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Preisgünstige Kartoffeln für Bevorratungsaktionen gesucht

BMVEL-Ernteschätzung am Dienstagabend

Während die Landwirte in Deutschland mit großem Optimismus für den weiteren Marktverlauf dem Höhepunkt der Haupternte entgegengehen, beklagen die Disponenten der Packstationen ein äußerst schwaches Geschäft. Die Nachfrage nach Kleinpackungen ist schon seit Monaten unbefriedigend. Nun sollen Werbeaktionen des Lebensmitteleinzelhandels (LEH) dem müden Frischkartoffelkonsum auf die Sprünge helfen. Dazu sucht man preiswerten Rohstoff.

Die Kartoffeleinkäufe privater Haushalte weisen in den Monaten September und Oktober eines jeden Jahres die höchsten Werte aus. Zwar liegen auch die aktuellen Zahlen viel niedriger als noch zu Zeiten der Einkellerung als man noch kalte Keller hatte - heute wählt man bei einem viel geringeren Bedarf sinnigerweise den Begriff Bevorratungsaktion - diese sind aber so bedeutend, dass man den erhöhten Absatz während der Haupternte als den 13. Monat im Kartoffeljahr bezeichnet. Die enormen Erwartungen der Anbieter an die weitere Preisentwicklung lassen darauf schließen, dass in diesem Jahr das Angebot an regelrecht billigen Kartoffeln ausbleiben wird.

Um den Werbeaktionen zum Erfolg zu verhelfen, erwarten die LEH-Einkäufer von den Anbietern ein Entgegenkommen bei den Preisen, denn noch nie waren die Knollen im Herbst so teuer, wie in diesem Jahr. In Niedersachsen, der deutschen Hauptanbauregion und damit dem größten Versandgebiet, notiert man sogar noch deutlich höhere Kurse als im Süden der Republik. Das spiegelt die stolze Erwartung der Lagerhalter wider. Aufgrund des Preisunterschiedes in den verschiedenen Regionen kaufen sogar niedersächsische Händler, die ja eigentlich Versandhändler sind, überregional ein und schonen damit die Vorräte in ihrem Bezugsgebiet, denn auch sie wollen schließlich in den nächsten Tagen dem LEH ein akzeptables Angebot unterbreiten.

Durch die jüngste Kaufzurückhaltung der Disponenten aller Konsumkartoffeln baut sich in diesen Tagen nun ein größeres Angebot auf und die Tagespreise geben kontinuierlich nach. Die Lagerprofis unter den Landwirten lassen sich davon jedoch nur wenig beeindrucken; sie nutzen die idealen Wetterverhältnisse, um ihre Scheunen zu füllen. Wenn die Arbeiten in diesem Tempo weitergehen, könnte zumindest die norddeutsche Haupternte bereits in 14 Tagen abgeschlossen sein.

Die diesjährigen Werbeaktionen werden also nicht in erster Linie von den großen Produzenten bedient, vielmehr von den Bauern, die über unzureichende oder gar keine Langzeitläger verfügen. Die norddeutschen Versandhändler folgern daraus, dass ihre Lagerware im weiteren Marktverlauf umso höher notiert sein wird, da derartige Störfeuer im Winter nicht mehr zu erwarten sind. Fachleute erwarten deshalb nur ein kleines Zeitfenster um einen billigen Einkauf für die Aktionen vorzunehmen. Die Lagerprofis dürften unterdessen weiterhin Ruhe bewahren und ihre Verkaufsentscheidungen erst nach der Einlagerung und der anschließenden Schwitzperiode fällen.

Tatsächlich sind die Rahmenbedingungen für gewinnbringende Erzeugerpreise im kommenden Winter so gut wie lange nicht mehr. Zwar erwartet hierzulande mittlerweile keiner mehr eine Missernte, aber überall in den maßgeblichen Anbauregionen fehlen rund 10 % verglichen mit der schon knapp ausreichenden Vorjahresernte. Die Qualitätsrisiken, die aus dem Phänomen des Zwiewuchs und damit zusammenhängenden niedrigen Stärkegehalte sowie der weit verbreiteten Spätinfektion durch Phytophthora und Erwinia entstanden sind, werden vorerst für ein stetiges Angebot sorgen und vielleicht sogar zu einem Preisdruck beitragen. Wenn diese Zeit überstanden ist, dürfte der Kassamarkt aber sehr schnell anziehen. Schon jetzt beäugen sich die Importeure aus Süd- und Osteuropa mit Argwohn sie alle werden in Deutschland zukaufen. Unsere Ausfuhren von Frischkartoffeln dürften mit 1,4 Mio. Tonnen in diesem Jahr erstmals höher sein, als der Gesamtbedarf frischer Speisekartoffeln deutscher Haushalte (inklusive der Importe). Hinzu kommt ein stetig steigender Rohstoffbedarf für Produktausfuhren. Zurzeit sind dafür bereits mehr als 1 Mio. Tonnen nötig. Damit wird auch deutlich, dass die Preisführerschaft des LEH an Kraft verliert. Aldi, Lidl & Co. unterliegen genauso den Marktkräften von Angebot und Nachfrage, wie die Verarbeiter und Exporteure.

Das Geheimnis, wie groß nun offiziell die deutsche Ernte sein wird, wird am Dienstagabend in Hannover gelüftet, wo auf einem Branchentreff des Verbandes der Kartoffelkaufleute (VdK e.V.) von Dr. Mönning aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium die vorläufige Erntemenge genannt wird.

Joachim Tietjen
HANSA Terminhandel GmbH

Geschrieben von HANSA Terminhandel am
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