Bernd Förtsch und das Deutsche Anleger Fernsehen

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Heute gibt Bernd Förtsch seine Milliardenaktie bekannt. Und das nur für 1,86 Euro pro Minute.

Hat in diesem Forum irgendjemand Kenntnis davon, wieviel Vollidioten Herrn Förtsch ihr Geld überlassen?

gruß

Geschrieben von Gast (nicht überprüft) am
Spekulatius_Maximus
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

Hier zwei ältere Beiträge aus dem Internet:

Über eine sündhaft teure Börsenhotline (1,86 € pro Minute) gibt der Kulmbacher Verleger ("Der Aktionär") und Fondsberater Bernd Förtsch Tipps. Anleger sollten unbedingt die Finger davon lassen. Förtsch gilt in der Fonds-Branche als einer der größten Geldvernichter. So verloren von ihm beratene Fonds teilweise bis zu 90 Prozent (DAC-Fonds).

Die Spekulationsblase an den Aktienmärkten hat ihn aufgeblasen. Mit schillernden Auftritten in der Fernsehsendung 3-Sat-Börse wurde Bernd Förtsch berühmt. Und als der Neuer-Markt-Guru in breitestem Fränkisch die Biotech-Aktie Morphosys mit einem Kursziel von 1000 Euro zum Kauf empfahl (damaliger Kursstand 100 Euro), setzte er dem Wahnsinn noch die Krone auf. Spötter nannten ihn fortan nur noch "Mr. Dausend".

Aber Bernd Förtsch nagt nicht am Hungertuch. Im Gegenteil. Branchenkreise vermuten, dass Förtsch mit seinen Aktiengeschäften einiges verdient hat. Der Trick: Vorher die Aktien kaufen, die man später bei Fernsehauftritten empfiehlt. Als der Neue Markt noch boomte, funktionierte dieses Spiel. Denn viele Anleger folgten ihrem Guru. Das ist vorbei. Jetzt sahnt Förtsch mit seiner Hotline ab.

(http://www.aol.de/finanzen/fonds/topthema/contentview.jsp?cid=270590)

Berufsethik

Multimedialer Gewinn-Mix

Journalisten können Aktienkurse beeinflussen – und so den eigenen Reichtum mehren. Zur Sicherung des journalistischen Ethos sollte jeder Verlag eigene Normen- und Kontrollsysteme schaffen.

von Manfred Gburek

Die Geschichte ist schnell erzählt: Erst verließ Marian von Korff die Focus-Redaktion, dann Manfred Schumacher den Stuhl des Focus-Money-Chefredakteurs. Der eine beriet neben seiner redaktionellen Tätigkeit auch den Luxemburger Fonds VMR Strategie Quadrat, der andere war im Aufsichtsrat der Met@box AG, einer Firma vom Neuen Markt, und seine Frau unterhielt eine PR-Agentur. Das Hamburger Konkurrenzblatt Spiegel enthüllte alles, was noch – oder auch nicht mehr – zu enthüllen war. Da begann die Geschichte nicht nur in den Augen der Leser, sondern auch der Journalisten erst richtig interessant zu werden.

Zu verdanken haben wir dies Focus-Chefredakteur Helmut Markwort, vor allem seinem Editorial »Stark im Neid, reich an Fehlern« in Ausgabe 24/ 2000, einer Replik auf den vorangegangenen Spiegel-Artikel »Aktien, Aktien, Aktien«. Darin hatte das Hamburger Magazin den Münchner Konkurrenten wegen der Geldgeschäfte des ehemaligen Focus-Redakteurs von Korff angegriffen. Doch der wurde von seinem ehemaligen Chefredakteur geradezu liebevoll in Schutz genommen. O-Ton Markwort: »Ein Trüffelschwein für Aktienwerte« sei der »fröhliche Kollege« von Korff gewesen, »ein überdurchschnittliches Finanztalent. Die Passion fürs Börsengeschäft muss in seinen Genen stecken.«

Gewiss, schon peinlich genug, aber dann kommt auch noch der verräterische Hinweis auf die Seiten 226 und 228 im selben Heft. Überschrift: »Hamburger Heißluft«. Dort wird der Spiegel-Artikel als »unglaubliche Räuberpistole« abgetan und zu den Focus-Tipps das Fazit gezogen: »Wer die empfohlenen Aktien kaufte, konnte viel Geld verdienen.« Schließlich folgt eine einzige Rechtfertigung der Tipps für die – inzwischen gefallenen – Aktien EM.TV, U.C.A. und CE Consumer Electronic. Dazu das Lob für »die herausragende Marktkenntnis« des Focus-Anlageteams. Verräterisch daran ist, dass Focus zugibt, die genannten Aktien empfohlen zu haben. Denn sie befanden sich auch im Portefeuille des Fonds VMR Strategie Quadrat und trugen erheblich zu dessen Anlageergebnis bei.

Ist Markwort von allen guten Geistern verlassen, das nicht nur zu rechtfertigen, sondern auch noch als Vorteil für seine Leser auszulegen? Wahrscheinlich blieb ihm nichts anderes übrig, denn er hatte nur die Wahl zwischen den folgenden drei Möglichkeiten: 1. »Ich trage für alles die Konsequenzen.« 2. »Wir haben einen Fehler gemacht, der nie wieder vorkommen soll.« 3. »Ich gehe zum Gegenangriff über, schließlich haben ja auch andere Blätter ihre Affären.« Der Gegenangriff findet im Verein mit dem Schwesterblatt Focus Money statt, wo Marian von Korff in einem Atemzug mit Aktienexperten wie Abbey Cohen vom Bankhaus Goldman Sachs oder Kurt Ochner von Julius Bär genannt wird.

Seltsam nur, dass Ochner Zeit genug fand, neben dem Management seiner ebenfalls sehr erfolgreichen Fonds auch VMR Strategie Quadrat zu beraten. Der Korff-Fonds verfügte Ende 1998 zum Beispiel über einen hohen Bestand an Aktien des Chipbrokers CE (Anteil am Fondsvermögen: 10,77 Prozent). Focus empfahl am 30. Mai 1998, CE zu zeichnen, und am 1. März 1999, CE zu kaufen. Dann, am 17. September 1999, brachte sich Egbert Prior ins Spiel, Chefredakteur des Börseninformationsdienstes Prior Börse: »Der Special German Stock Fund des Bankhauses Julius Bär hält für rund 100 Mio. DM Papiere des Chipbrokers (31.7. 1999). Das sind 6,8% des gesamten Fondsvermögens und 7% aller CE-Aktien.« Priors vernichtendes Fazit: »Tendenziell haben Nebenwerte-Fonds auch die Möglichkeit, durch eigene Käufe ihre Performance zum Teil selbst zu produzieren.« Und dann fällt zwangsläufig auch der Name VMR Strategie Quadrat. Am 17. Dezember 1999 legt Prior nach: »Kurt Ochner spielt mit dem Feuer.«

Kursgestaltung mit System

Wer treibt die Kurse? Focus? Von Korff? Ochner? Oder alle zusammen? Sind zwei Seelen in der Brust eines Journalisten – hier Cato, der Zensor, dort ceterum Zaster – nicht schon eine Seele zu viel? Ganz gewiss! Aber: Darf ich die Aktie A kaufen, B verkaufen oder C halten, wenn ich über sie schreibe, schreiben lasse, oder wenn ich weiß, dass ein Kollege über sie schreibt? Nicht ganz gewiss.

Es ist ein Witz, dass ausgerechnet Prior sich kritisch des Themas CE/Ochner/ VMR Strategie Quadrat annimmt. Vom Stern in Verkennung der wahren Umstände schon am 26. März 1998 als »Deutschlands erster, waschechter Börsenguru« bezeichnet (weitere Attribute: »ein bisschen wie der junge Günther Jauch, nur mit Quäkstimme«, »Guildo Horn der Börse«), geriet Prior später ins Visier des Bundesaufsichtsamts für den Wertpapierhandel (BAWe) und der Staatsanwaltschaft. Anlass war zunächst, dass die Berliner Freiverkehr AG Egbert Prior Lobster-Aktien aus der Emission zugeteilt hatte. Dieser soll die Aktien nach wenigen Tagen mit über einer Million Mark Gewinn verkauft haben – nach Empfehlungen in der 3SatBörse, einer unter Anlegern beliebten Fernsehsendung am Freitagabend.

Dann nahm die Affäre ihren Lauf, aber ganz anders, als die meisten Teilnehmer erwartet hatten: Zunächst stellte die Staatsanwaltschaft das erste Verfahren gegen Prior ein, bei dem es um den Verdacht auf Kursbetrug und Bildung einer kriminellen Vereinigung ging. Grund: unter anderem wegen Verjährung »gemäß hessischem Pressegesetz«, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft hervorhob. Das zweite Verfahren, in dem die Frankfurter Staatsanwaltschaft Prior vorgeworfen hatte, von ihm vorher gekaufte Mobilcom- und SCM-Aktien empfohlen zu haben, endete zunächst mit einem Schein-Sieg von BAWe und Staatsanwalt vor dem Frankfurter Landgericht. Doch das Oberlandesgericht Frankfurt eröffnete erst gar nicht das Hauptverfahren. Das liest sich im BAWe-Jahresbericht 1999 so:

»In dem zu entscheidenden Fall eines Wirtschaftsjournalisten lehnte das Gericht die Eröffnung des Hautpverfahrens ab. Es war der Ansicht, es werde nicht mit der erforderlichen Sicherheit der Nachweis zu führen sein, der Journalist sei zum Zeitpunkt seiner Aktienkäufe bereits entschlossen gewesen, die Papiere in der nachfolgenden Sendung zu empfehlen. Die Bewertung der Indizien habe ergeben, dass zum einen auch andere Gründe als die Empfehlungsabsicht für den Kauf der Aktien maßgeblich gewesen sein könnten und zum anderen der Kursverlauf zwischen eigenem Kauf und Empfehlung diese plausibel erkläre. Die Staatsanwaltschaft legte gegen den Beschluss das Rechtsmittel der sofortigen Beschwerde ein. Diese Beschwerde ist inzwischen durch das Oberlandesge-richt Frankfurt am Main zurückgewiesen worden.«

Prior nannte das Vorgehen des BAWe gegen ihn eine gezielte Kampagne: »Man hat versucht, mich zu kriminalisieren.« Mit dem Vorgehen, so Priors Vorwärtsverteidigung, habe das BAWe von seiner miserablen Bilanz im Kampf gegen Insidergeschäfte ablenken wollen. Eine ähnliche Gegenvorwurf-Strategie benutzt auch Focus-Chefredakteur Markwort gegen den Spiegel – mit dem Unterschied, dass Priors Angriffsobjekt bürokratisch reagiert.

Die darin erkennbare Ohnmacht der Insiderjäger vom BAWe ergibt sich nicht allein daraus oder aus den Vorwürfen Priors. Auch an anderer Stelle in ihrem Jahresbericht müssen sie wohl oder übel zugeben, dass sie offenbar nicht viel ausrichten können: 1999 nahmen sie 39 Untersuchungen gegen Insider neu auf, von denen 13 an die Staatsanwaltschaften abgegeben wurden. Das mag wie eine hohe Quote aussehen, erscheint aber bei Betrachtung weiterer Zahlen in ganz anderem Licht: 1999 gaben die Staatsanwaltschaften 46 Mitteilungen zu abgeschlossenen Insiderverfahren heraus, die sie sämtlich eingestellt hatten.

Unter Staatsanwälten hat sich längst herumgesprochen, dass mit der Behandlung von Verkehrsdelikten viel schneller Karriere zu machen ist als mit dem Vorgehen gegen Insiderverstöße. Eine wesentliche Ursache dafür ist das unter anderem gegen Insider gerichtete Wertpapierhandelsgesetz (WpHG). Es ist 1994 in Kraft getreten, nachdem der ehemalige Gewerkschaftsboss Franz Steinkühler durch ein – damals noch nicht verbotenes – Insidergeschäft aufgefallen war. Dass es mit der heißen Nadel gestrickt ist, bestreitet kaum einer seiner Väter. Wie heiß die Nadel gewesen sein muss, belegen indessen die beiden folgenden Zitate.

Da fabuliert der Tübinger Professor Heinz-Dieter Assmann, prominenter WpHG-Kommentator: »Die Verwertung von Insiderwissen, das nicht geeignet ist, im Falle seines öffentlichen Bekanntwerdens den Kurs des fraglichen Papiers erheblich zu beeinflussen, ist nicht strafbar, auch wenn der dadurch erzielbare Gewinn absolut sicher ist.« Lassen hier etwa von Korff und Prior um die Ecke grüßen, fragen sich so manche Branchenbeobachter. Wenn die beiden Herren gut beraten waren, müssen sie diese Aussage von Assmann aus dem Jahr 1997 offenbar irgendwie beachtet haben.

Auch BAWe-Präsident Georg Wittich machte sich schon 1997 tiefer gehende Gedanken, insbesondere zur Frage, wann Insiderinformationen gemeldet werden müssen und wann nicht: »Ereignisse, deren Konsequenzen noch nicht feststehen, weil ihre Wirksamkeit noch durch andere Umstände oder Gegenmaßnahmen aufgehoben werden kann, sind nicht zu melden.«

Die Aussagen von Assmann und Wittich betreffen zwar primär Aktiengesellschaften, berühren aber auch die Interessensphäre von Journalisten. Denn diese gehören – ebenso wie Finanzanalysten und vor allem Vorstände oder Aufsichtsräte – zum Kreis der Insider, ob sie wollen oder nicht. Insofern hat das WpHG doch etwas bewirkt: Statt, wie früher allzu oft üblich, den Vorstandschef eines Konzerns beim Mittag- oder Abendessen nach einer Pressekonferenz auszufragen und anschließend mit dem neu erworbenen Wissen die Aktien seines Unternehmens zu kaufen, müssen Journalisten nun mit ihren Wertpapiergeschäften warten, bis alles bekannt ist. Sonst laufen sie Gefahr, durchleuchtet zu werden, weil sogar das deutsche Bankgeheimnis – oder das, was von ihm noch übrig geblieben ist – im Fall des Falles nicht mehr gilt.

Womit sich die nächste Frage stellt: Welche Tatsachen sind kursrelevant? Die Deutsche Börse AG hat dazu einen nicht vollständigen Katalog erstellt: zum Beispiel Erwerb oder Veräußerung von wesentlichen Beteiligungen oder Kapitalmaßnahmen, Veränderungen der Dividende oder erhebliche außerordentliche Aufwendungen, bedeutende Erfindungen oder Veränderungen in Schlüsselpositionen eines Untenehmens.

BAWe-Präsident Wittich hat kursrelevante Tatsachen in seiner unnachahmlich unverbindlichen Art wie folgt definiert: »Die Tatsache muss geeignet sein, mit ihrem Bekanntwerden den Börsenpreis erheblich zu beeinflussen. Die Kursveränderung kann nicht an einer bestimmten Prozentzahl gemessen werden, da jedes Wertpapier eine andere übliche Schwankungsbreite hat. Im Einzelnen müssen die Schwere eines Ereignisses sowie die Marktbreite des jeweiligen Wertpapiers berücksichtigt werden.«

Realitätsfremdes Gesetz

Die WpHG-Väter haben den Gesetzestext an zwei wichtigen Trends vorbei formuliert: am rasanten Wachstum des Neuen Marktes und an der Entwicklung der Medien. Klar, denn 1994 gab es noch keinen Neuen Markt, Börsensendungen im Fernsehen beschränkten sich auf den erhobenen WiSo- oder Plusminus-Zeigefinger, und das Internet steckte in den Kinderschuhen. Wenig später war die Bühne frei für die 3satBörse des ZDF, schon nach kurzer Zeit neben diversen n-tv-Highlights so etwas wie eine Kultsendung, weil Anlageexperten im allfälligen Börsenspiel ihre Tipps feilboten, an denen sie dann auch gemessen wurden.

Mit Tippgeber Egbert Prior, flankiert von der Berichterstattung im Stern, erreichte der Kult im Frühjahr 1998 seinen ersten Gipfel – bis Anfang August Bernd Förtsch kam und die Sendung erst richtig aufmischte. Hintergrund: Damit die nötige Spannung aufkommen konnte, bedurfte es neben zwei Vertretern von Banken, Sparkassen oder Brokern, die ihre überwiegend langweiligen Empfehlungen abgaben, auch eines Gurus mit Tipps vom Neuen Markt, von der Wachstumsbörse Nasdaq aus den USA oder von Fall zu Fall sogar aus Russland.

Dafür eignete sich Förtsch wie kaum ein anderer: Gleichzeitig als Berater des DAC-Fonds UI und journalistisch als Herausgeber der Zeitschrift Der Aktionär tätig, servierte er den 3Sat-Zuschauern serienweise heiße Tipps. Sein Fonds wuchs sich zu einer ganzen Fondsfamilie aus, die UI (Universal-Investment-Gesellschaft) profitierte vom DAC-Fonds, und die Depotbank Hauck & Aufhäuser kassierte mit. Die Hotline von Förtsch und das Aktionär-Schwesterblatt Neuer Markt heizten den medienwirksamen Boom zusätzlich an. Wie Prior, so wirbt auch Förtsch heute in allerlei Börsenblättern aggressiv um neue Kunden. Und wie seinerzeit Prior, lässt heute auch Förtsch die Mitbewerber im 3sat-Börsenspiel regelmäßig wie die Deppen aussehen.

Der Mix aus Geldanlage und Medien (oder umgekehrt) ist es, der den entscheidenden Mehrwert in der Performance bringt. Nicht mehr so sehr die Spekulationskunst eines privaten oder institutionellen Anlegers gibt den Ausschlag, ob er an der Börse 10 oder 100 Prozent Gewinn macht, sondern die Psychologie der medienhörigen, geldgierigen Massen. Denn erst diese geben den Kursen – dank Medien – den entscheidenden Push.

Längst vorbei sind die Zeiten, als der Autor eines Tippdienstes, hauptberuflich Redakteur eines angesehenen Blattes, lukrative Nebengeschäfte mit vorgekauften Aktien machte. Oder der Drucker des Tippdienstes vorzeitig orderte, weil er einen Tag Vorsprung vor Normalanlegern hatte. Oder der schlecht bezahlte Wirtschaftsredakteur dankend Aufträge zur Abfassung eines Geschäftsberichts oder zur Schleichwerbung für irgendwelche Produkte annahm, um sein Gehalt aufzubessern – oft mit der pikanten Note, dass er in der Pressekonferenz zum Jahresabschluss die so genannten klugen Fragen stellte.

Systemgrenzen schwinden

Heute sind Tippdienste überwiegend in Verlagskonzerne integriert, Geschäftsberichte laufen über Investor-Relations-Agenturen und werden von den ihnen angeschlossenen Journalisten am Fließband erstellt. Und aus den armen Wirtschaftsredakteuren von einst sind längst Mitglieder von Friends, Family and Funds geworden, einem Zusammenschluss von Insidern, die Aktien aus einer lukrativen Neuemission en gros abnehmen, bevor diese überhaupt erst an der Börse notiert werden.

Die Grenzen zwischen beiden Welten verschwimmen: Medien, die über Wirtschaft und Börse berichten, sind zu festen Bestandteilen von Wirtschaft und Börse geworden: Springer-, ProSieben-, Effecten-Spiegel- und demnächst wohl auch WallstreetOnline-Aktien sind an der Börse zu haben. Michael Kölmel, Chef der Kinowelt Medien AG und Förderer von Kult-Fußballclubs, ist über die Zeitschrift Finanzen mit dem Axel Springer Verlag liiert. Und wenn CE Consumer Electronic-Chef Erich Lejeune im Münchener Regionalfernsehen schon mal seinen Freund Jack White zu Wort kommen lässt, schießt dessen Aktie anschließend in die Höhe.

Die Konsequenz müsste eigentlich lauten: Das WpHG entrümpeln und modernisieren, dem BAWe neue Aufgaben zuweisen oder es – die bessere Lösung – in eine europäische Wertpapieraufsicht integrieren. Doch so weit ist es noch lange nicht, weil gerade erst der Streit über die deutsche Wertpapieraufsicht entbrannt ist und die verschiedenen Aufsichtsämter erst einmal ihre Pfründe sichern wollen.

Also müssen neue Spielregeln oder zumindest Konventionen her. Basis dafür kann das WpHG nur in Ansätzen sein (Paragraf 38 in Verbindung mit Paragraf 14 betreffend das Insiderhandelsverbot).

Den Rahmen müssten die neu gefassten journalistischen Verhaltensgrundsätze des Deutschen Presserats bilden (siehe Kasten auf diesen Seiten). Über diesen Rahmen hinaus sollte sich jeder Verlag verpflichten, seine Redakteure konkret in ein spezifisches Normen- und Kontrollsystem einzubinden, wie dies etwa bei der Verlagsgruppe Handelsblatt schon der Fall ist. Dann bleibt zwar immer noch eine Grauzone übrig, aber sie kann durch ein internes System mehr eingegrenzt werden als durch irgendein Gesetz. Und Journalisten sollten von Verlegern gezwungen werden, Farbe zu bekennen: Ob sie ihrem Beruf nachgehen oder lieber Kaufleute, Tippgeber, Fondsmanager (oder alles in einem) sein wollen.

(http://www.message-online.de/arch3_00/03gbur.htm)

MfG
S_M

Kobban
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

Die Börsengurus kehren zurück

Vor sechs Jahren führten selbsternannte Aktienprofis viele Anleger mit ihren Tips in die Irre. Jetzt gründen sie sogar Fernsehsender

WELTamSONNTAG (23.07.06) - Mister Dausend ist wieder da. Im Frühjahr 2000 machte Bernd Förtsch Furore, als er im Fernsehen der Aktie des Biotechnologieunternehmens Morphosys einen Kurs von 1000 Euro zutraute. Das brachte dem Mann mit dem fränkischen Akzent den Spitznamen ein.

(Quelle und ausführlich weiter lesen: http://www.wams.de/data/2006/07/23/969256.html)

Gast

@ Kobban [#3]

Grundsätzlich kann ich mich dem Beitrag auf der einen Seite voll und ganz anschließen - zum anderen möchte ich allerdings darauf hinweisen, dass jeder Marktteilnehmer Selbst persönlich eigenverantwortlich für sein Geld & sein Investmentdepot ist. Deshalb kann ich diese Kritik an "sogenannte Börsengururs" auch nicht mehr hören ...

Wenn ein Marktteilnehmer wissen will ob sein gegenüber ein wirklich guter Analyst ist sollte er sich natürlich eine Analyse zu einem großen Aktienmarkt machen.

Und welcher Aktienmarkt ist großer als der DOW (siehe Chart unten vom 11.05.2006) ...

fluggerät
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

"Am 1. August geht Bernd Förtsch mit seiner neuen Internet-TV-Tochter, dem Deutschen Anleger Fernsehen (DAF), an den Start. Empfangen kann das Programm jeder, der über einen schnellen Internet-Anschluß und eine gängige Standardsoftware verfügt. Rund 20 TV-Redakteure aus Frankfurt und New York sollen das 13stündige Programm, das sich ausschließlich um Aktien, Fonds und Derivate dreht, wochentags stemmen."

20 Redakteure wollen erstmal bezahlt werden.

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Die Anlagestrategie von Bernd Förtsch

Der Vermögensaufbau-Fonds HAIG ist ein weltweit anlegender flexibler Mischfonds, der Anleihen und Aktien je nach Marktlage optimal gewichtet.

Bei vielen Mischfonds ist eine fixe Quote von Aktien zu Anleihen in den Statuten festgelegt. Im Gegensatz zu diesen Mischfonds hat der Vermögensaufbau-Fonds HAIG kein festgelegtes Verhältnis von Aktien zu Anleihen.

Der Vorteil: in guten Börsenphasen kann der Vermögensaufbau-Fonds HAIG den Aktienanteil bis auf 100 Prozent erhöhen. In schlechten Marktphasen kann der Aktienanteil dagegen komplett abgebaut werden und das Fondsvermögen in Anleihen und Geldmarktpapieren angelegt werden.

http://www.vermoegensaufbau-fonds.de/xist4c/web/Die-Anlagestrategie-des-Vermoegensaufbau-Fonds-von-Bernd-Foertsch_id_6242_.htm
;sessionid=CC23C1BC277A4F84FEA1190DA5EEF3C4

Seine Strategie in Aktien und Anleihen zu inverstieren funktioniert vermutlich noch etwa zwei Monate. Bis dahin will er vielleicht schon sein Geld verdient haben.

Richard Ebert
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

Schade. Heute war's nichts mit dem Start des Programms.

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(01.08.06) - Deutsches Anleger Fernsehen: DAF verschiebt Sendestart - Ein technisches Problem sorgt für eine kurzzeitige Verzögerung des Sendestarts des Deutschen Anleger Fernsehens DAF.

Das Deutsche Anlegerfernsehen DAF verschiebt seinen Sendestart um wenige Tage. Ein technisches Problem hat dazu geführt, dass der Kulmbacher Fernsehsender nicht wie geplant am Dienstag auf Sendung geht. Nach Angaben von DAF-Vorstand Peter Rampp ist das Problem allerdings schon erkannt.

„Wir hätten dem Zuschauer nicht die Qualität bieten können, die er verdient. Der technische Fehler wird aber kurzfristig behoben werden“, so Rampp.

Über das Deutsche Anleger Fernsehen (DAF)

Das Deutsche Anleger Fernsehen sendet wochentäglich von 9.00 bis 22.00 Uhr über das Internet und kann auf dem PC empfangen werden.

Das Programm ist unter der Internetadresse http://www.anleger-fernsehen.de zu erreichen. Für den Empfang des Programms sollte beim Zuschauer zumindest ein ISDN-Anschluss vorhanden sein, noch besser ist eine DSL-Verbindung. Über eine intelligente Abfrage bietet DAF drei oder vier verschiedene Bandbreiten an. Für die Wiedergabe genügt eine Standard-Mediensoftware wie etwa der Windows Media Player von Microsoft.

Über die Börsenmedien AG

Das Kulmbacher Verlagshaus Börsenmedien AG hat sich seit seiner Gründung im Jahr 1989 (damals noch unter dem Namen Börsenbuchverlag) mit einer Vielzahl von Print- und Online-Produkten rund um das Thema Börse einen Namen gemacht. Bekannteste Publikation der Börsenmedien AG ist das wöchentlich erscheinende Börsenmagazin DER AKTIONÄR. Daneben verlegt das Haus noch Finanzbücher von Autoren wie André Kostolany, George Soros, Larry Williams und James Cramer.

Kobban
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

„Deutsches Anleger Fernsehen“ (Kulmbach crossmedial) - oder wie man sich selbst vermarktet

Der Optimist im Hinter- und Vordergrund

(04/05.08.06) - Aus Kulmbach kommt auch der erste Gast bei „DAF Depot“. In dieser Sendung läßt sich kein Geringerer als Bernd Förtsch über sein Echtgeld-Depot aus, das er „vor wenigen Tagen bei Flatex eröffnet hat“, wie der Moderator sagt. Förtsch wird als „Fondsadvisor Vermögensaufbau Fonds HAIG“ vorgestellt.

Gleichfalls erwähnt wird, daß der Interviewpartner obendrein der Vorstand der Muttergesellschaft des DAF ist (siehe dazu die Richtigstellung am Ende des Textes). Zu Förtschs Börsenmedien AG gehört nicht nur der erwähnte Fonds, sondern auch die Börsenzeitschrift „Der Aktionär“. Und Flatex, der Online-Broker. Und DAF, das Anlegerfernsehen.

Förtsch ist ein Optimist. Sonst hätte er das DAF nie hochgezogen oder sich getraut, Online-Broker wie Comdirect oder die DAB Bank herauszufordern. Auch bei manchen Aktien gibt er sich optimistisch. Ins Depot genommen hat er etwa Softbank, eine japanische Aktie, die in diesem Jahr mehr als die Hälfte ihres Wertes eingebüßt hat. Außerdem liegt Porsche im Portfolio. Die Analysten von Credit Suisse hätten ihre „Outperform“-Einstufung für die Aktie gerade erst bestätigt und ein Kursziel von 1.000 Euro genannt. Derzeit kostet die Aktie etwa 780 Euro. Bei dieser Aktie sei man also „auf der sicheren Seite“, sagte Förtsch.

Mit der Zahl 1.000 hat es bei Förtsch eine besondere Bewandtnis. Als „Mister Dausend“, verspotteten ihn seine Gegner, schrieb einst die Zeit, weil Förtsch seinerzeit „im Fernsehen mit breitem Akzent das Kursziel der Morphosys-Aktie auf 1.000 Euro hochschraubte“. Mehr als 360 Euro wurden es nicht, dafür stand die Aktie rund zwei Jahre später bei 4,77 Euro. So schlimm dürfte es bei Porsche gewiß nicht kommen.

Durchaus lehrreich

Vom „Deutschen Anleger Fernsehen“ läßt sich einiges lernen - zum Beispiel über crossmediale Vermarktung: Zu Gast bei der Interviewsendung „DAF Q&A“ ist Daniel Evensen, Ressortchef für Fonds beim „Aktionär“. Der „Aktionär“ berichtet Ende Juli auf zwei Seiten über das „Deutsche Anleger Fernsehen“. Flatex wirbt im DAF, in DAF-Sendungen verweisen Moderatoren auf den Online-Broker. So bedankt sich der Moderator bei Förtsch, daß er den Zuschauern Einblick gewährt hat in sein „Realdepot beim Online-Broker Flatex“.

Durchaus lehrreich also, das Deutsche Anleger Fernsehen. Wer allerdings etwas über die Finanzmärkte lernen will, der braucht das DAF nicht.

Richtigstellung

Ursprünglich wurde an dieser Stelle behauptet: „Daß der Moderator seinen eigenen Chef interviewt, sagt er nicht.“ Richtig ist, daß Bernd Förtsch zwar als Vorstand der Börsenmedien AG auch Eigentümer des DAF ist. Vorgesetzter des Moderators aber ist DAF-Vorstand Peter Rampp. Überdies wird, wie oben bereits berichtigt, die Beziehung zwischen dem DAF und Bernd Förtsch auch im Rahmen des Interviews im Programm des DAF offengelegt.

aus: faz, http://snipurl.com/ug6j

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