10 % aller Staatsanleihen wurden nicht zurückgezahlt !
Die Ratingagentur Moodys hat erstmals eine Studie über die Ausfallraten bei Staatsanleihen veröffentlicht. Bisher gab es solche Daten nur für Unternehmenstitel.
Im Zeitraum von 1985 bis 2002 lag die Wahrscheinlichkeit, dass ein staatlicher Schuldtitel innerhalb von 10 Jahren nicht mehr beglichen wurde, bei 10 Prozent. Für besonders riskante Emittenten, deren Bonitätsnote 'Aa1' oder schlechter war, betrug die Ausfallrate 45 %. Diese Werte entsprechen nach Darstellung von Moodys in der Größenordnung den Daten bei Unternehmensanleihen.
Die Agentur zählt in der Studie neun Zahlungsausfälle staatlicher Schuldner auf. Die Ukraine wird zweimal erwähnt. Beim zweiten Ausfall im Jahr 2000 waren viele deutsche Anleger betroffen, die eine D-Mark-Anleihe der Ukrainie gekauft hatten. Besonders schwerwiegend waren die Ausfälle von Rußland und Argentinien, bei denen Anleihen im Wert von 73 und 82 Milliarden Dollar betroffen waren.
Vor 1998 habe es keine Zahlungsausfälle von Staaten gegeben, deren Kreditwürdigkeit Moodys geprüft hatte. Der Grund dafür sei, dass in in achtziger Jahren die meisten Staaten, die den Anleihemarkt anzapften, eine hohe Kreditqualität hatten. Viele der weniger kreditwürdigen staatlichen Schuldner seien dagegen noch nicht vertreten gewesen, hätten aber in dieser Zeit in einigen Fällen Bankkredite nicht bedient. Erst Mitte der neunziger Jahre hätten Staaten, die als riskantere Emittenten gelten, Zugang zum Kapitalmarkt erhalten. Viele von ihnen seien nun mit niedrigen Bonitätsnoten bewertet.
Bei der Beurteilung der Risiken auf dem Markt für riskante Staatsanleihen ist unter anderem die Rückzahlungsquote im Falle eines Ausfalls von großer Bedeutung. Moodys hat eine durchschnittliche Quote von 34 Prozent des Nennwerts ermittelt. So hoch waren die Preise für die betroffenen Anleihen einen Monat nach Bekanntwerden des Zahlungsausfalls. Allerdings ist das nur ein grober Anhaltspunkt, weil die Rückzahlungsquoten sehr unterschiedlich sind; sie liegen zwischen 18 Prozent bei Russland und 69 Prozent beim Zahlungsausfall der Ukraine.
(FAZ 14.02.03./ruh)
Hallo,
interessant, aber irgendwie nicht nachvollziehbar. Wenn die 9 Anleihen gleich 10 % sind, gäbe es im gesamten Zeitraum keine hundert Staatsanleihen am Markt.
Wie ist das zu erklären ? Oder bezieht es sich auf die Staaten-Anzahl ?
Grüße, T. Spörer
Mit 9 Ausfällen sind 9 zahlungsunfähige Länder genannt.
Hallo,
> "Mit 9 Ausfällen sind 9 zahlungsunfähige Länder genannt."
... dann ist zumindest die Überschrift mit "10 % ALLER Staatsanleihen werden nicht zurückgezahlt!" schon ziemlich irreführend, denn für 10% der am Markt befindlichen gilt das damit keinesfalls.
In der letzten 30 Monaten waren (= Vergangenheitsform) Anleihen eindeutig die weitaus bessere Alternative, von vielen Privatanlegern jedoch kaum wahrgenommen. Und wenn nur mit Buy-egalwann-and-hold-bis-Endfälligkeit - womit völlig auf die zyklisch mögliche Addition von Zins- und Kursgewinnen verzichtet wird, mit der in guten Jahren stets zweistellige Renditen möglich sind, zuletzt auch mal 20-30% p.A. mit Osteuropa-Anleihen.
Grüße, Thomas Spörer
Das mit 'werden' und 'wurden' war ein Tippfehler, gerade habe ich ihn korrigiert.
Danke für Ihre Aufmerksamkeit.