man nicht mehr von Verspätungen sprechen mag, das kalte Wetter kann aber auch nicht als wüchsig bezeichnet werden. Insofern bleibt die Industrie noch eine Weile an Kartoffeln der alten Ernte interessiert und der Rohstoff wird nach wie vor schonend eingesetzt.

So blieb die Belgapom-Notierung am gestrigen Freitag auf dem erreichten Niveau von 7,5 €/dt für die 35+ feldsortierte Ware stehen. Der französische SNM-Preis sank sogar ein wenig und bringt nun mit 8,19 € eine um 35 Cent schwächere Notierung in den Eurex-Index für Veredelungskartoffeln ein. Deshalb wird am kommenden Donnerstag der Index wohl leicht nach unter korrigiert werden müssen. Dann folgen nur noch zwei weitere Preisfeststellungen bevor die verbliebenen 2.524 Lots Kontraktbestand (Stand Freitag, den 09.04.2010) auf dem Niveau der Indexfeststellung am 29.04. abgerechnet werden.

Auffällig hoch notiert außerdem der Juni-2010-Future. Der Kassapreis müsste zum Ende bis zu drei Euro ansteigen, um einen Kauf von Terminkontrakten ins Geld zu bringen. Es müssten schon größere Wetterturbulenzen oder andere unerwartete Ereignisse kommen, um die Marktversorgung derart knapp werden zu lassen, dass der Kassapreis dieses Niveau erreicht. In den meisten Fällen der zurückliegenden Jahre ging der Juni-Future zu einem Preis aus dem Markt, der unter der letzten April-Notierung lag.

Joachim Tietjen
HANSA Terminhandel GmbH

Geschrieben von HANSA Terminhandel am
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