35% Abgeltungssteuer in der Schweiz: Das wars dann wohl mit IAB
Hallo,
wie die FAZ heute berichtet, sind die Verhandlungen deutscher Behörden mit der Schweiz inzwischen wohl soweit gediehen, dass das Land sich allen deutschen Forderungen unterwirft und eine Abgeltungssteuer für ausländischen Vermögen einführt. Die Rede ist dabei von 35% - 10% mehr als in Deutschland.
Mal abgesehen von der Frage, wie sich ein souveränes Land auf so etwas einlassen kann, ist doch wohl klar, dass unter diesen Umständen (klare Schlechterstellung bei der Besteuerung) niemand mehr freiwillig sein Geld in die Schweiz trägt. Betroffen ist z.B. auch Interactive Brokers (IAB), die ich wegen ihrers Shortselling-Angebots sehr schätze und die im praktischen Handeln für mich inzwischen unverzichtbar geworden ist.
Also: Am besten schon mal das Briefpapier rausholen und das Kündigungsschreiben vorformulieren. Apropos: Wie sind eigentlich die Erfahrungen mit amerikanischen Brokern in den USA insbesondere im Hinblick auf das Shortselling und wie sehen die steuerlichen Regelungen für Deutsche, die dort ihr Geld geparkt haben, aus?
Schönen Gruß
Welldone
@ welldone [#1]
Die IAB, die ich kenne, sind ein amerikanischer Broker, kein Schweizer. Zumindest ist die Muttergesellschaft von dort, und es gibt verschiedene Landes-Töchter.
Steuerlich sieht es in den USA genauso aus wie in der Schweiz: wenn Du Deinen Lebensmittelpunkt in DE hast, bist Du für Dein Welteinkommen in DE steuerpflichtig. Daran ändert eine Abgeltungssteuer rein gar nichts.
@ welldone [#1]
"Die Rede ist dabei von 35% - 10% mehr als in Deutschland. "
warte nur ab, bald ist es in D auch auf diesem Niveau ...
Die Schweiz erhebt übrigens schon lange eine Quellensteuer von 35% auf Dividenden. Diese Quellensteuer wird auch dann fällig, wenn man Schweizer Aktien in einem deutschen Depot hat.
"Die IAB, die ich kenne, sind ein amerikanischer Broker, kein Schweizer."
Europäische Kunden sind meines Wissens Kunde bei IB UK, vielleicht einige Altfälle nicht. Ob auch die Schweizer Kunden IB UK zugeordnet werden, weiß ich jedoch nicht.
Kunden aus Deutschland bei Interactive Brokers zahlen auf dem Veranlagungsweg Steuern in Höhe des Abgeltungssteuersatzes oder des individuellen Steuersatzes, falls dieser niedriger ist.
Vielleicht hilft es, die deutsche Staatsbürgerschaft aufzugeben und nach Tohuwabohu auszuwandern, um Steuern zu sparen. :-)
@ Global_2 [#3]
>Europäische Kunden sind meines Wissens Kunde bei IB UK, vielleicht einige Altfälle nicht. Ob auch die Schweizer Kunden IB UK zugeordnet werden, weiß ich jedoch nicht.
Ich glaube Kunden in der Schweiz werden formal von der Schweizer Tochter betreut. Zumindest habe ich die Unterlagen glaube ich dorthin geschickt.
@ wuelle
>Vielleicht hilft es, die deutsche Staatsbürgerschaft aufzugeben und nach Tohuwabohu auszuwandern, um Steuern zu sparen. :-)
Staatsbügerschaft ist ja nicht entscheident, sondern der Wohnsitz (>160 Tage Jahr). Also am besten mit dem Schiff um die Welt und nirgendwo fest gemeldet sein. Dann sollte man auch nicht steuerflichtig sein. (keine Ahnung ob man gezahlte Quellesteuer wieder bekommen würde.)
@ sbendel [#5]
"Ich glaube Kunden in der Schweiz werden formal von der Schweizer Tochter betreut. Zumindest habe ich die Unterlagen glaube ich dorthin geschickt."
ich früher auch (bin aktuell jedoch nicht Kunde, plane es aber wieder zu werden):
Die Schweizer Niederlassung ist offenbar eine Tochter von IAB UK, oder die untere Adresse gehört zwar formal nicht zu IB UK, dient dann aber der Weiterleitung zu IB UK (inkl. Übersetzung Deutsch->Englisch)
Interactive Brokers (U.K.) Limited
Attn: Document Processing
Gotthardstrasse 3
6301 Zug
Switzerland
+41-41-726-9500
Entscheident ist, was im Account Statement drin steht.
Der Kontoauszug stammt von INTERACTIVE BROKERS (U.K.) Ltd., 5th Floor, 1 Carey Lane, London EC2V 8AE, UK. Regulated by FSA.
Auch bei mir steht im Statement die Londoner Adresse. Müsste das nächste mal schauen, ob die ein echter Büro in Zug haben, oder das nur ein Briefkasten ist.
@ sbendel [#8]
echtes Büro, einfach mal anrufen.
@ redsnapper [#9]
>echtes Büro, einfach mal anrufen.
gibt ja noch sowas wie Rufumleitung. Wobei die dt. Hotlinemitarbeiter in UK sicher Probleme haben, den Schweizer Dialekt nach zu ahmen.
Aber ich habe ja gar keinen Zweifel an Ihnen, wunderte mich nur, dass sie direkt neben meiner UBS-Filiale eine Niederlassung haben, ich aber gefühlsmassig immer nur mit UK Kontakt (naja, ausser bei der Kontoeröffnung war da ja eh nicht viel.)
Ich hatte mit dem schweizer Kollegen auch schon öfter Kontakt. Mir hat man sogar eine schweizer Telefonnummer gegeben falls ich mal Probleme habe oder telefonisch was verkaufen muß.
Ich hab gehört ne Firma in Zypern zu gründen sollte steuerlich interessant sein. Hat wohl Null Prozent Spekusteuer was ich weiß. Klar wenn man dort nicht mehr als die Hälfte vom Jahr verbringt muß man einen Geschäftsführer installieren und monatlich zahlen damit das ganze legal ist. Jemand hier schon mal gehört von dieser Firma oder generell wegen Zypern?
http://www.zypernfirma.com/
@ Freak [#11]
Keine Spekulationssteuer:
Zypern
Lettland
Malta
Niederlande
Schweiz
Für einen in DE Steuerplichtigen taugen solche Firmenkonstruktionen meiner Meinung nach nicht. Damit es überhaupt geht, braucht man ja immer einen extra Geschäftführer, man selber ist dann nur Aktionär/Aufsichtsrat. Kann also grosse Entscheidungen absegnen (praktisch natürlich alle), darf aber nicht das Tagesgeschäft führen. Weiss nicht, wie man so Tagestrading machen sollte bzw das Finanzamt wird das nicht als Gestaltungsspielraum gelten lassen. Also dann eher als Holding für ein paar grössere Investments geeignet. Und selbst da wäre ich nicht sicher, ob das in DE taugt.
@ sbendel [#13]
Tja, das ist eben die berechtigte Frage. Rein interessehalber werde ich mir vielleicht nen Termin mit dieser Firma ausmachen. Mal schauen was die so erzählen.
@ ladowa [#12]
Wußte gar nicht dass die Niederlande keine Spekusteuer hat. Oh mann, wieso bin ich nicht dort geboren? Warum sind wir solche Deppen und die nicht?
@ Freak [#14]
Die Holländer haben nichtmal eine Steuer auf Zinserträge. Nimms nicht so tragisch. Du könntest auch in Bangladesh geboren sein ;-).
@ ladowa [#15]
Gibt es in NL Stimmen, die das ändern wollen? Weißt Du darüber vielleicht was, Ladowa?
Wenn ich daran denke, wie aggressiv hier in D (aber auch AT) eine Finanztransaktionssteuer gefordert wurde, OBWOHL Spekugewinne und Zinserträge doch bereits voll versteuert werden müssen. Da frage ich mich, ob diese Haltung nur beschränkt auf den deutschsprachigen Raum ist (D+AT) und vielleicht auch noch beschränkt auf Frankreich.
@ Global_2 [#16]
"Da frage ich mich, ob diese Haltung nur beschränkt auf den deutschsprachigen Raum ist (D+AT) und vielleicht auch noch beschränkt auf Frankreich."
In jedem Fall ist diese Haltung beschränkt.
@ sbendel [#5]
"Also am besten mit dem Schiff um die Welt und nirgendwo fest gemeldet sein. Dann sollte man auch nicht steuerflichtig sein."
Ich habe mal einen Bericht (Fernsehen) gesehen über jemanden, der das in der Tat so macht. Scheint zu funktionieren. Er war in den 60ern, hatte viele Millionen, und ist mit seinem Schiffchen von Hafen zu Hafen geschippert. Im Wesentlichen mußte er aufpassen, in keinem Land zu lange zu bleiben. Wobei die Zahl der Tage, wann der jeweilige Fiskus sich berechtigt fühlt, von Land zu Land sehr stark variiert.
Es war sehr positiv dargestellt, die ultimative Freiheit. Aber innerlich habe ich immer gedacht: was für ein armes Schwein. Kein Zuhause, immer vor dem Fiskus flüchten, was nützen ihm nun seine Millionen? Ich verstehe die Zumwinkels dieser Welt nicht. Wenn ich so viel Geld habe, zahle ich meinen Obolus, und kaufe mir dafür jede Nacht ruhigen Schlaf, und mache etwas Sinnvolles mit meinem Leben ...
@ Global_2 [#16]
Habe leider sonst keine näheren Infos über NL und deren eventuelle Vorhaben in Steuerfragen.
@ Asamat [#2]
http://www.broker-test.de/interviews/interview-mit-carsten-luecking-regional-sales-director-bei-interactive-brokers
Welche Aspekte hinsichtlich der Abgeltungssteuer müssen deutsche Kunden bei Interactive Brokers beachten?
Casten Lücking: "Da die Konten für unsere in Deutschland beheimateten Kunden in UK geführt werden, bleiben sie von der deutschen Abgeltungssteuer auf Spekulationsgewinne verschont."
Interview vom 16.12.2009
Müsste weiterhin so gelten?
Gruß
schalke04
@ schalke04 [#20]
Ist ein interessantes Interview. Politiker könnte er keiner werden, er antwortet immer kurz und knapp :-).
"Ein wirklich aktiver Privatkunde erhält bei uns die gleiche Aufmerksamkeit wie ein institutioneller Kunde."
Jetzt weiss ich, weshalb ich früher oft wochenlang auf eine Web-Ticket-Antwort warten musste :-).
Wüsste nicht, weshalb sich steuerlich derzeit etwas ändern sollte.
@ schalke04 [#20]
"Müsste weiterhin so gelten?"
Ja. Selbstverständlich führen ausländische Broker keine Abgeltungssteuer aufgrund deutschen Rechts an deutsche Behörden ab. Das in #1 genannte Abkommen mit der Schweiz ist von daher eine (politisch motivierte, Schweiz-spezifische) Ausnahme.
Trotzdem gilt das, was ich in #2 schrieb: unabhängig davon, ob eine Bank eine Quellensteuer für einen Steuerpflichtigen abführt, ist letzterer steuerpflichtig. Er schuldet den Finanzbehörden die Steuer, deren Höhe sich aus seinem (von ihm anzugebenden) Einkommen berechnet. Je nachdem kann man die Quellensteuer auf den geschuldeten Steuerbetrag anrechnen (oder sie sogar rückerstattet bekommen). An der Höhe der festgesetzten Steuer ändert das nichts.
Ich hoffe, es ist klar, daß und warum die Aussage von Herrn Lücking richtig, aber irreführend ist. Wenn nicht: nachfragen. Sie suggeriert, die dortigen Gewinne sind von deutscher Steuer befreit. Das ist natürlich nicht so. Sie sind nur von der (Zwangs-) Vorauszahlung durch die Bank befreit. Wenn man nicht die Straftat der Steuerhinterziehung begehen will, muß man sie trotzdem versteuern. Man hat lediglich einen Zinsvorteil, weil die Steuern im Mittel erst ein Jahr später (bei der Steuererklärung) fällig werden.
@ sbendel [#10]
Das war der Punkt:! Mich können auch Engländer mit imitiertem Schwyzerdütsch täuschen! Nein, habe auch eine CH Nummer, aber könnte auch Rufumleitung nach Kasachstan sein.
1. Nach meiner Kenntnis ist IAB CH nur Abwicklungstochter (Subunternehmer) von IAB UK.
2. IAB UK ist nach meiner Kenntnis WEDER Abgeltungssteuerpflichtig, noch quellensteuerabzugsplichtig -- UK hat sich auf Info-Austausch geeinigt.
3. Der automatische Infoaustausch betrifft nach meiner Kenntnis NICHT IAB UK, da er nur auf Banken, Versicherungen etc zutrifft - nicht auf Broker.
4. Das international ständig schippernde Schiff als Wohnsitz dürfte nicht funktionieren - a. wegen Wohnsitznachweis bei Banken und Brokern und b. da dann die BRD zugreift -soweit man nicht bereits 10 Jahre ausser Landes weilt. Bei der Passverlängerung wird der Fiskus abgeprüft. Grundregel ist: Man muss zwingend einen Staat haben, den man mit der Steuerpflicht (NICHT Steuern) beglückt.
5. Schweiz dürfte für die meisten Nichtanleger teuer sein, da jetzt zwingend bei bereits wenigen Bedingungen eine Veranlagung als "gewerblicher wertschriftenhändler" erfolgt: Steuern PLUS Sozialversicherung (9,5% - ohne Kappungsgrenze). Ausweg AG, aber dann werden sowohl AG als auch Transfers ins Privatvermögen besteuert, also Doppelbesteuerung.
6. NL dürfte bei Beachtung der Regeln steuergünstig sein.
7. Toskana ! Haltedauer unter 6 Tagen sind in I STEUERFREI !
8. Aber bei all diesen Steuersparaufenthaltsorten sind stets die SEHR ENGEN Bedingungen des dt. Fluchtsteuerrechts zu bedenken. So zu tun als ob ist tödlich.
MFG
Hittfeld
@ Hittfeld [#24]
Die italienische Steuerfreiheit ist mir bekannt aber ohne die Einschränkung auf 6 Tage.
für in Ungarn ansässige gibt es ein ähnliches Privileg; alle in der EU gehandelten Kontrakte bleiben als private Spekulationsgeschäfte unbesteuert.
Grüsse SPOMI
Neuigkeiten aus der Schweiz?:
http://www.sueddeutsche.de/s5L38g/130685/Schweiz-fuehrt-bald-Schwarzgeld-Steuer-a.html
@ rodeonrwdeo [#26]
Das wars dann wohl mit IAB
Interactive Brokers ist United Kingdom
Schweiz ist nur Office.
Deutsche Kunden mit einem Depot in der Schweiz werden bei den Eidgenossen mit 35 Prozent Verrechnungssteuer an der Quelle belastet. Bei der Steuererklärung im Heimatland wird die Differenz zur Abgeltungssteuer in Deutschland ausgeglichen.
Interactive Brokers Kunden aus Deutschland werden nicht an der Quelle besteuert, sondern auf dem Wege der Veranlagung, das heisst, man deklariert seine Gewinne oder Verluste gegenüber dem Fiskus im Rahmen seiner Steuererklärung und entrichtet dann die Abgeltungssteuer.
Das Prozedere beansprucht in der Regel mehr Zeit, als einen Bierdeckel zu beschriften.
Ich kenne einige, die gehen nach Singapur. Erfahrungen?
@ Berlinerredux [#29]
Komplett (dann ist es ja ok), oder nur mit ihrem Konto (was wenn nicht angegeben, das in Steuerhinterziehung enden kann)?
@ Berlinerredux [#29]
Erfahrungen?
Ja, schöne Frauen
@ benedikt54 [#31]
Tatsächlich?
@ Berlinerredux [#32]
na ja, wenn ich sonst schon nichts erhellendes zumThema Beitragen kann, dann wenigstens meinen fachmännischen Eindruck.
@ Berlinerredux [#32]
Vergangene Woche habe ich mich mit Singapurern unterhalten und sie meinten, dass dort die Finanzbranche immer mehr boomt. Einige der bekannten Banken bauen ganz groß bzw. erweitern ihre Gebäude.